Neugierde und Freude, Neues kennenzulernen, als treibende Kraft: Das Ehepaar Hasler hat mit Mitte 50 ein Masterstudium absolviert.
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Lebenslanges Lernen hat bei Eva und Andreas Hasler einen hohen Stellenwert. Kürzlich, mit Mitte 50, haben beide zur gleichen Zeit ein Masterstudium an der FH Burgenland erfolgreich abgeschlossen.

Andreas Hasler, seit über 20 Jahren in der Finanzbranche tätig, entschied sich für den berufsbegleitenden Masterstudiengang Cloud Computing Engineering, Eva Hasler, seit 20 Jahren in der IT-Branche selbstständig, wählte Business Process Engineering & Management. Die vergangenen zwei Jahre wurde in Wien während der Woche gearbeitet, die Präsenzzeiten an den Wochenenden verbrachten sie in Eisenstadt, der feierlichen Sponsion auf Schloss Esterházy machte Corona zwar einen Strich durch die Rechnung, dennoch sei es für sie eine spannende und abwechslungsreiche Zeit gewesen.

Auf die Entscheidung zu studieren habe das Umfeld unterschiedlich reagiert. "Manche fanden es cool, andere waren eher skeptisch", sagt Eva Hasler. "Aber zum Lernen ist man nie zu alt." Auch scheitern zu können müsse möglich sein, ergänzt sie. Beide hätten schon immer Freude daran gehabt, etwas Neues zu lernen. "Das Alter sollte einen nicht davon abhalten", sagt Andreas Hasler.

Kennenlernen vor 36 Jahren

Im Studium selbst habe das Alter – auch wenn beide in ihren jeweiligen Studienprogrammen die Ältesten waren – keine Rolle gespielt. "Es kann auch ein Vorteil sein, weil man bei manchen Professoren ein anderes Standing hat, als wenn man noch ganz jung ist", sagt Andreas Hasler. Und seine Frau ergänzt: "Als ältere Studierende hinterfragt man das Gesagte oft kritischer." Vor dem Masterstudium absolvierten beide auch einen Bachelor an der FH BFI. Damals zu unterschiedlichen Zeiten, weil das sonst mit dem Familienleben nicht zu vereinbaren gewesen wäre.

Kennengelernt haben die beiden einander vor 36 Jahren, Eva Hasler absolvierte damals ihr Pflichtpraktikum in dem gleichen Wiener Hotel, in dem Andreas Hasler, Absolvent einer Hotelfachschule, damals gearbeitet hat. Vier Jahre später heirateten sie. Nach einigen Zwischenstopps wechselte Andreas Hasler vor 22 Jahren zu einem Finanzdienstleister. Schon früh war er für den Internetauftritt des Unternehmens verantwortlich und absolvierte unterschiedliche Weiterbildungen für diesen Bereich.

Vor gut zehn Jahren war für ihn klar: Um beruflich weiterzukommen, braucht es mehr als nur kurze Weiterbildungsprogramme. Also entschied er sich für das Bachelorstudium Banking & Finance an der FH BFI. 2013 schloss er ab.

Intensive Zeit

"Zeitmanagement und Disziplin waren die größte Herausforderung. Ohne das funktioniert ein berufsbegleitendes Studium nicht", sagt Andreas Hasler. Der Bachelor war vom Lernaufwand intensiver. "Bei einem berufsbegleitenden Bachelor muss man alles andere zur Seite schieben. Aber es lohnt sich. Und es ist erstaunlich, was sich alles ausgeht." Sein Arbeitgeber war anfangs skeptisch, ob sich Beruf und Studium für alle zufriedenstellend ausgehen würden. Die größte Hilfe dabei waren die anderen Studienkollegen, sagt er. Und ohne Unterstützung der Familie – das Paar hat drei Kinder – wäre es nicht gegangen.

Die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf war auch für Eva Hasler entscheidend für den Schritt in die Selbstständigkeit. Nach zwölf Jahren in einem Programmkino machte sie vor 22 Jahren eine Ausbildung zur Webdesignerin und gründete ihre eigene Agentur.

Nach der intensiven Ausbildungsphase ihres Mannes entschied auch sie sich für einen Bachelor im Vollzeitstudium: Projektmanagement in der IT-Branche an der FH BFI. "Das intensive Lernen war am Anfang schon heftig, man muss auch wieder ins Lernen reinkommen, und gerade bei Mathematik und Statistik war mein Wissen schon etwas eingerostet", sagt sie. Aber diese intensive Zeit habe auch den Zusammenhalt mit den Mitstudierenden gestärkt, noch heute trifft sie sich regelmäßig mit ihren damaligen Studienkollegen. Danach folgte gleich das Masterstudium.

Und noch einen positiven Effekt hat das späte Studium für beide. Sie haben mehr Einblicke in die Sorgen und Nöte von Studierenden bekommen und können jetzt ihre beiden älteren Kinder, die ebenfalls studieren, besser verstehen. (Gudrun Ostermann, 18.6.2021)