"Süddeutsche Zeitung": Verbindungen gekappt

"Zu den bemerkenswerten Botschaften des G7-Gipfels gehörte, dass der britische Gastgeber sämtliche Internet- und Mobilfunkverbindungen im Sitzungssaal kappte, als die Staats- und Regierungschefs über das Thema China diskutierten. Damit war eigentlich schon alles gesagt. China wird als derart bedrohlich wahrgenommen, dass ein offenes Wort über den Rivalen um jeden Preis im Kreis der Teilnehmer bleiben musste.

Die chinesische Antwort (...) servierte ein niedrigrangiger Diplomat aus der Botschaft des Landes: Die Zeiten seien vorbei, in denen eine kleine Gruppe von Ländern das Schicksal der Welt bestimme. Da stehen sie sich also gegenüber: Die 'kleine Gruppe von Ländern' und das große China. (...) Retten wir zuerst unseren Wohlstand, oder retten wir das demokratische System? In Wahrheit wird diese Entscheidung (...) in ihrer Absolutheit nicht eingefordert."

"Frankfurter Allgemeine": Nicht tatenlos zusehen

"Die von Joe Biden angeregte Investitionsoffensive in ärmeren Ländern ist das vielleicht wichtigste Ergebnis dieses G7-Gipfels. Sie signalisiert, dass man China nicht länger tatenlos zusehen will, wie es immer mehr Länder in seine Einflusszone zieht. Von einem alternativen Seidenstraßenprojekt lässt sich noch nicht sprechen.

Das Vorhaben bleibt vage, und europäische Länder wie Deutschland haben klargemacht, dass sie das Projekt nicht als Gegenoffensive verstanden wissen wollen, sondern eher als Sichtbarmachung entwicklungspolitischer Initiativen. Unterschiede im Umgang mit Peking – Angela Merkel hob die "kooperative Verbundenheit" mit China hervor – bleiben unübersehbar."

"Neue Zürcher Zeitung": Weiterhin Partner

"Der Elefant am Strand von Cornwall war China. Biden war mit der Hoffnung über den Atlantik gereist, Europa hinter seiner weitgehend von Trump übernommenen Chinapolitik zu versammeln. (...) Doch in der Abschlusserklärung des Gipfels kommt China bloß viermal vor, und das in gänzlich unverbindlicher Weise. Die Europäer hatten im Vorfeld verhindert, dass sich der Gipfel expliziter gegen China richten würde, aus Rücksicht auf die Wirtschaftsbeziehungen mit dem wichtigen Exportmarkt.

Offiziell soll China weiterhin als Partner gelten. Doch wie kann man mit einem Partner zusammenarbeiten, der sich, wie etwa in Hongkong oder im Südchinesischen Meer, systematisch über internationale Vereinbarungen hinwegsetzt? Und wie soll der weltweit mit Abstand größte Emittent von Treibhausgasen zu entschlosseneren Maßnahmen gedrängt werden, wenn dessen Führung aus innenpolitischen Zwängen der Wettbewerbsfähigkeit und dem Wirtschaftswachstum den klaren Vorrang einräumt?"

Protest von Oxfam-Aktivisten anlässlich des G7-Gipfels in Großbritannien.
Foto: AFP/ Adrian Dennis

"De Tijd": Weniger große Großzügigkeit

"Die versprochene Großzügigkeit ist weit weniger groß, als es scheint. Die USA entziehen dem Covax-Fonds, der für die Verteilung des Impfstoffs in Entwicklungsländern zuständig ist, zwei Milliarden US-Dollar, um mit diesem Betrag 500 Millionen Dosen zu kaufen, die sie dann an Covax spenden. Von frischem Geld für Impfstoffe kann also keine Rede sein. (...)

Gesundheitsexperten weisen darauf hin, dass Milliarden Impfdosen benötigt werden, um die Pandemie einzudämmen. (...) Möglichst viele Menschen so schnell wie möglich zu impfen ist kein Akt der Menschlichkeit, sondern ein Akt des Eigennutzes. Die Führer der G7 sollten das wissen."

"Financial Times": "Der Westen ist zurück"

"Die grundlegende Botschaft des G7-Gipfels (...) könnte man mit 'der Westen ist zurück' zusammenfassen. Das Ziel der versammelten Staats- und Regierungschefs war es, Einigkeit, Zielstrebigkeit und Führungsstärke (...) zu zeigen (...). Doch während die in Cornwall versammelten Staats- und Regierungschefs viel Ehrgeiz an den Tag legten, hinterlässt der Gipfel große Fragen darüber, ob die Umsetzung der G7 mit ihrer Rhetorik übereinstimmen wird." (APA/red, 15.6.2021)