Sonntagsöffnung ist kein Rettungsanker für den Handel. Weder lassen sich damit die während der Pandemie verlorenen Umsätze zurückholen, noch wird man damit den Vormarsch internationaler Onlinekonzerne stoppen. Doch die Lebensgewohnheiten der Menschen haben sich geändert, und Corona warf die Spielregeln des Konsums über den Haufen.

Österreich darf sich Debatten über eine liberalere Ladenöffnung nicht entziehen.
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Österreich darf sich Debatten über eine liberalere Ladenöffnung nicht entziehen. Europaweit ist die Lust an zeitlich unbegrenztem Shoppen zwar vielerorts abgeflacht. Will Wien als Reisedestination international jedoch mithalten, wird an einer Tourismuszone, wie sie in allen anderen Bundesländern Praxis ist, kaum ein Weg vorbeiführen. Es ist Job der Politik, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, bei denen so wenige Betriebe und Beschäftigte wie möglich unter die Räder kommen.

Illusionen darf sich ob etwaiger Lockerungen keiner hingeben. Der Preis dafür ist hoch, und diesen zahlen nicht nur die 500.000 Angestellten des Handels. Für die meisten unter ihnen ist stärkere Liberalisierung eine Hiobsbotschaft. Viele arbeiten schon jetzt am Anschlag, Freiwilligkeit ist in weiten Teilen der Branche ein Lippenbekenntnis. Für Unternehmer ist zusätzlicher Umsatz teuer erkauft: Leisten können sich hohe Zuschläge nur Geschäfte in guten Lagen. Mit Entschleunigung ist es bei Handel sieben Tage die Woche vorbei: Der freie Sonntag als soziale Errungenschaft ist damit endgültig verloren. (Verena Kainrath, 15.6.2021)