Neue Technologien, Plattformen und Programmiersprachen: Das Wissen in der IT-Branche verändert sich schnell – allein wer frisch von der Hochschule kommt, hat oft bereits veraltete Coding-Sprachen gelernt. Es gebe daher kaum einen anderen Bereich, in dem lebenslanges Lernen so wichtig sei, sagt Daniel Kalbeck, Mitgründer und CEO von Codeversity. Das Wiener Start-up möchte Privatpersonen sowie Unternehmen eine Plattform für digitale Weiterbildung rund um IT und Softwareentwicklung bieten.

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Digitale Kompetenzen seien bei weitem nicht nur ein Thema für IT-Fachkräfte, sagt Daniel Kalbeck.
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Dass Menschen einen Beruf erlernen und nach Abschluss der Ausbildung ihr Wissen anwenden, ohne sich konstant weiterbilden zu müssen, gebe es an fast keinem Arbeitsplatz mehr. Die Pandemie habe diese Entwicklung laut Kalbeck noch einmal verstärkt. "Die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte ist aber nur die Speerspitze. Beschäftigte in anderen Unternehmensbereichen dürfen keinesfalls zurückgelassen werden", sagt er. Denn vielerorts würde es an wichtigen Grundlagen fehlen. "Ob neue Tools, soziale Medien oder Datenschutz: Dieses Wissen braucht mittlerweile jede und jeder von uns", sagt er.

Ein weiteres Beispiel dafür sieht Kalbeck auch im Umgang mit Themen wie künstlicher Intelligenz, Cybersecurity und Blockchain. "Das sind gerade prominente Buzzwords, und damit befassen sich in erster Linie Expertinnen und Experten. Ob und wie diese neuen Technologien in Unternehmen eingesetzt werden können, wissen aber die wenigsten", sagt er.

Weiterbildung ist Grund für Jobwechsel

Das fehlende Bewusstsein dafür zeigen auch die Ergebnisse der Weiterbildungsstudie, für die das Meinungsforschungsinstitut Makam Research in diesem Jahr 500 Personalverantwortliche österreichweit befragt hat. Auf die Frage, von welchen Weiterbildungsmaßnahmen sich die Befragten den größten Konkurrenzvorsprung erwarten, nannten die meisten Persönlichkeitsentwicklung, gefolgt von Management und Unternehmensführung sowie Verkaufstraining und Marketing. Erst an fünfter Stelle kommen Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich Informatik und EDV-Anwendungen.

Damit Unternehmen nachhaltig erfolgreich sein können, müsse Weiterbildung strategisch im Management angesiedelt werden, sagt Kalbeck. Denn Themen wie Fachkräftemangel und Fluktuation würden die Geschäftsführung durchaus beschäftigen.

Gerade in der IT seien Entwicklungsmöglichkeiten für viele Beschäftigte ein wichtiges Kriterium für den Jobwechsel – auch abseits vom Gehalt. "Es gibt genug gute Angestellte, denen einfach die Förderung fehlt. Würde man hier ansetzen, hätte man loyale, zufriedene Mitarbeitende, die sich künftigen Herausforderungen auch gut stellen könnten", sagt Kalbeck. Neue Mitarbeiter zu finden sei wesentlich schwieriger und teurer, als die eigenen Angestellten zu fördern. Damit alleine könne man den Fachkräftemangel zwar nicht lösen, dem Problem aber zumindest entgegenwirken.

Nachholbedarf bei Lernangeboten

Ein laut Kalbeck weiterer wichtiger Punkt: Auch die Unternehmenskultur würde davon profitierten, in bestehende Mitarbeitende zu investieren. "Neue Technologien und neues Arbeiten sind unmittelbar miteinander verbunden", sagt er. Denn auch dezentrales und selbstbestimmtes Arbeiten funktionieren nicht ohne digitale Kompetenzen.

Nachholbedarf bestehe aber nicht nur seitens der Unternehmen, auch das Angebot an Weiterbildung sei oft nicht optimal. "E-Learning würde viele Vorteile bieten, um Inhalte interaktiv und individuell zu gestalten. Das passiert leider nur selten", sagt Kalbeck. Meist würden offline Lerninhalte wie Texte oder Vorträge einfach nur online übernommen, anstatt digitale Tools zu nutzen. Das möchte er mit seinem Start-up anders machen.

Die Lerninhalte sind personalisiert und richten sich nach Kompetenz, Interesse und Lerntyp. Die Lernenden können außerdem die Wissensvermittlung selbst steuern und beispielsweise das Tempo an ihre Bedürfnisse anpassen. "Am Ende jedes Moduls gibt es auch ein Quiz, um das eigene Wissen zu überprüfen. Dieses ist spielerisch aufgebaut, anstatt nur abzuprüfen", sagt Kalbeck. Viel Geld würde nämlich auch in Kurse und Seminare fließen, ohne dass die Teilnehmenden danach wirklich etwas davon mitnehmen. Seine These: Weg vom Lernen, hin zum Wissensmanagement – und das gelte nicht nur für Aus- und Weiterbildung in der IT, sondern für Bildung insgesamt. (Anika Dang, 24.6.2021)