Im nördlichen Duell wurde mit harten Bandagen gekämpft, mehrmals mussten Spieler behandelt werden.

Foto: imago images/ITAR-TASS/Stanislav Krasilnikov

Bild nicht mehr verfügbar.

Einige Male wurden auch grenzwertige Mittel eingesetzt.

Foto: REUTERS/Dmitri Lovetsky

St. Petersburg – Nach dem überraschenden Auftaktsieg gegen Dänemark ist Finnland gegen Russland zurück auf dem Boden der Tatsachen angekommen. In St. Petersburg gewannen die favorisierten Russen durchaus leistungsgerecht 1:0.

Dass das Match der einstigen Winterkriegs-Rivalen eine der unterhaltsamsten ersten Halbzeiten der bisherigen Euro bieten würde, war auch für Fachleute nicht unbedingt abzusehen. Es ging aber flott her. Nach drei Minuten jubelten die Finnen schon über den Führungstreffer, Joel Pojanpahlo hatte eingeköpfelt. Schiedsrichter Danny Makkelie bekam Hilfe von Doktor Videoschiedsrichter und nahm das Tor zurück, Pojanpahlo war wohl ein Mäuseschnurrbarthärchen zu weit vorne.

Zehnte Minute: Magomed Osdojew steht nach einer sehenswerten Kombination frei am Fünfereck, schießt von dort schockierend weit drüber. Drei Minuten später trifft Artjom Dsjuba die Stange, andernfalls hätte der VAR abseitsbedingt auch hier intervenieren müssen.

Russland spielt

Russland hatte mehr vom Spiel, das war freilich auch Teil des finnischen Matchplans. Suomi wollte kontern, spekulierte gelegentlich auf frühe Ballgewinne, tat sich beim Rausspielen dafür öfters schwer. So gehörte die nächste Chance wieder der Sbornaja, Dsjuba spitzelte die Kugel nach einem verunglückten Fernandes-Kopfball am Tor vorbei (23.). Der eingebürgerte Brasilianer verletzte sich bei seiner harten Landung am Rücken und musste raus. Laut russischem Verband erlitt er keine Rückenmarksverletzung.

Russlands Spiel nahm fast spanische Züge an – mit dem Unterschied des Torerfolgs. Alexei Mirantschuk spielte sich mit gepflegtem Kurzpassspiel in den Sechzehner, zog den Ball vom rechten auf den linken Fuß, und versenkte die Kugel fast ansatzlos mit dem Innenrist im langen Eck (45.+2).

Halbzeit zwei war dann eine etwas ausgeglichenere Angelegenheit. Die taktische Finte, Finnland in der zweiten Halbzeit mehr den Ball zu überlassen, drängte sich auf und wurde so auch von Stanislaw Tschertschessow durchgeführt. Robin Lod vergab mit einem verzichtbaren Haken die Chance auf den Ausgleich (56.), auf der anderen Seite schoss Schemaletdinow aus spitzem Winkel am Tor vorbei (66.).

Beide Teams zeigten im Spiel nach vorne in einem Moment Sehenswertes, zu oft aber auch im nächsten Moment bemitleidenswert Unpräzises. Da Lukáš Hrádecký einen Kusjajew-Schuss grandios aus dem Eck biss (72.), musste Russland bis ins Finish zittern.Nach der Auswechslung von Starstürmer Teemu Pukki waren die Finnen aber noch zahnloser als davor, das Höchste der Gefühle war ein Kopfball von Kapitän Paulus Arajuuri auf das obere Tornetz.So wartet Suomi weiterhin auf den ersten Sieg gegen Russland seit 109 Jahren. (schau, 16.6.2021)

Fußball-EM – Gruppe B, 2. Runde:

Finnland – Russland 0:1 (0:1). St. Petersburg Stadium, 24.540 Zuschauer, SR Makkelie/NED.

Tor: 0:1 (45.+2) Mirantschuk

Finnland: Hradecky – Toivio (84. Jensen), Arajuuri, O'Shaughnessy – Raitala (75. Soiri), Schüller (67. Kauko), Lod, Kamara, Uronen – Pohjanpalo, Pukki (75. Lappalainen)

Russland: Safonow – Fernandes (26. Karawajew), Diweew, Dschikia, Kusjajew – Sobnin, Barinow, Osdojew (61. Schemaletdinow) – Mirantschuk (85. Muchin), Dsjuba (85. Sobolew), Golowin

Gelbe Karten: Kamara, O'Shaughessy bzw. Barinow, Osdojew, Dschikia