Hans Makarts dreiteiliges Gemälde "Moderne Amoretten" (1868) gilt laut Experten als Meisterwerk des Historismus. Als es vergangene Woche im Dorotheum für knapp 326.000 Euro versteigert wurde, rätselte man noch über den Käufer. Nun verlautbarte das Leopold-Museum den Neuzugang.

Hans Makarts "Moderne Amoretten" aus dem Jahr 1868 halten im Leopold-Museum Einzug.
Foto: Dorotheum

Hans-Peter Wipplinger hatte sich als Direktor im Vorfeld um einen Sponsor bemüht und bekam wenige Tage vor der Auktion grünes Licht: Eine Wiener Donatorin, die anonym bleiben möchte, sagte ihm ein entsprechendes Einkaufsbudget zu. Ein seltener Fall von Mäzenatentum und innert weniger Monate schon der zweite: Erst im November 2020 hatte ein Ehepaar den 475.000 Euro teuren Ankauf von Gustav Klimts "Altar des Dionysos" finanziert.

Ausfuhrverbot

Dieser Entwurf für das Deckengemälde im Stiegenhaus des Burgtheaters stammte ebenso aus der Sammlung der Bank Austria wie Makarts Amoretten-Triptychon. Letztere stehen seit den 1970er-Jahren unter Denkmalschutz. Das damit de facto verknüpfte Ausfuhrverbot hielt potenzielle Käufer aus dem Ausland ab.

Der entsprechend reduzierte Schätzwert von 100.000 bis 150.000 Euro wurde dank heimischen Interesses dennoch deutlich übertroffen: Bei einem Hammerpreis von 260.000 Euro setzte sich schließlich Wipplinger gegen die Konkurrenz durch. Inklusive Aufgeld des Auktionshauses gilt es nun 325.956 Euro zu überweisen.

Restaurierung

Auch kunsthistorisch handelt es sich laut Angaben des Leopold-Museums "um eine kapitale Schenkung": Makart sei eine Inspirationsquelle für die Secessionisten" gewesen und "hatte – insbesondere für Klimt – mehr Vorbildcharakter als gemeinhin angenommen".

In einem ersten Schritt werden die drei Tafeln nun restauriert und von vergilbtem Firnis befreit, wie in Erfahrung zu bringen war. Noch vor Ende des Jahres sollen die "Modernen Amoretten" als schmucke Repräsentanten der Overtüre zur Wiener Moderne im vierten Obergeschoß in den Historismussaal einziehen. (Olga Kronsteiner, 15.6.2021)