Bereits im Dezember wurde Pornhub mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert und löschte Millionen Videoclips.

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Mehr als 30 Frauen klagen die Pornhub-Muttergesellschaft Mindgeek wegen der unerlaubten Veröffentlichung missbräuchlicher Inhalte. Mit seinen Pornografie-Plattformen betreibe Mindgeek ein "klassisches kriminelles Unternehmen", das wissentlich von Darstellungen von sexuellem Kindesmissbrauch und Vergewaltigungen sowie von Rachepornos profitiere, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Klage. Mindgeek hat die Anschuldigungen vehement zurückgewiesen, berichtet die BBC. Neben Pornhub besitzt und betreibt das Unternehmen mehr als 100 pornografische Websites, darunter Xtube, Youporn und Redtube.

"Verheerende" Auswirkungen

Die Zivilklage wurde im US-Bundesstaat Kalifornien von 34 Frauen vor Gericht gebracht. "In diesem Fall geht es um Vergewaltigung, nicht um Pornografie", heißt es in einer Erklärung der Anwälte. Die Klägerinnen geben demnach an, Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch, Vergewaltigung und Menschenhandel geworden zu sein. Videos der angeblichen Straftaten seien ohne Erlaubnis auf den Pornografie-Plattformen von Mindgeek geteilt worden, heißt es in der Klage.

Eine der Frauen erzählte dem Sender CBS, dass sie im Alter von 17 Jahren von ihrem Partner dazu gezwungen worden sei, ein Nacktvideo zu filmen. Jahre später habe sie von Freunden erfahren, dass das Video auf Pornhub veröffentlicht wurde. Der Clip hatte mehr als 200.000 Aufrufe, darunter sollen auch einige Kollegen vom College gewesen sein. Die Plattform habe nicht versucht, ihre Zustimmung einzuholen oder ihr Alter zu überprüfen.

Die Kanzlei fordert Schadenersatz für die "verheerenden" Auswirkungen, die die sexuelle Ausbeutung durch Pornhub auf die Klägerinnen gehabt habe, sowie Schutz für die betroffenen Frauen und "tausende weitere Opfer". Außerdem wird verlangt, dass Mindgeek künftig strengere Maßnahmen dafür ergreift, dass ausschließlich einvernehmlich entstandene pornografische Inhalte auf der Plattformen hochgeladen werden.

Kaum Überprüfung

Pornhub wies die Vorwürfe am Donnerstag zurück: "Die Behauptungen in der heutigen Beschwerde, dass Pornhub ein kriminelles Unternehmen sei, Frauenhandel betreibe und wie 'Die Sopranos' geführt wird, sind völlig absurd, vollkommen rücksichtslos und kategorisch falsch", schreibt Mindgeek.

"Pornhub hat null Toleranz für illegale Inhalte und untersucht jede Beschwerde über Inhalte auf unseren Plattformen", heißt es in dem Statement der Betreiber. Auf ihrer Website gibt die Plattform an, über "die umfassendsten Sicherheitsvorkehrungen in der Geschichte der benutzergenerierten Plattformen" zu verfügen.

Schwere Vorwürfe im Dezember

Zu strengeren Maßnahmen greift Pornhub jedoch erst seit vergangenem Dezember, nachdem eine Recherche der "New York Times" schwere Vorwürfen des sexuellen Kindesmissbrauchs gegen Pornhub erhoben hatte und die Bezahldienstbetreiber Mastercard und Visa gedroht hatten, aus dem Geschäft mit Mindgeek auszusteigen. Seit Dezember können nur noch verifizierte Nutzer Videos hochladen, im Zuge dessen wurden über sieben Millionen Clips entfernt.

Wie CBS jedoch berichtet, scheint es keine Sicherheitsmechanismen für das Alter und die Identität der gezeigten Personen zu geben. Zudem versuche Pornhub nicht, die explizite Zustimmung der Darstellerinnen und Darsteller zu bestätigen. (hsu, 18.6.2021)