Das Bild zeigt jenen Bereich am Innufer in Kufstein, wo Montagabend die Leiche eines Mannes gefunden wurde.

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Kufstein – Er habe ins Gefängnis gewollt. Damit begründete ein 29-Jähriger aus Kufstein laut Polizei am Montagabend den Mord an einem älteren Mann. Diese Angaben machte er laut Ermittlern, als er seine Tat in einer örtlichen Polizeidienststelle gestanden habe. In der anschließenden Vernehmung habe er klare, "in sich schlüssige und nachvollziehbare" Antworten gegeben, schildert Landeskriminalamts-Leiterin Katja Tersch. Bei der Befragung kam auch heraus, dass die Tat seit Wochen geplant gewesen sei, das Opfer aber zufällig gewählt worden sei.

Um 18.35 Uhr war ein Notruf wegen eines Leichenfundes am Innufer in Kufstein eingegangen. Der Tote wies laut dem Landeskriminalamt mehrere massive Stichwunden am Oberkörper, am Rücken und im Halsbereich auf. Eine Überlebenschance des Opfers sei von vornherein ausgeschlossen gewesen. Erst am Dienstag konnte die Identität des Mannes geklärt werden: Es handelte sich um einen 77-jährigen Alleinstehenden, der in Kufstein gewohnt hatte.

Gezielt älteren Mann erwählt

Der Tatverdächtige hatte der Polizei zufolge nach eigenen Angaben vor mehreren Wochen geplant, jemanden umzubringen, um inhaftiert zu werden, da er mit seiner Lebenssituation nicht mehr im Reinen sei. In der zweiten Vernehmung des 29-Jährigen am Dienstag habe dieser angegeben, am Innufer gezielt Ausschau nach einem älteren Mann gehalten zu haben, den 77-Jährigen dann in einen Hinterhalt gelockt und dort umgebracht zu haben, erläuterte Landeskriminalamts-Leiterin Tersch dem Standard. Der junge Mann sei zuvor nie kriminalpolizeilich auffällig geworden und aktuell beschäftigungslos, hieß es weiter.

Diese Motivlage sei in gutachterlicher Praxis bei Kapitalverbrechen dieser Tragweite kaum bekannt, heißt es dazu aus Gerichtsgutachterkreisen. Wenn überhaupt so ein Motiv vorkomme, dann bei minder schweren Verbrechen, weil jemand nach sehr langer Haft nach der Entlassung nicht zurechtkomme.

Kannten einander nicht

Nach Angaben des mutmaßlichen Täters und auch sonst deute nichts darauf hin, dass die beiden Männer zuvor Kontakt gehabt hätten, geschweige denn in einer näheren Beziehung oder Bekanntschaft gestanden seien, führte Tersch aus. Der Fundort der Leiche sei auch gleichzeitig der Tatort. Dort sei auch die Tatwaffe sichergestellt worden – ein herkömmliches Küchenmesser.

Ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes wurde eingeleitet. Der 29-Jährige sollte Dienstagnachmittag vom Polizeianhaltezentrum in die Justizanstalt Innsbruck überstellt werden. (Gudrun Springer, 15.6.2021)