David Alaba wurde von der Uefa zum Mann des Spiels ausgezeichnet.

Foto: imago images/Sven Simon

Österreichs Start in die EM ist gelungen. Trotz eines Torgeschenks an Debütant Nordmazedonien fuhr Rot-Weiß-Rot mit 3:1 den ersten Sieg bei einer Europameisterschaft ein. Drei ÖFB-Kicker spielten dabei zentrale Rollen: David Alaba, der als zentraler Innenverteidiger in der Dreierkette glänzte wie in besten Bayern-Zeiten, Zauberfuß Marcel Sabitzer und der offensiv wie defensiv geforderte Stefan Lainer.

DANIEL BACHMANN (Tor): Ließ den Ball beim Gegentor aus, lieferte bei einem Rückpass einen verzichtbaren Schreckmoment (49.). Kam schnell aus dem Tor, als Nikolov Ulmer entwischte (63.) In den Spielaufbau kaum involviert, durfte sich für seine Arbeit mit dem Ball zweimal etwas von Kapitän Alaba anhören.

ALEKSANDAR DRAGOVIC (Innenverteidiger, zur Pause ausgewechselt): Mehr Schärfe hätte einigen seiner Pässe gutgetan. Gegen den Ball stabil.

PHILIPP LIENHART (Innenverteidiger, zur Pause eingewechselt): Wurde direkt nach seiner Einwechslung von seinen Kollegen mehrfach in die Bredouille gebracht und war dabei stets hellwach.

DAVID ALABA (Innenverteidiger): Erstmals im ÖFB-Team als zentraler Innenverteidiger. Machte hier eines seiner besten Spiele: Geduldig im Aufbau, stabil beim Absichern. Wurde von seinen Abwehrkollegen ständig gesucht. Besserte einen kurzen Schreckmoment gedankenschnell selbst aus. Blieb bis zur Schlussviertelstunde diszipliniert hinten, legte bei seinem ersten Ausflug mit einer perfekten Flanke das 2:1 auf. Die Statistiken des Kapitäns waren überragend: 93 seiner 99 Pässe kamen an, zudem gewann er alle drei Zweikämpfe.

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David Alaba hatte nicht nur Teamkollege Marko Arnautovic im Griff.
Foto: Robert Ghement/Pool via AP

MARTIN HINTEREGGER (Innenverteidiger): Bekam links in der Dreierkette Räume im Spielaufbau, konnte die selten nutzen. Sein unnötiger Versuch einer Außenrist-Klärung führte zum Gegentor. In mehreren Zweikämpfen ungestüm, in den entscheidenden Zweikämpfen aber zur Stelle.

XAVER SCHLAGER (defensives Mittelfeld, in der 94. Minute ausgewechselt): In Halbzeit eins weniger am Spielaufbau beteiligt, in Halbzeit zwei gefragter. Einige technische Unsauberkeiten, sein einziger Schuss riss ab (69.).

KONRAD LAIMER (zentrales Mittelfeld, in der 93. Minute ausgewechselt): Viel mit dem Aufreißen von Räumen beschäftigt, immer wieder zwischen den Linien unterwegs, musste so auch viele leere Meter machen. Bei mazedonischen Gegenstößen war ihm wie gewohnt kein Sprint zu lang. Traumhafter Fersler-Assist zum 3:1. Bewies in der Nachspielzeit bei einem Konter seine Ausdauer, blieb im eins gegen eins aber an Goalie Goalie Dimitrievski hängen.

JULIAN BAUMGARTLINGER (zentrales Mittelfeld, in der 93. Minute eingewechselt): zu kurz eingesetzt.

STEFAN ILSANKER (zentrales Mittelfeld, in der 94. Minute eingewechselt): zu kurz eingesetzt.

ANDREAS ULMER (linkes Mittelfeld): Über seine linke Seite war insbesondere in Halbzeit eins weniger Betrieb als über die rechte. Hatte offensiv keinen guten Tag und schien seinen Platz in vielen Szenen zu suchen. Passte bei einem Lochpass auf Nikolov (63.) nicht genug auf.

STEFAN LAINER (rechtes Mittelfeld): Ein Dauerbrenner der Ära Foda brachte die Führung: Stefan Lainer, der aus der zweiten Reihe in den Strafraum startet. Der rechte Außenspieler traf mit einem herrlichen Ballkontakt. Ließ auch defensiv gegen den gefährlichen Alioski nichts anbrennen, musste gegen den Blondschopf im Finish noch eine Prachtgrätsche auspacken (84.). Tat bei einem Konter seine taktische Pflicht und holte sich Gelb ab (85.).

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Marcel Sabitzer kippte im Spielaufbau oft zur Seite ab.
Foto: Mihai Barbu/Pool via AP

MARCEL SABITZER (offensives Mittelfeld): Dreh- und Angelpunkt. Holte immer wieder Bälle von hinten, um die mazedonische Mauer aus der Reserve zu locken. Immer wieder ideale Hereingaben. Gewohnt stark im Zurückarbeiten gegen den Ball.

CHRISTOPH BAUMGARTNER (Stürmer, in der 58. Minute ausgewechselt): Wurde trotz seiner 1,78 Meter anfangs auch oft mit hohen Bällen gesucht, konnte die durchaus respektabel verarbeiten. Offensiv mit sehr wenigen Glanzlichtern, da er fast nie ins Dribbling kam. Zu selten lief ein Angriff bis zu ihm flüssig.

SASA KALAJDZIC (Stürmer, in der 58. Minute ausgewechselt): Anfangs immer wieder am richtigen Ort, wenn einem Gegenspieler der Ball wegsprang. Ließ nach Sabitzer-Flanke eine Großchance aus (22.). Mehrere Ballverluste, weil er dem Ball nicht konsequent entgegenging. Sicherte als Zielspieler wenige Bälle.

MARKO ARNAUTOVIC (Stürmer, in der 58. Minute eingewechselt): Lieferte seinen erhofften Genieblitz in der 90. Minute und vollendete den Doppelpass mit Laimer ganz abgebrüht. Strahlte zwar Ruhe aus, sein berüchtigtes Am-Ball-stehen-und-Schauen tat den Angriffen nicht immer einen Gefallen.

MICHAEL GREGORITSCH (Stürmer, in der 58. Minute eingewechselt): Herrliche Kopfballverlängerung, die Dimitrievski aber stark parierte (64.). Beim Siegestor eiskalt. Mit Arnautovic und Gregoritsch wurde das ÖFB-Team gefährlicher.

FRANCO FODA (Teamchef): Überraschte mit der Formation wohl auch den Gegner. Foda konnte David Alaba offenbar endlich zu einer für ihn passenden Position bewegen. Den Neo-Real-Star als Ballverteiler von hinten hatte der Teamchef im Vorbereitungsspiel gegen die Slowakei getestet, ihn damals aber als Sechser "getarnt". Überlegte sich einen Matchplan, mit dem Österreich einen nicht zu unterschätzenden Gegner dominierte – symptomatisch, dass Nordmazedonien nur durch zwei kapitale individuelle Fehler in derselben Szene zu einem Tor kam. In Ballbesitz täte der Mannschaft noch der eine oder andere geübte Ablauf gut, hier war das Spiel über weite Strecken statisch, insbesondere im Angriffsdrittel herrschte ratlose spielerische Leere. (Martin Schauhuber, 13.6.2021)

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