Die Maske hat in der Schule ausgedient – zumindest vorerst.

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Ab Dienstag gehört die Maskenpflicht in der Schule – zumindest vorerst – der Vergangenheit an. Allerdings nur am Sitzplatz während des Unterrichts, im Schulgebäude muss weiterhin Maske getragen werden. Das haben Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Samstag in einer Aussendung bekanntgegeben.

Der Mikrobiologe Michael Wagner von der Universität Wien mahnte am Montag allerdings zur Vorsicht, wie die APA berichtete. Die aktuelle Corona-Lage bereite ihm zwar derzeit weniger Sorgen, problematisch würde es aber, wenn sich das Bild im Herbst ändere und die jetzt "gut funktionierende Maßnahme" des Maskentragens im Unterricht ab der fünften Schulstufe schwieriger wieder einzuführen sei, betonte der Leiter der Schul-Gurgelstudie.

Stabile Lage durch Testungen

Für Wagner ist das "international beispielgebende" verpflichtende Testen an Schulen in Kombination mit dem gestaffelten Maskentragen – Volksschüler mussten Mund-Nasen-Schutz nur abseits ihres Platzes im Schulgebäude tragen, Schüler ab zehn auch am Platz und Schüler ab 14 Jahren FFP2-Masken – habe an Österreichs Schulen das Infektionsgeschehen doch deutlich eingebremst.

Als Grund für die Abschaffung der Maskenpflicht nannte Faßmann am Wochenende "die stabile und weiterhin sinkende Infektionslage". Zudem sei die Positivrate bei den Schultests, die dreimal in der Woche durchgeführt werden, besonders gering. Vergangene Woche waren nur noch 379 von 1,9 Millionen Tests positiv. Getestet wird an den Schulen aber auch noch bis zu den Sommerferien: "Die Schülerinnen und Schüler testen sich weiterhin dreimal in der Woche und sind damit die meistgetestete Bevölkerungsgruppe", betonte Faßmann.

Kooperationen und Singen möglich

In den letzten Schulwochen vor den Ferien sollen auch wieder Kooperationen mit externen Partnern möglich sein. Beim Musik- und Turnunterricht wird es ebenfalls Erleichterungen geben: So darf etwa Sport bei Wahrung des Sicherheitsabstands wieder im Turnsaal stattfinden, und auch Singen und das Spielen von Blasinstrumenten sind bei ausreichendem Abstand wieder erlaubt.

"Die Kinder und Jugendlichen haben sich ein paar letzte Schulwochen verdient, die nun noch ein gutes Stück näher am Normalbetrieb sein werden", reagierte Wiens Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) auf die Ankündigung. Mit dem "ausgereiften Testregime" und der "durchaus erfreulichen Impfquote unter Lehrerinnen und Lehrern" sei Wien auf diese Änderungen gut vorbereitet.

Belastete Schülerinnen und Schüler

Am Montag veröffentlichte die Universität Wien zudem neue Ergebnisse der Studie "Lernen unter Covid-19-Bedingungen". Nachdem bei den ersten Befragungen der Fokus auf der Situation der Schülerinnen und Schüler lag, wurde in der mittlerweile fünften Erhebung auch die Perspektive der Eltern und Lehrpersonen genauer untersucht. Die Fragebögen waren vom 6. April bis 21. Mai 2021 online – eine Zeit, in der der Osten Österreichs zumindest zum Teil im harten Lockdown war.

Lediglich 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler stimmten der Aussage "Ich fühle mich gut" zu. Knapp die Hälfte kreuzte "eher nicht" (27 Prozent) oder "nicht" (20 Prozent) an. Wie auch bei der Erhebung im zweiten Lockdown vor Weihnachten 2020 gaben ältere Schülerinnen und Schüler ein geringeres Wohlbefinden an. "In diesem Alter hat das Treffen mit Freundinnen und Freunden sowie das Sich-Erproben für die Identitätsfindung eine größere Bedeutung als bei Jüngeren", heißt es in dem Papier der Universität Wien. Ein höheres Wohlbefinden gaben wiederum Schülerinnen und Schüler an, die sich selbst kompetenter und beim Lernen unterstützt fühlten.

Mama hilft

Rund 72 Prozent der Schülerinnen und Schüler gaben an, beim Lernen aktuell genug Unterstützung zu bekommen. 20 Prozent fühlten sich hingegen eher nicht, acht Prozent nicht ausreichend unterstützt. Am meisten Unterstützung erhielten Schülerinnen und Schüler laut der Erhebung von ihrer Mutter, gefolgt von den Lehrenden, dem Vater, den Geschwistern und den Großeltern.

Bei einer offen gestellten Frage nach den Herausforderungen gaben viele Schülerinnen und Schüler an, dass ihnen der soziale Kontakt zu Klassenkolleginnen und Kollegen sowie zu Freundinnen und Freunden oder der erweiterten Familie fehle.

Hohe Anforderungen und Zukunftsangst

Auch fühlten sich viele durch hohe schulische Anforderungen (sowohl beim Home-Learning als auch durch Schularbeiten und Tests), das selbstständige Erarbeiten des Lernstoffs und die eigenständige Strukturierung des Alltags sowie den Wechsel zwischen Home-Learning und Präsenzunterricht überfordert. "Viele berichteten über mangelnde Motivation und Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren", heißt es in der Studie. Auch das lange Arbeiten am Computer und die mangelnde Möglichkeit, Sport und Hobbys als Ausgleich zu betreiben, erlebten viele als herausfordernd.

Die Schülerinnen und Schüler berichteten zudem über gestiegene Traurigkeit und Ängstlichkeit, aber auch über die Sorge um die eigene Gesundheit und die Gesundheit der Familie sowie über Zukunftsängste.

Für die Analysen wurden die Antworten von 1.382 Schülerinnen und Schüler mit einem Durchschnittsalter von 14,4 Jahren ausgewertet. 43 Prozent der Befragten besuchten eine allgemeinbildende höhere Schule (AHS), 25 Prozent eine berufsbildende höhere Schule (BHS) und 27 Prozent eine Mittelschule. Fünf Prozent besuchten andere Schulformen. Da die Befragung freiwillig und online stattfand, sei "nicht anzunehmen, dass die Stichproben repräsentativ sind", heißt es im Papier. "Es ist davon auszugehen, dass Risikogruppen eher unterschätzt werden", erklären die Studienautorinnen und der Studienautor.

Auch Eltern belastet

Auch die befragten Eltern fühlen sich selbst überdurchschnittlich stark belastet. So stimmte die Hälfte der Eltern der Aussage "Es gibt Zeiten, wo ich nicht allen Anforderungen gerecht werden kann" zu. 43 Prozent gaben an, dass sie nie Zeit für sich selbst hätten. Als besonders schwierig bezeichneten viele Eltern den Umstand, dass sie ihren Kindern den Kontakt mit Freundinnen und Freunden nicht ermöglichen konnten. Manche Eltern berichteten außerdem von Schwierigkeiten mit der technischen Infrastruktur. Auch war es für einige herausfordernd, die Unterstützung ihrer Kinder beim Home-Learning, das eigene Homeoffice und private Verpflichtungen – etwa im Haushalt – unter einen Hut zu bekommen.

In der Gruppe der Lehrenden gaben mehr als drei Viertel (85 Prozent) an, mehr Stunden als unter Normalbedingungen zu arbeiten. Der Mehraufwand sei vor allem durch administrative Aufgaben, die aufwendigere Unterrichtsvorbereitung und Planung, den hohen Kommunikationsaufwand und Ähnliches entstanden. Rund ein Viertel gab an, sich unter den derzeitigen Bedingungen überfordert zu fühlen. (ook, 14.6.2021)