Die Ära Peter Schröcksnadel endet – "Dossier" arbeitet sie journalistisch auf.

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Wien – Das neue Magazin der Rechercheplattform "Dossier" widmet sich unter dem Titel "Moneten, Macht und Missbrauch – ein Dossier über Schröcksnadels Skiverband" dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) und dessen langjährigen Präsidenten Peter Schröcksnadel. Die Recherchen sind seit Donnerstag in Form mehrerer Artikel für Mitglieder online verfügbar, der einleitende Prolog ist auch für Nicht-Mitglieder in voller Länge abrufbar.

Der Anlass für das Onlinemagazin über "Österreichs Skandalverband" ist der Abgang Schröcksnadels von der Spitze des ÖSV am kommenden Wochenende. Am Samstag wird der 59-jährige Noch-Nationalratsabgeordnete Karl Schmidhofer (ÖVP) zum Präsidenten des Skiverbands gekürt und damit zu Schröcksnadels Nachfolger. "Dossier" verspricht: "Wir beleuchten Aspekte, die Schröcksnadel gerne im Schatten belässt. Es sind Geschichten über sexualisierte Gewalt, über das Hauen und Stechen im Skiverband und darüber, wie sich Privatpersonen mit öffentlichen Geldern die Taschen vollstopfen."

Im Prolog "Der mit der Krone und dem ORF tanzt" zeichnet "Dossier" nach, wie es ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel gelungen sei, "die reichweitenstärksten Medien des Landes, die 'Krone' und den ORF, gefügig machen", schreibt "Dossier"-Chefredakteur Florian Skrabal. Die "Kronen Zeitung" ist langjähriger Kooperationspartner des Skiverbandes und Werbekunde von Peter Schröcksnadels Firma Sitour.

Mit dem ORF hatte Schröcksnadel von 1996 an eine gemeinsame Firma, die ORF Fernsehprogramm-Service GmbH, die den Kanal TW 1 (Tourismus und Wetter) bis 2005 betrieb. Der ORF überträgt die quotenstarken Skirennen seit vielen Jahren und sicherte sich erst kürzlich die Rechte für weitere fünf Saisonen – der STANDARD berichtete.

ÖSV, ORF und "Gute Nacht Österreich"

"Dossier"-Chefredakteur Skrabal beschreibt etwa, wie die Rechercheplattform das Thema ÖSV aufs Tapet der Late-Night-Satireshow "Gute Nacht Österreich" mit Peter Klien bringen wollte, letztendlich aber daran gescheitert sei, dass das der ORF nicht wollte. "Immer wieder versuchten wir es, schlugen es vor, immer wieder kam letztlich vonseiten des ORF eine Antwort: Das ginge nicht." Die Erklärung des ORF lautete "Dossier" zufolge so: "Die Medienrechte des ÖSV würden bald ausgeschrieben, da wolle man es sich mit dem Verband und mit Peter Schröcksnadel nicht verscherzen." Der ORF weist das zurück: "Ihre Unterstellungen entbehren jeder Grundlage", ließ er "Dossier" mitteilen.

"Dossier" lieferte für "Gute Nacht Österreich" die Recherchen, die in das Erklärvideo einflossen. Wie berichtet, dürfte die Zusammenarbeit eingestellt werden. Peter Kliens "Gute Nacht Österreich" soll im Herbst einen Neustart hinlegen, dann wohl ohne "Dossier" an Bord. Das Aus brachte "Dossier" – wie berichtet - wirtschaftlich schwer in Bedrängnis. Nach einer Rettungskampagne im April 2021 konnte die Plattform ihre Mitgliederzahl von rund 2000 auf aktuell 5.600 steigern und den Ausfall der ORF-Gelder kompensieren. (red, 17.6.2021)