Lässt nichts anbrennen im London der 80er-Jahre: Olly Alexander als Ritchie mit einem seiner Lover.

Foto: Red Production/All3Media

Die Kondome, die ihm sein Vater vorsorglich mit auf den Weg von der Isle of Wight in Richtung London gibt, wirft er in hohem Bogen ins Meer. Für den 18-jährigen Ritchie ist das so was wie ein Befreiungsschlag. Denn für sein neues Leben in der britischen Hauptstadt wird er sie nicht brauchen. Denn er ist schwul, Kondome waren damals in Großbritannien Anfang der 80er-Jahre vor allem für Empfängnisverhütung vorgesehen.

Pure Lebenslust

Ritchie, grandios gespielt von Sänger Olly Alexander, ist einer der Protagonisten der neuen Serie It’s a Sin von Showrunner Russell T. Davies, der schon mit Queer as Folk schwule TV-Geschichte schrieb. It’s a Sin – der Titel ist angelehnt an den gleichnamigen Song der Pet Shop Boys – ist ab kommenden Sonntag wöchentlich auf Starzplay (via Amazon Prime) zu sehen und wurde bei der Berlinale im Serienprogramm gezeigt. In Großbritannien war die fünfteilige Produktion bereits ab Jänner auf Channel 4 zu sehen, mit großem Zuschauererfolg.

Neben Ritchie suchen auch der Waliser Collin (Callum Scott Howells) und Roscoe (Omari Douglas) ihr schwules Glück in London und ihren Platz im Leben abseits ihrer Familien und deren konservativen Wertvorstellungen. Gemeinsam mit Jill (Lydia West) gründen sie eine Wohngemeinschaft, die sie "Pink Palace" nennen, feiern Partys ohne Ende, haben viel Sex und viel Spaß. Lebensfreude pur, endlich können sie sie selbst sein.

Sie finden trotz des homophoben Umfelds während der Ära von Margaret Thatcher Geborgenheit und Zusammenhalt in ihrer gemeinsamen, von Respekt füreinander geprägten Welt.

JoBlo Streaming & TV Trailers

Ansteckendes Todesvirus

Doch allmählich kippt diese so fröhliche und befreiende Serienstimmung. Gerüchte über eine "Schwulenkrankheit" namens Aids machen die Runde, die Rede ist von einem ansteckenden Virus, das vor allem Homosexuelle trifft. Wissen über die Übertragung gibt es kaum, und die Krankheit mischt sich immer vehementer in das Leben der Protagonisten. Beklemmung statt Ausgelassenheit macht sich breit. Menschen kehren zurück zu ihren Familien, sterben dort allein. Ohne Zuspruch, ohne Freunde, die sie verstehen.

Mit It’s a Sin liefert Davies kein klassisches Aidsdrama, die Serie ist vor allem eine Geschichte über Freundschaft. Und das Glück, echte Freunde zu haben. (Astrid Ebenführer, 18.6.2021)