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Ausgelassenes Tanzen im Club ist ab 1. Juli wieder möglich. Doch wie geht es im Herbst weiter?

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"Alles, was Spaß macht, kann stattfinden." Fühlen Sie Erleichterung, wenn Sie diesen Satz hören? Der Sommer ist da, die Abendluft ist lau. Die Corona-Infektionszahlen befinden sich auf Talfahrt. Man darf bereits wieder raus, Freunde auf ein Getränk treffen, ins Gasthaus, Museum, Fachgeschäft. Und nun auch das: Die Regierung gibt offiziell grünes Licht für noch mehr Ausgelassenheit. Hochzeiten, Großveranstaltungen, Clubbings sind ab Juli wieder fast wie vor der Pandemie möglich.

Die Bitten, vorsichtig zu bleiben: Ja, sie ließen sich am Donnerstag bei der Regierungspressekonferenz zu den Lockerungen der Corona-Maßnahmen auch vernehmen. Am Rande. Auch der Appell, sich impfen zu lassen, erklang da. Wenn die drei G eingehalten werden – getestet, genesen oder geimpft –, scheint über den Sommer beinahe alles möglich zu sein. Ist dem so?

Die Botschaft soll zunächst einmal der Wirtschaft helfen: Fahrt auf Urlaub, liebe Österreicherinnen und Österreicher, und bucht dabei am besten bei heimischen Anbietern. Geht ausgedehnt Einkaufen – mit dünnerer Maske hält man es länger aus. Setzt euch in Lokalen zusammen – ohne Sperrstunde und ab 22. Juli auch ohne Registrierung. Kein Abstand mehr nötig. Tanzt in den Clubs, bei 75 Prozent Auslastung und feiert Familienfeiern. Beides ohne Maske. Und besucht auch wieder Großveranstaltungen – ohne Teilnehmerlimit.

Ein Aber

Wenn wirklich viele Menschen diesen Aufforderungen nachkommen, werden zahlreiche Branchen aufatmen. Diese Belebung bringt und erhält Arbeitsplätze. Außerdem tut Unbeschwertheit und Geselligkeit pandemiegeplagten Seelen gut. Nicht zuletzt kommen solch positive Nachrichten insbesondere der türkisen Hälfte der Regierung in Zeiten unangenehmer Schlagzeilen wegen Chats und Korruptionsvorwürfen zupass.

Aber. Ja, hier muss ein Aber folgen: Es gibt viele Unbekannte auf dem Weg zurück zum "Sommer wie damals", wie ihn Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) heraufbeschwört. In den nächsten zwei Monaten wird die Delta-Variante indischen Ursprungs sich weiter ausbreiten. Sie hat in Großbritannien dazu geführt, dass für 21. Juni geplante Lockerungen wieder zurückgenommen wurden. Immunologen warnen davor, dass diese Variante in Deutschland im Herbst vorherrschend sein wird. Das gilt wohl auch für Österreich.

Die Delta-Variante des Virus ist ansteckender und aggressiver. Bisher war Contact-Tracing der damit Infizierten in Österreich gut möglich. Aber wie sieht es nach der Urlaubssaison aus? Zwar gilt für Reisende, getestet, genesen oder geimpft sein zu müssen. Tests sind aber nicht hundertprozentig fehlerfrei. Und was, wenn neue Mutationsvarianten auftreten, gegen die Impfungen schlechter wirken? Abgesehen davon gibt es in Österreich noch viel zu viele Ungeimpfte. Kinder werden im Herbst großteils nicht geimpft sein. Sie sind bis zwölf Jahre auch von der Drei-G-Regel ausgenommen. Und im Herbst geht wieder die Schule los, bei klimatisch besseren Überlebensbedingungen für das Virus.

So gern man alle Sorgen über Bord werfen will, ganz so einfach ist es nicht. Spaß und Vorsicht sind zwar ein ungleiches Paar. In diesen Wochen sollte aber der Versuch gelingen, beides unter einen Hut zu bekommen. Auch wenn das bedeutet, dass die Sehnsucht nach dem "Sommer wie damals" bestehen bleibt. (Gudrun Springer, 17.6.2021)