Christian Eriksen wurde viermal Dänemarks Fußballer des Jahres.

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Eine gespenstige Stille durchzog das Parken-Stadion in Kopenhagen. Der dänische Spielmacher Christian Eriksen war am Samstagabend im EM-Spiel gegen Finnland kollabiert und musste reanimiert werden. Die ganze Fußballwelt blickte auf ihn.

Sportlich ist Eriksen für seinen besonderen Blick auf dem Spielfeld bekannt. Übersicht kann man nicht lernen, entweder man hat sie oder nicht. Eriksen hat sie, findet die kleinste Lücke in Abwehrreihen für den entscheidenden Pass. "Er hat Augen im Rücken. Wenn du denkst, er sieht dich nicht, sieht er dich", sagte sein Ex-Trainer Frank de Boer.

Deshalb galt der beidfüßige Däne bereits in seiner Kindheit als großes Talent. Topklubs jagten ihn, etwa Chelsea. Aber die Größe des Klubs schreckte ihn ab. "Ich war ja nur ein ruhiger Junge aus Middelfart, der so etwas nicht kannte." Eriksen wechselte aus seiner Heimat zu Ajax Amsterdam und führte den Klub 2011 zum ersten Meistertitel seit sieben Jahren, zwei weitere folgten.

2013 übersiedelte Eriksen doch noch nach London – zu Tottenham. Die Spurs entwickelten sich mit ihm als Taktgeber zu einem Topklub, erreichten 2019 das Champions-League-Finale. In Dänemark liebten sie den Regisseur bereits lange davor. 2010 debütierte er gegen Österreich im Nationalteam, 108 Länderspiele folgen. Mit einem Hattrick gegen Irland schoss er "Danish Dynamite" im Alleingang zur WM 2018. Die Tagezeitung Ekstrabladet feierte "König Christian".

Vater zweier Kinder

Dabei steht der Kicker nicht gerne im Fokus, er gilt als schüchtern. Seine Eltern, beide selbst fußballaffin, lehrten ihn Bodenständigkeit, sein Vater war Verkaufsleiter im Autogeschäft. Eriksen will sportlich auf dem Platz, nicht abseits davon auffallen. Da kümmert er sich lieber um Freundin Sabrina Kvist Jensen und seine zwei Kleinkinder.

Seit 2020 spielt Eriksen bei Inter Mailand, kam anfangs unter Trainer Antonio Conte aber nicht zum Zug. Erst heuer etablierte er sich in einer defensiveren Rolle im Mittelfeld. Inter wurde Meister. Und Conte schwärmt: "Wir alle in der Kabine lieben ihn, denn er ist ein sehr anständiger Mensch – vielleicht sogar ein bisschen zu sehr."

Da verwundert es nicht, dass sich Eriksen noch im Krankenhaus in der Inter-Chatgruppe meldete. Er beruhigte seine Mitspieler und sagte, er werde bald zurück sein. Wenn dies gelingt, wird er wieder ein Blickfang sein – als Weltklassefußballer. (Andreas Gstaltmeyr, 13.6.2021)