Ein Sternekoch auf Abwegen.

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Daniel Bachmann: Hat vor der EM gesagt, dass er gerne hätte, dass sein Kind ihn beim Kicken sieht. Klein-Bachmann hätte in der ersten Halbzeit genau hinschauen müssen, denn Papa Bachmann war unauffällig, was für einen Goalie durchwegs okay ist. War beim Elfer gegen Depay der Tormann, also bedeutend chancenärmer. Topparade in der 60. Minute, als er nach einem Corner gegen Weghorst rettete. Auch beim zweiten Gegentreffer dran, aber chancenlos. Reklamierte danach etwas zu energisch wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung. Ansonsten strahlte er Ruhe aus.

Aleksandar Dragovic: Unauffällige Partie des Innenverteidigers. Im Spielaufbau nicht so bedeutend wie Kollege Hinteregger, schaffte es nicht, seinen Robin Lainer besser und gefährlicher aus der Batcave zu holen. Keine großen Fehler, keine großen Highlights.

David Alaba: Wieder als letzter Mann und als Kapitän gestellt. Grätschte sich in den ersten Minuten ins Glück und gegen die Beine der Gegner. Am wildesten in der 8. Minute, als er sich den sicher geglaubten Ball zu weit vorlegt, in der Folge Dumfries auf den Fuß steigt und den Elfer verursacht. Nicht so in den Spielaufbau eingebunden wie gegen Nordmazedonien. Feiner Schuss in der 81. Minute. Hat noch immer einen Fünfjahresvertrag bei Real Madrid, und das zu Recht.

Martin Hinteregger: Behauptete sich immer wieder stark im Zweikampf und brachte sich auch in den Spielaufbau ein. Vor allem im Vorwärtsgang eine Besonderheit, gute, überraschende Pässe, insbesondere in der ersten Halbzeit. Konnte seine Stärke bei Standardsituationen nicht zeigen. Vielleicht der beste ÖFB-Kicker auf dem Platz. Hatte deutlich mehr Ballkontakte als Franco Foda.

Andreas Ulmer: Der Oberösterreicher spielt das im Nationalteam eigentlich wie der Teletext: verlässlich, aber gnadenlos unspektakulär. Zeigte gerade in der Anfangsphase seine Offensivqualitäten, wurde aber auch leicht abgelaufen. Wirkte manchmal so, als ob er überrascht wäre, dass sein Gegenspieler nicht bei St. Pölten spielt.

Stefan Lainer: Braves vom Niki Lauda der rechten Außenbahn. Der Torschütze zum 1:0 gegen Nordmazedonien wurde so gar nicht ins Spiel eingebunden, gerade in der ersten Halbzeit lief quasi alles über die linke Seite. Rutschte kurz vor der Pause an einem Pass vorbei. Konnte sich auch in der zweiten Halbzeit nicht entscheidend ins Offensivspiel einbringen.

Xaver Schlager gegen Frenkie de Jong.
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Xaver Schlager: War vor allem in der ersten Halbzeit der vierte Mann vor, also in der Kette. Der Wolfsburger stand oft im Raum, versuchte das offensive Mittelfeld der Niederländer zu zerstören, was ihm meistens gelang. Im Vergleich zu Nebenmann Laimer war das offensiv weniger. In den Umschaltmomenten so präsent wie ein Immobilienmakler ohne Immobilie.

Konrad Laimer: Gott, ist der fleißig. Konrad Laimers Musterzeile ist voll, er läuft, bietet sich an, sucht den freien Raum, weil er den Ball will, und zeigt das auch immer wieder. Offensiv ambitionierter als Beifahrer Schlager, aber es fehlte in Druck- und Tempomomenten an Ballsicherheit. Humpelte sich in der zweiten Halbzeit ins Aus und wurde für Grillitsch ausgetauscht.

Christoph Baumgartner: Die ersten 27 Minuten unsichtbar wie das Schlossgespenst. Zeigte mit einem Solo und einem Schuss in der 27. Minute auf. Dann wieder in seinem Schloss.

Marcel Sabitzer: Musste vor allem in der ersten Halbzeit mehr defensiv arbeiten, als ihm lieb war. Also ein Sternekoch, der Zwiebeln schneiden muss. Zeigte im Vergleich zur Nordmazedonien-Partie deutlich weniger Kreativität und Spaß am Spiel.

Michael Gregoritsch: Durfte von Beginn an statt Kalajdzic kicken und hatte insgesamt gefühlt so viele Ballkontakte wie Franco Foda. Wurde in der 60. Minute für Kalajdzic ausgetauscht.

Florian Grillitsch: Ersetzte Laimer und reihte sich in die Bravheit seines Vorgängers und seiner Mitspieler ein. Zeigte Ruhe am Ball. Immerhin.

Sasa Kalajdzic: Besser im Spiel als in den Spielen davor, konnte seinen Part im Offensivspiel umsetzen, als Verteiler und Anspielstation. Als Goalgetter nicht in Szene gesetzt und dementsprechend auch nicht erfolgreich.

Valentino Lazaro: In der 70. Minute eingewechselt. Unauffällig.

Philipp Lienhart: In 84. Minute eingewechselt, zu kurz eingesetzt.

Karim Onisiwo: In der 84. Minute eingewechselt, zu kurz eingesetzt.

Franco Foda: Änderte wenig nach der ersten Halbzeit und ballerte dann alles rein, was er auf der Bank hatte. Ähnliche Aufstellung wie gegen Nordmazedonien, das Überraschungsmoment war überschaubar. Zeigte bis auf die Auswechslungen keine Reaktion. Er darf aber auch nicht mitspielen. (Andreas Hagenauer, 17.6.2021)

Die STANDARD-Spielanalyse mit Austria-Kapitänin Martina Mädl und Trainer Klaus Schmidt.
DER STANDARD