Forscher untersuchen derzeit Waffelverpackungen in unterschiedlichen Ländern.

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Auch wenn sich bei der Kunststoffwiederverwertung die aktuellen Sammelsysteme, Recyclingtechniken und gesetzlichen Rahmenbedingungen innerhalb Europas zum Teil stark unterscheiden, steht man dennoch allerorts vor der Frage, wie eine echte Kreislaufwirtschaft zu etablieren sei.

Dabei lohnt es, die einschlägigen Forschungen besser zu vernetzen, um voneinander zu lernen, Doppelentwicklungen zu vermeiden und gemeinsame Projekte mit Industriepartnern anzugehen. Langfristig könnte das auch zu einem einheitlicheren – und damit effizienteren – Recyclingsystem in der EU beitragen.

Im Bereich der Lebensmittelverpackungen werden im Projekt "Circul-a-bility (Rethinking packaging for circular and sustainable food supply chains of the future )" europaweite Forschungsanstrengungen unterstützt. Hier tauschen sich mehr als 200 Teilnehmende aus knapp 40 Ländern in mehreren Arbeitsgruppen aus, um Verpackungen für Bereiche wie Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, Milch- und Getreideprodukte im Sinne der Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln.

Fördergeber ist die mit EU-Geldern finanzierte European Cooperation in Science and Technology (COST), die auf die Unterstützung von Forschungsnetzwerken spezialisiert ist.

Markt sondieren

Auch Victoria Krauter, die als Stadt-Wien-Stiftungsprofessorin im Fachbereich Verpackungs- und Ressourcenmanagement der FH Campus Wien an nachhaltigen Verpackungslösungen forscht, ist im Projekt mit an Bord und leitet die Arbeitsgruppe zu Getreideprodukten und Süßwaren. "Obwohl die eigentliche Forschung im Rahmen des Netzwerkprojekts nicht unterstützt wird, sind bereits viele Forschungsprojekte daraus entstanden", berichtet Krauter.

Eine der Aufgaben sei es auch, den bestehenden Markt zu sondieren: Beispielsweise werden gerade von den Forschern in ihren jeweiligen Ländern Waffelverpackungen untersucht, um sich einen Überblick zu verschaffen – nicht nur, was den Verpackungsaufbau selbst betrifft, sondern auch, wie eventuelle Nachhaltigkeitsansätze auf den Essenshüllen kommuniziert werden.

Lebenszyklusanalyse

Bisher konzentrierten sich Krauter und ihr Team unter anderem auf Lebenszyklusanalysen von Lebensmittelverpackungen, die nicht nur direkte Faktoren wie CO2-Verbrauch bei Herstellung und Entsorgung oder den Landverbrauch berücksichtigten, sondern auch auf indirekte Aspekte abzielten.

"Verpackung ist ein Service am Produkt. Wenn dadurch weniger Verluste entstehen – sprich: weniger Nahrungsmittel weggeworfen werden –, schlägt das auch positiv zu Buche", gibt Krauter ein Beispiel. Zudem müssen Auswirkungen des konkreten Verpackungsdesigns einkalkuliert werden – etwa wenn in einer Tube ein Teil des Inhalts verbleibt und mit weggeworfen wird.

"Schlaues Design kann die Gebrauchstauglichkeit erhöhen und Verluste dieser Art vermeiden", fasst die Forscherin zusammen. Zudem ist natürlich ein reines Greenwashing, das die Konsumenten per "Nachhaltigkeitsdesign" auf eine falsche Ökofährte führt, nicht legitim.

Krauter und ihre Kollegenschaft haben daher ein umfassendes Richtlinienwerk zu recyclingfähigen Verpackungsgestaltungen in einer "Circular Packaging Design Guideline" zusammengetragen. (Alois Pumhösel, 18.6.2021)