Vea Kaiser gibt in Kärnten ihr Debüt: als Jurorin, nicht als Lesende.

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Fast jeder, der im deutschsprachigen Raum nur daran denkt, einen belletristischen Text zu schreiben, tut dies mit dem Wunsch, ihn bei den prestigeträchtigen Tagen der deutschsprachigen Literatur lesen zu dürfen und von dort den Bachmannpreis mit nach Hause zu nehmen. Vea Kaiser, die im zarten Alter von 23 Jahren zur Bestsellerautorin avancierte, wurde nie nach Klagenfurt geladen, um vor der gestrengen Jury zu bestehen. Ihr Debüt in Klagenfurt gibt sie als Richterin. Neben der deutschen Literaturwissenschafterin Mara Delius ist die österreichische Schriftstellerin heuer der zweite Neuzugang in der #tddl-Jury, die unter anderem den Bachmannpreis vergibt.

Die Gschichtldruckerin

Kaiser, die eigentlich Verena mit Vornamen heißt, wuchs in einer niederösterreichischen 1000-Seelen-Gemeinde auf und ist seit Kindestagen als Gschichtldruckerin bekannt – seit 2012, dem Jahr, in dem ihr Debütroman Blasmusikpop erschien, auch einem großen Publikum. Denn das Buch über ein Bergdorf und seine schrägen Einwohner wurde überraschend zum Bestseller. Die Autorin blieb aber kein One-Hit-Wonder, sie legte zwei weitere Ziegel nach. Gut gebaute und detailliert recherchierte Unterhaltungsliteratur mit Hang zum Fabulieren sowie generationenübergreifende Familiengeschichten sind das Erfolgsrezept der 32-jährigen klassischen Philologin, die in ihren Texten gerne Referenzen an die Ältestvorderen einbaut. Dabei ist Kaiser mehr disziplinierte Handwerkerin als ein zwischen Säulen wandelnder Schöngeist: Gekonnt hat sie sich zu einer Marke gemacht, weiß sich immer wieder ins Gespräch zu bringen, besonders wenn sie beim Literarischen Quartett im Fernsehen vorbeischaut.

Familie und Handwerk

Dagegen, dass sie vom elitären Literaturbetrieb nicht immer ganz ernst genommen wurde, kämpft sie mit Vorbereitung und Gewissenhaftigkeit. Sie hat nicht nur alle Texte im Bewerb akribisch genau gelesen, sondern sich auch durch alles, was die Teilnehmenden sonst geschrieben haben, geschmökert. Sie selbst schickt ihre Landsfrau Magda Woitzuck und den deutschen Autor Leander Steinkopf ins Rennen.

Was Vea Kaiser privat tut, liest man regelmäßig in ihrer Kolumne, die sie für die Freizeitausgabe des Kurier schreibt. Mit ihrem Mann, der dort als "Dottore Amore" geführt wird, renoviert sie gerade ein Haus am Wiener Stadtrand. Die beiden erwarten im Herbst ihr erstes Kind. Wie in ihren Romanen spielen auch privat die Familie und das Handwerk eine tragende Rolle. (Amira Ben Saoud, 16.6.2021)