Rauf und runter: Das Planschen im Thermalwasser hat man sich damit verdient.

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An den Rezeptionen der Wellnesshotels im Burgenland ist man gerüstet. Auf die Frage, wo man denn hier gut laufen kann, werden sofort Karten der Umgebung mit feinsäuberlich markierten Lauf- und Nordic-Walking-Strecken hervorgekramt.

Auch Mountainbikes – wahlweise mit oder ohne E – können heute oft ausgeborgt werden. Und wer will – und abseits der Schlange beim Frühstücksbuffet noch so etwas wie Gemeinschaft sucht –, kann sich vielerorts sogar geführten Touren anschließen, bei denen fitte Ortskundige laufend, gehend oder auch per Velo die schönsten Strecken der Umgebung herzeigen. Besonders seit Corona sind sportliche Aktivitäten beim Wellnessen noch einmal mehr gefragt, ergibt ein Rundruf bei burgenländischen Hotels – sofern das Wetter passt, versteht sich.

"Wir bewerben nicht mehr die klassischen Wellnesstage für zwei Nächte, sondern den Urlaub im Südburgenland als Gesamterlebnis", sagt Evelin Graf vom Avita Resort Bad Tatzmannsdorf. Radfahren und Laufen kann man direkt vom Hoteleingang weg. Die Lauf- und Walkingarena im Ort bietet auf einem Wegenetz von 371 Kilometern Strecken auf unterschiedlichem, teils gelenksschonendem Untergrund. Erst Frühstück, dann eine sportliche Aktivität, gefolgt von Entspannung im Sauna- und Thermalbereich – so fasst Evelin Graf den idealen Tag vieler Gäste zusammen: "Und wir takten das so, dass es nicht stressig wird."

Guter Ratschlag

Es entspricht dem Zeitgeist, dass das Planschen im Wasser, gefolgt vom Dösen auf der Liege und dem Einschneiden beim Abendbuffet vielen für ein Wochenende nicht mehr ausreicht. Wellness wird nicht mehr nur mit Entspannung im flauschigen Bademantel gleichgesetzt, bestätigt auch der Tourismusexperte Peter Zellmann vom Wiener Institut für Freizeit- und Tourismusforschung: "Diese Monokultur gibt es im Urlaub nicht mehr." Stattdessen werde an so einem Wochenende "ein Gesamtpaket von Eindrücken" gewünscht.

Die gute Nachricht: "Das Abschalten und das Erleben sind gut kombinierbar", sagt Zellmann. Für die Hotels bedeutet das aber zunächst einmal zusätzlichen Aufwand. Denn mit der Ausschilderung der Strecken fürs Laufen oder Radeln ist es lange nicht getan, betont Zellmann: "Da geht es um das Inszenieren des Urlaubsalltags." Man müsse dabei auf die individuelle Bedürfnislage des Gastes eingehen.

Wer also im Laufoutfit an der Rezeption erscheint, bekommt im Idealfall nicht nur eine Karte in die Hand gedrückt, sondern auch noch einen guten Ratschlag mit auf den Weg. So wie diesen zum Beispiel: "Bleib am Anfang bei der Hauptroute – und wenn du beim Marterl abbiegst, kommst du auf einen nicht beschilderten Weg, auf dem es mehr zu sehen und eine Einkehrmöglichkeit gibt."

Gemeinsam laufen

Oder man bietet den Gästen gleich einen gemeinsamen Lauf an. Freitagvormittags wird beispielsweise im Reiters Reserve in Bad Tatzmannsdorf zu einem Genusslauf geladen. Maximal zehn Personen dürfen derzeit daran teilnehmen. Das Tempo richtet sich nach der oder dem Langsamsten. Wenn das Wetter passt, geht es ab in den Wald. Eine Stunde dauert die Runde in der Regel, "aber wenn eine ältere Dame mit dabei ist, die nicht so lange laufen will, nimmt man am Ende eben eine Abkürzung", sagt Thomas Zambo, Leiter des Sportbereichs im Reiters Reserve.

In der St. Martins Therme & Lodge können Ambitionierte ihre Längen schwimmen.
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Für sportliche Gäste hat man auch in der St. Martins Therme & Lodge in Frauenkirchen ein Angebot: 49 Strecken mit einer Gesamtlänge von 382 Kilometern gibt es hier, um sich beim Gehen, Laufen oder Radeln ein wenig zu fordern – oder sich die Kante zu geben. Auch das Schwimmtraining kann auf eigenen Schwimmbahnen im künstlich angelegten See – und unter den, je nach Interpretation und Witterung, neidvollen oder mitleidigen Blicken der anderen Gäste – absolviert werden.

Im Falkensteiner Balance Resort in Stegersbach wiederum steht zwar die Entschleunigung im Vordergrund. Aber auch hier gibt es jeden Tag geführte Laufgruppen sowie Empfehlungen für individuelle Lauf-, Wander- und Radtouren.

Unterschätzte Hügel

Dass sich Gäste, die nicht ortskundig sind, abseits der Straßen verirren, kommt zumindest in Bad Tatzmanndorf so gut wie nie vor, berichtet Thomas Zambo.

Ein Fauxpas, der aber häufiger vorkommt: Viele würden die Hügellandschaft des Südburgenlands unterschätzen. "Manche, die vom Mountainbiken zurückkommen, sagen: Nächstes Mal nehme ich lieber ein E-Bike", sagt Zambo und lacht.

Nur für Läuferinnen und Läufer gibt es beim Erklimmen der vielen, vielen Hügel keine technischen Hilfsmittel. Aber das Planschen im Thermalwasser hat man sich dafür danach in jedem Fall verdient. (Leben im Burgenland, Franziska Zoidl, 23.8.2021)