Ronaldo wird nicht müde, Rekorde zu sammeln.

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Knapp vor der Pause verbarg Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro noch das Gesicht hinter seinen Händen, nachdem er aus wenigen Metern über das von Péter Gulásci gehütete Tor der Ungarn volliert hatte. Nach seinen Treffern zum 2:0 (souveräner Elfer) und 3:0 (nach doppeltem Doppelpass den Goalie elegant umkurvt) im Finish demonstrierte der Kapitän der Portugiesen dann die gewohnten Verhaltensweisen: Grimassen schneiden und mit erhobenen Armen über das Feld laufen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und posieren.

Und das völlig zu Recht: Mit seinen Treffern zehn und elf übertrumpfte er bei seiner fünften EM (Rekord für einen Spieler!) Michel Platini, der beim Triumph Frankreichs 1984 neun Treffer bei nur einer Endrunde erzielt hatte. "Sie haben das Biest geweckt", schrieb die portugiesische Sportzeitung Record über den fünfmaligen Weltfußballer aus Funchal/Madeira. Schon am Samstag gegen Deutschland könnte der 36-Jährige seinen Torkontostand (106 Länderspieltreffer) erhöhen und damit den Rekord des Iraners Ali Daei (109) attackieren.

Weitere Treffer, Erfolge und vielleicht gar die Titelverteidigung wären Balsam nach einer nicht friktionsfreien Saison bei Juventus Turin, wo der Vater von vier Kindern teils getadelt wurde. Kritik erntete das ballesterische Genie auch, als es sich 2019 nach Vergewaltigungsvorwürfen mit einer Zahlung an die Betroffene einer Anklage entzog.

Ronaldo ist ein Vorzeigeathlet, ein Perfektionist, beinahe ein Asket, der mit Akribie an seinem Körper arbeitet. "Die Europameisterschaft ist eine Luxusbühne, auf der nur die Besten der Besten anwesend sind und wo jeder Sieg mit aller Kraft und Verzicht errungen werden muss", sagt er.

So kam es nicht völlig überraschend, dass er bei einer Pressekonferenz eine Cola-Flasche zur Seite stellte und Wasser ins Zentrum rückte.

Mit dem Werbeeklat verursachte er einen Einbruch des Aktienkurses des EM-Sponsors um 1,6 Prozent, wodurch der Marktwert des Getränkeriesen um vier Milliarden auf 238 Milliarden Dollar sank. Ronaldo muss deshalb nicht sein Gesicht verbergen. (Thomas Hirner, 16.6.2021)