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Am Wochenende noch beim G-7-Treffen in Cornwall, ab Montag in Wien: Südkoreas Präsident Mooen Jae-in und seine Ehefrau Kim Jung-sook.

Foto: AP/Adrian Dennis

Shin Chae-hyun ist seit 2019 Südkoreas Botschafter in Österreich.

Foto: Botschaft der Republik Korea

Österreich und Südkorea – beides eher kleine Länder, aber wirtschaftsstark in den Regionen. Welche Kooperationen es gerade in Pandemiezeiten gibt, darüber spricht Botschafter Shin Chae-hyun mit dem STANDARD anlässlich des am Montag beginnenden Staatsbesuchs von Südkoreas Präsident Moon Jae-in.

STANDARD: Am Anfang der Pandemie war Südkorea sehr schnell sehr stark betroffen, auch in Österreich gab es mit Ischgl folgenschwere Cluster. Gab es Koordination bei der Bekämpfung der Krise?

Shin: Präsident Moon Jae-in und Bundeskanzler Sebastian Kurz haben im April 2020 bei einem Telefonat gemeinsame Präventionsmaßnahmen gegen das Coronavirus sowie eine Zusammenarbeit in der Bildungspolitik besprochen. Es kam daraufhin zu einem Informations- und Datenaustausch, mit dem Ziel, die Gesundheit und Sicherheit der Bürger zu schützen. Österreich hat als Partner Koreas mit ähnlichen Maßnahmen wie wir erfolgreich dem Coronavirus gegengesteuert und genießt hohes Ansehen als erfolgreiches Land bei der Eindämmung der Pandemie.

STANDARD: Wie eng ist heute der Kontakt, um das Virus global einzudämmen?

Shin: Präsident Moon und Kanzler Kurz waren sich im April 2020 einig, dass für die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten die Solidarität und Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft erforderlich ist. Beide Staaten unterstützen den internationalen Beitrag zu einem fairen Zugang zu Impfstoffen, im Speziellen die Zusammenarbeit auf multilateraler Ebene, die für das endgültige Ende der Pandemie erforderlich ist. Korea hat die Covax-Impfinitiative anfänglich mit einem Beitrag von zehn Millionen Dollar unterstützt und Österreich hat ebenfalls einen Beitrag geleistet.

STANDARD: Welche Arten der Kooperation bezüglich Impfstoffe gibt es?

Shin: Momentan steigt die Impfrate in beiden Ländern, was bedeutet, dass wir in naher Zukunft die nächste Phase erreichen werden, in der vor allem gegenseitige Besuche und Freiheiten im Alltag wieder ermöglicht werden. Obwohl es zurzeit keine Notwendigkeit zur bilateralen Zusammenarbeit im Bereich Impfstoffe gibt, werden wir wie bisher in engem Austausch miteinander bleiben.

STANDARD: In Österreich denkt man bei Südkorea schnell an Hightech und Innovation. Wie interessant ist Österreich für Ihr Land?

Shin: Korea ist eine entwickelte Wirtschaftsnation, die in Bereichen wie der innovativen Informations- und Kommunikationstechnologie wie 5G, Halbleiter und E-Autos den globalen Standard setzt. Es verfügt auch über eine hohe Kompetenz in der Industrialisierung und Kommerzialisierung sowie in der Forschung und Entwicklung. Ich hoffe, dass ein ausgewogener Mix bestehend aus dieser Kompetenz Koreas und der österreichischen Wettbewerbsfähigkeit in der Grundlagenforschung zu Synergieeffekten führt. Damit können wir gemeinsam die Ära der vierten industriellen Revolution voranbringen. In Korea produzierte E-Autos nahmen auf dem österreichischen Markt letztes Jahr Platz zwei ein. Jüngst wurden Großinvestitionen von 1,2 Milliarden Euro von koreanischen Unternehmen im Bereich Auto-Akkus und Scheinwerfer getätigt.

STANDARD: Südkoreas Wirtschaft hat bereits wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Wie erklären Sie sich das?

Shin: Korea ist das siebtgrößte Exportland der Welt und hat seine Stärke auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologie. Aufgrund der Zunahme von Online-Aktivität während der Pandemie wuchs auch die Nachfrage an IT-Produkten, was zu einem Zuwachs der Ausfuhren führte. Präsident Moon plant Investitionen in Höhe von 180 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2025, um seine zentralen Vorhaben des "Digital New Deal" und des "Green New Deal" umzusetzen. Damit wird nicht nur dem Klimawandel gegengesteuert, sondern auch der Grundstein für nachhaltiges Wachstum gelegt. Diese politische Schwerpunktsetzung Koreas hat mit österreichischen Initiativen wie #mission2030 und Digital Austria vieles gemeinsam. (Anna Sawerthal, 14.6.2021)