Corona hat manchen Zeitgenossen arg aufs Gemüt gedrückt. Ausgangssperren da, Eintrittskontrollen dort und physischer Kontakt mit anderen nur, wenn der obligate Lappen im Gesicht hängt. Das hat nicht nur Kraft gekostet, es hat auch die Lebensfreude geschmälert. Ein Teil der verschüttgegangenen kleinen Freuden kommt mit dem Kia Stinger nun zurück.

Zugegeben, es gibt ihn nicht rasend oft zu sehen auf Österreichs Straßen. Aber wenn er zu sehen ist, erfreut sich das Auge daran. Der Stachel, wie Stinger aus dem Englischen übersetzt heißt, ist etwas für Liebhaber schneller und schnittiger Autos; eine dicke Brieftasche kann dabei auch nicht schaden. Menschenscheue Typen sollten besser die Finger davon lassen. Denn die Wahrscheinlichkeit, als Lenker oder Lenkerin dieses Gefährts auf selbiges angesprochen zu werden, ist ziemlich groß.

Vorne die Tigernase, hinten eine große Heckklappe, von vorn bis hinten ein willkommener Beitrag zur Verschönerung des öffentlichen Raums.
Foto: Stockinger

"Der ist aber schön. Schaut nach einem Italiener aus. Wie viel PS?" Das oder Ähnliches bekamen wir auffallend oft zu hören bei unseren Ausfahrten, bewundernde Blicke zugeworfen sowieso. 2017 schon haben die Koreaner mit dem knapp zwei Tonnen schweren Gran Turismo für Aufsehen gesorgt. So ein stimmiges Ding hat ihnen kaum wer zugetraut. Italiener ist der Stinger keiner, vom Design her könnte er aber als solcher durchgehen.

Foto: Stockinger

Der sportliche Koreaner ist jetzt nur mehr in der Topversion als voll ausgestattetes GT-Modell mit Allradantrieb zu haben. Diesel ist out. Für die adäquate Beschleunigung sorgt ein 3,3-Liter-Sechszylinder-Benziner. Und PS? In der aktuellen Version kommt der Stinger auf 366 Pferdestärken, das entspricht 269 kW. Ein Kraftbolzen ist er also geblieben. In 5,4 Sekunden beschleunigt er von null auf 100.

Foto: Stockinger

Dicht am Asphalt

Wer es gewohnt ist, einen SUV zu fahren, muss sich aber umstellen. Statt hinauf geht es beim Einsteigen in den Kia Stinger hinunter. Dafür sitzt man dann bequem in Sitzen, die man gar nicht mehr verlassen möchte. Aktiviert man beim Fahren den Modus Sport plus, blasen sich seitliche Luftpolster auf und geben zusätzlich Halt.

Irgendwann kommt dann doch der Moment, wo man rausmuss. Das ist dann – zugegeben – etwas mühsam. Damit sind aber auch schon die Minuspunkte benannt, zu denen auch der deutlich über 70.000 Euro liegende Preis gehört.

Foto: Stockinger
Grafik: Der Standard

Für das Geld hat das Auto aber außer der feschen Karosserie noch einiges mehr zu bieten. Die Serienausstattung des 4,83 Meter langen Korea-Schönlings reicht von Harman-Kardon-Premium-Soundsystem mit 15 Lautsprechern über Rundumsichtkamera und Head-up-Display bis zu elektrisch einstellbaren Vordersitzen in Nappaleder. Diese lassen sich im Winter heizen und im Sommer kühlen. Das Platzangebot ist vorne wie hinten großzügig, die Bedienelemente sind klar und übersichtlich angeordnet.

Vor allem technologisch haben die Koreaner ihren Spitzenrepräsentanten aufgerüstet. Für das neue Navigationssystem wurde der Touchscreen von 22,2 auf 26 cm vergrößert, Bluetooth-Mehrfachverbindungen und Split-Screen-Funktion beinhalten die Online-Dienste UVO Connect mit dem Service Kia Life sowie der Kia-UVO-App. Sie bieten eine Fülle neuer Funktionen, von Cloud-basierter Online-Navigation bis zu Fahrzeugortung und Letzte-Meile-Navigation per Smartphone.

Neuerungen gibt es auch bei den stillen Helferlein. Ein Totwinkelassistent mit Monitoranzeige gibt per Kamera Einblick in versteckte Winkel und aktiviert bei Bedarf eigenständig die Bremsen. Besonders praktisch: Der adaptive Tempomat registriert auch Tempolimits und drosselt bei Ortseinfahrten die Geschwindigkeit. Spritzigkeit macht aber durstig. Auf knapp elf Liter auf 100 km kamen wir im Testbetrieb. (Günther Strobl, 23.6.2021)