Eines vereint alle großen privaten Medienmacher. Sie wissen über die Interessen und oftmals unbewussten Bedürfnisse ihrer Medienkonsumenten auch ohne Mediaanalyse und Experten mehr als Bescheid. Im Vergleich zu den oft trägen und institutionalisierten öffentlich-rechtlichen Medien sind sie, die ohne geförderten doppelten Boden agieren, zum sprichwörtlichen Überlebenskampf prädestiniert und ebenso gezwungen. Der Zweck heiligt die Mittel und dieser bedeutet Zugriffe, Zuschauer oder “Je mehr desto besser“ in einem kapitalistischen Framework. Egal ob die Medienmacher nun Rupert Murdoch, Leo Kirch oder Silvio Berlusconi heißen, sie alle sind nicht der Menschentypus "Vorsicht ich könnte einen Fehler machen", sondern im Gegenteil - je mehr sie polarisieren und anecken, desto besser ist es für ihr Geschäft.

#DOKU360

Ihre Produkte werden von den oberen Zehntausend scheinbar hochnäsig ignoriert, ihre Zielgruppe ist aber die breite Masse. Denn diese bedeutet Werbeeinnahmen von einer Werbeindustrie, die nicht die Nase rümpft über die Inhalte der Gazetten oder Trash-TV-Formate, sondern sich lustvoll die Hände reibt, wenn die Absätze für ihre Kunden ins unermessliche steigen. Und seien wir uns ehrlich, haben Sie nicht einmal  in einem Moment der Schwäche auf "Fellner! LIVE" gezappt, um sich das Duell eines politisch Rechten mit einem Linken in der Medienarena zu geben? Sie sicher nicht, aber ich und viele andere vielleicht schon, denn der Mensch liebt Abwechslung. Ein "Philosophisches Quartett" mit Peter Sloterdijk oder der Kulturmontag im ORF sind schön, wenn man sich schlau vorkommen will, aber eine Daniela Katzenberger bei ihrer Bruststraffung zu begleiten hat doch wahrhaftig seinen Flair.

Das Citizen-Kane-Phänomen

Schon Orson Welles illustrierte in seinem filmischen Meisterwerk "Citizen Kane" die Geschichte eines Medienmoguls und die damit verbundenen verschiedenen psychosozialen Begleiterscheinungen. Der für viele beste Film aller Zeiten thematisiert genauso die Einsamkeit, die mit einer Funktion an der scheinbaren Spitze der Gesellschaft einhergeht. Verlassen von all seinen Freunden endet der Hauptdarsteller in seinem geheimnisvollen Anwesens Xanadu. "Rosebud" ist das letzte Wort, welches dieser sagt, bevor er stirbt. Geld alleine hat ihm nicht die tiefere innere Befriedigung gebracht, denn er trauert im Angesicht des Todes seiner Kindheit nach, die durch den Schlitten "Rosebud" sowie eine Schneekugel symbolisiert wird. So gesehen machen "Klicks" ebenso wenig glücklich, aber man braucht sie, um als Medienunternehmen zu überleben.

Klicks und Verkäufe: Wirklich das wichtigste?
Foto: REUTERS/Sergio Perez

Die Moral von der Geschicht

Was lernen wir nun? Eigentlich nichts, denn wir alle oder viele von uns leben im Hamsterrad des Konsums und der Bankverbindlichkeiten. Gerne mögen wir mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger auf andere deuten, die offensichtlich das Falsche machen, aber steht uns ein derartiges Werturteil überhaupt zu? Wahrscheinlich eher weniger. Wir sollten uns möglicherweise lieber fragen, wo der kleine Medienmogul oder Citizen Kane in uns steckt. Er mag sich nicht immer so leicht offenbaren aber Sie können sich sicher sein er ist da und er ist gekommen, um zu bleiben. In diesem Sinne erinnern wir uns lieber an unseren eigenen Rosebud-Moment und an unsere positiven Facetten des Menschseins. Jene existieren, ob man es glauben will oder nicht, so wie die nicht so schönen Elemente menschlicher Existenz gleichsam in jedem von uns. (Daniel Witzeling, 21.6.2021)

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