Der erste Eindruck täuscht: Es handelt sich hier um kein altes iPhone, sondern um eine alte iOS-Oberfläche auf einem modernen iPhone.

Foto: OldOS

Zum Wesen des User-Interface-Designs gehört es, ständigen Änderungen unterworfen zu sein. Das hat mehrere Gründe: Einerseits sind es besser – und größer – werdende Bildschirme, die neue Möglichkeiten schaffen, andererseits wachsen mit neuen Einsatzszenarien auch die Ansprüche der Nutzer stetig. Und natürlich versucht jeder Hersteller "modern" zu wirken, regelmäßige Überarbeitungen sind also alleine schon deshalb kaum zu vermeiden. Besonders deutlich zeigt sich dies im Smartphone-Bereich. Wie viel sich hier in nur einem Jahrzehnt getan hat, demonstriert nun ein 18-jähriger Schüler.

Retro-Gefühle

Mit "OldOS" hat ein unter dem Pseudonym Zane agierender Entwickler eine iPhone-App vorgestellt, die Retro-Gefühle weckt. Wird damit doch iOS 4 praktisch zur Gänge nachgebildet. Vom klassischen Entsperrbalken über die Wetter-App bis zu einer alten Safari-Version gibt es bis ins letzte Pixel all das zu sehen, was das iPhone-Betriebssystem im Jahr 2010 so ausgezeichnet hat.

Damit zeigt sich auch gut, wie sehr sich die Design-Ansätze von Apple mittlerweile verändert haben. Setzte man damals noch auf Skeuomorphismus, also die Nachbildung von realen Objekten, ist man davon mittlerweile praktisch zur Gänze abgekommen. Auch andere Softwarehersteller bevorzugen derzeit abstraktere Konzepte.

Softwarebasis

OldOS wurde mithilfe von Apples SwiftUI entwickelt und ist auf aktuellen Geräten kaum vom Original zu unterscheiden. Gewisse Einschränkungen sind natürlich trotzdem unvermeidlich, so hatte damals jedes iPhone noch einen Home-Button, dieser musste also in Software nachgebildet werden. Zudem gehen einzelne Apps – noch – nicht, allen voran Youtube und Messages.

Die Software ist übrigens vollständig Open Source, damit andere Entwickler davon lernen können. Eingesehen werden kann der Code auf Github.

Warten auf Apple

Trotzdem bleibt abzuwarten, wie Apple darauf reagieren wird. Immerhin werden bei OldOS direkt Designs von früheren iPhone-Versionen kopiert, etwas, das der Hardwarehersteller üblicherweise nicht gerne sieht. So wurde Ende 2019 unter dem Namen Rewound eine App veröffentlicht, die einen iPod nachbildete. Nur wenige Tage später entfernte Apple die App wieder aus seinem Store und verwies dabei auf einen Verstoß gegen die eigenen Regeln.

Wer OldOS ausprobieren will, sollte sich also besser beeilen. Die Verbreitung erfolgt derzeit über Apples Testflight-Programm für Betatests. Wer auf diesem Weg die Retro-App ausprobieren will, sollte wiederum ein Auge auf den Twitter-Account von Zane haben, da er auf diesem Weg regelmäßig neue Einladungen verschickt, die allerdings in ihrer Zahl beschränkt sind. (apo, 14.6.2021)