
Paläontologinnen und Paläontologen haben ein 99 Millionen Jahre altes, in Bernstein eingeschlossenes Fossil beschrieben. Demnach handelt es sich dabei um eine bizarre Eidechsenart, die den Namen "Oculudentavis naga" erhielt. Entdeckt wurde das im Fachmagazin "Current Biology" beschriebene Bernstein-Fossil zwar nicht in Bern, aber immerhin von einem Schweizer Gemmologen, Adolf Peretti, in Myanmar.
Die Urzeit-Eidechse besaß offenbar eine außergewöhnlich gute Sehkraft. Obwohl man wegen der großen Augen meinen könnte, dass sie bei Nacht ein Vorteil hatte, war sie vermutlich ein guter Farberkenner und tagsüber unterwegs, wie das Peretti Museum in Meggen mitteilte. Den Namen "Oculudentavis" verdanke sie denn auch den beachtlichen Augen und der besonderen Zahnstruktur. Der Zusatz "naga" solle an die in Nordburma ansässige Volksgruppe der Naga erinnern, die dort mit Bernstein handle. In der indischen Mythologie gibt es außerdem ein Schlangenwesen, das als Naga bezeichnet wird und das nun zumindest namentlich mit der Echse verwandt ist.
Irreführender Gattungsname
Paläontologen beschrieben im Jahr 2020 ein ähnliches, in Bernstein eingeschlossenes Exemplar, das sie als kleinsten Dinosaurier-Vogel der Welt interpretierten (Oculudentavis khaungraae). Die Fachpublikation dazu wurde allerdings bereits wenige Monate nach Veröffentlichung zurückgezogen.

Das besser erhaltene, nun beschriebene Fossil löst das urzeitliche Rätsel und zeigt, dass es sich bei "Oculudentavis" um eine Eidechsengattung handelt. Somit führt allerdings der Gattungsname in die Irre, da dieser wörtlich übersetzt "Auge-Zahn-Vogel" bedeutet. Die künstlerischen Interpretationen des Vogelsauriers, die bei der Veröffentlichung angefertigt wurden, sind daher zumindest, was diesen Bernsteinfund angeht, auch eher ein Fall für die Mythologie. (APA, red, 16.6.2021)