In den vergangenen sieben Tagen wurden österreichweit durchschnittlich 86.700 Impfungen pro Tag verabreicht.

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Wien – Alle Impfwilligen in Österreich sollen bis Ende Juni zumindest ihren Erststich erhalten. Diese große Ankündigung der Bundesregierung unter Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wird sich nicht umsetzen lassen. Erklärt wurde das zuletzt mit einer gestiegenen Impfbereitschaft sowie der Zulassung der Impfung für Zwölf- bis 15-Jährige. Dazu kommen aber auch weiterhin signifikante kurzfristige Lieferverzögerungen. Vor allem viele Junge müssen aufgrund des Impfstoffmangels wohl noch wochenlang auf ihre Erstimpfung warten. In Wien etwa können aktuell im allgemeinen Bereich – abseits von speziellen Programmen wie Betriebsimpfungen – nur Personen, die älter als 50 Jahre sind, Termine buchen.

Immerhin: Die Situation könnte trister sein. Laut dem aktuellen Dashboard des Gesundheitsministeriums wurden bis dato mehr als 5,82 Millionen Impfdosen an die Impfstellen der Bundesländer geliefert. Verimpft wurden aber mit Stand Montag bereits mehr als 6,28 Millionen Dosen – also um rund 460.000 Impfungen mehr, als geliefert wurden.

Wie das? Die aktuell verwendeten Covid-19-Impfstoffe werden in Flaschen (Vials) geliefert. Aus diesen können je nach Herstellerangabe zwischen sechs (Biontech/Pfizer) und zehn Impfdosen (Astra Zeneca) gezogen werden. Mit speziellen Feindosierungsspritzen können Fachkräfte laut Ministerium aber zusätzliche Impfdosen ohne Qualitätseinbußen aus den gelieferten Vials gewinnen – also sieben bzw. elf Dosen pro Vial. Dank des Spardorns und der Fachkräfte waren das bisher 460.000 Impfungen zusätzlich. Die zusätzlichen Impfungen werden als "off-label use" bezeichnet, die Verantwortung dafür liegt laut Gesundheitsministerium bei den Impfstellen.

Lieferverzögerungen bei Biontech/Pfizer

Damit lässt sich zwar die Impfgeschwindigkeit leicht erhöhen. Den aktuellen Impfstoffmangel lindert das aber nur bedingt. Dazu kommen auch kurzfristige Lieferverzögerungen, die Auswirkungen auf die Impfpläne der Bundesländer haben: Biontech/Pfizer, der zuverlässige Motor der Impfkampagne in Österreich, lieferte vergangene Woche um knapp 60.000 Impfdosen weniger als angekündigt.

Dieses Minus gibt es auch diese Woche. Nächste Woche sollten sogar fast 120.000 Dosen weniger ankommen: "Nach neuesten Informationen", wie es am Montag aus dem Gesundheitsministerium zum STANDARD hieß, wird in der Kalenderwoche 25 aber "bereits wieder regulär geliefert werden". Das Minus in den bisherigen Juni-Wochen soll sich dann bis Ende Juni, Anfang Juli wieder ausgleichen.

Zwölf Prozent der unter 25-Jährigen erst mit einer Impfung

Mit Stand Montag haben rund 53 Prozent der impfbaren Personen über zwölf Jahren zumindest einen Erststich erhalten, das sind 4,2 Millionen Menschen. Einen vollständigen Impfschutz haben 27 Prozent. Zuletzt wurden am Sonntag nur 37.000 Personen geimpft.

Allerdings sind vor allem die Jüngeren noch stark unterrepräsentiert: Nicht einmal zwölf Prozent der unter 25-Jährigen in Österreich haben bereits einen Erststich erhalten. Bei den 25- bis 34-Jährigen haben zwei von drei Personen noch gar keine Erstimpfung.

Bis Ende Juni – beziehungsweise bis zum Ende der Kalenderwoche 26 am 4. Juli – erwartet das Gesundheitsministerium laut Dashboard weiterhin die Lieferung von knapp 2,6 Millionen zusätzlichen Impfdosen. Bis Ende des zweiten Quartals sollten es insgesamt 8,95 Millionen Dosen sein, wie es auf STANDARD-Anfrage hieß. (David Krutzler, 14.6.2021)