Österreich vs. Nordmazedonien: Welche ÖFB-Spieler haben Sie überzeugt?

Österreich in der Einzelkritik: Überragender Alaba, wackliger Bachmann

Letztendlich war es ein sporthistorischer Sonntag. Österreichs Fußballteam hat im siebenten Versuch zum ersten Mal ein Spiel bei einer EM-Endrunde gewonnen. Es geschah vor 9.082 Zuschauern (13.000 wären erlaubt gewesen) im Bukarester Nationalstadion. Und es war ein verdientes 3:1 gegen Nordmazedonien. Die Chancen, Gruppe C zu überstehen, sind drastisch gestiegen.

Der eingewechselte Marko Arnautovic setzte den Schlusspunkt.
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Marko Arnautovic hatte versprochen, "110 Prozent zu geben". Er konnte das allerdings nicht zeigen, der 32-jährige Superstar (auf Österreich bezogen) begann auf der Bank. Und da reichen auch 40 bis 50 Prozent. Die Reservistenrolle hatte sich bereits seit Tagen im Base Camp in Seefeld abgezeichnet.

Arnautovic litt an muskulären Problemen im Oberschenkel, war bei der Generalprobe in Wien gegen die Slowakei (0:0) eine halbe Stunde im Einsatz. Eine EM besteht ja im schlimmsten Fall aus drei Partien. Teamchef Franco Fodas Entscheidung war durchaus nachvollziehbar. Bei allem Respekt vor Debütant Nordmazedonien, der Nummer 62 und somit dem am niedrigsten eingestuften Team im Turnier. In der Quali wurde 4:1 und 2:1 gewonnen.

Das Verletzungsrisiko wäre zu hoch gewesen, es warten ja noch die Niederlande und die Ukraine. Sollte sich das Match gegen den Underdog zäh gestalten, könnte ja, so der Plan, Arnautovic eingewechselt werden, für Belebung und im Idealfall für die Entscheidung sorgen. Kapitän David Alaba agierte als Abwehrchef zentral in der Dreierkette, da hat sich Foda etwas Neues einfallen lassen.

Auch eingewechselt, auch getroffen: Michael Gregoritsch.
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Bei seinem Ex-Klub Bayern München nahm der Neo-Real-Madrider diese Position regelmäßig ein, sie ist also etwas Altes für ihn. Alaba sollte aus der Tiefe für den Aufbau der Aktionen sorgen. Ums defensive Mittelfeld kümmerten sich Xaver Schlager und Konrad Laimer, für die Offensive war der große Rest zuständig. Die Nordmazedonier traten exakt mit jener Elf an, die Ende März in der WM-Quali sensationell Deutschland 2:1 geschlagen hatte.

Sehenswert

Die Partie war zunächst kein Leckerbissen, eine Neutralisation. Der Underdog stand tief, der Favorit konnte damit wenig anfangen, der Kreativität waren Grenzen gesetzt. Bis zur 18. Minute: Eine geniale Flanke vom starken Marcel Sabitzer aus dem Halbfeld, Stefan Lainer, der auf der rechten Seite zwischen Defensive und Offensive pendelte, trifft aus spitzem Winkel mit dem rechten Fuß volley zum 1:0. Prädikat sehenswert.

Nach 334 Minuten war Österreichs Torflaute beendet. Lainer zeigte im Jubel ein Leiberl her, auf dem geschrieben stand: "Stay strong Eriksen". Sasa Kalajdzic hatte dann eine gute Chance (22.), der Knoten schien gelöst. Oder doch nicht.

Lainer eröffnete das Spektakel mit einem herrlichen Treffer zum 1:0.
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28. Minute, eine Slapstickszene: Martin Hinteregger schießt Sabitzer an, der Ball fliegt Richtung eigenes Tor, Keeper Daniel Bachmann ist völlig desorientiert, lässt den Ball aus, der 37-jährige Goran Pandev schiebt zum 1:1 ein.

Es war sein 38. Treffer im 120. Einsatz. Bachmann reklamiert Foul, der VAR greift nicht ein. Österreich blieb trotz des Schocks leicht überlegen. 42. Minute: Aleksandar Dragovic lernt den Ellbogen von Aleksandar Trajkovski kennen, der Nordmazedonier sieht Gelb.

Dragovic konnte nicht mehr weitertun, Philipp Lienhart ersetzte ihn nach der Pause in der Innenverteidigung. Und Arnautovic wärmte auf. 58. Minute: Arnautovic und Michael Gregoritsch kommen, Kalajdzic und Christoph Baumgartner gehen. Und es gab in der Tat eine Belebung. 64. Minute: Flanke Arnautovic, Kopfball Gregoritsch, Goalie Dimitrievski pariert glänzend. Der Druck wurde weiter erhöht und belohnt.

77. Minute: Butterweiche Flanke von Alaba (er wurde zum "Man of the Match" gewählt), Gregoritsch spitzelt den Ball zum 2:1 ins Netz. Sein fünftes Tor im Team, auch er gedachte Eriksens. 89. Minute: Ein Fersler von Laimer zu Arnautovic, der vollendet die Belebung zum 3:1, Teamtor Nummer 27. Foda hat diesmal alles richtig gemacht. Die Statistik wies Österreich ebenfalls als klaren Sieger aus: 60 Prozent Ballbesitz, 11:7 Schüsse, 4:0 Corner, 597:349 Pässe.

Noch am Abend flog das Team zurück nach Seefeld. Die Fortsetzung folgt am Donnerstag in Amsterdam gegen die Niederlande. Der Druck ist geschrumpft. (Christian Hackl; 13.6.2021)

Die STANDARD-Spielanalyse mit Ex-Admira-Trainer Klaus Schmidt.
DER STANDARD

Fußball-EM, Gruppe C, 1. Runde, Sonntag

Österreich – Nordmazedonien 3:1 (1:1)
Bukarest, Arena Nationala, 9.082, SR Ekberg (SWE)

Tore:
1:0 (18.) Lainer
1:1 (28.) Pandev
2:1 (78.) Gregoritsch
3:1 (89.) Arnautovic

Österreich: Bachmann – Dragovic (46. Lienhart), Alaba, Hinteregger – Lainer, Laimer (93. Baumgartlinger), Sabitzer, X. Schlager (94. Ilsanker), Ulmer – Kalajdzic (59. Arnautovic), Baumgartner (58. Gregoritsch)

Nordmazedonien: Dimitrievski – S. Ristovski, D. Velkovski, Musliu (86. M. Ristovski) – Nikolov (63. Bejtulai), Bardhi (82. Trickovski), Ademi, Elmas, Alioski – Pandev, Trajkovski (63. Kostadinov)

Gelbe Karten: Lainer bzw. Trajkovski, Alioski