Die Koalition von VSStÖ, Gras und Flö hat paktiert, dass Sara Velić vom VSStÖ bis Mitte 2022 ÖH-Bundesvorsitzende sein wird. Danach soll durch eine Rochade an der Spitze Keya Baier von der Gras oberste ÖH-Vertreterin werden.

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Seit Freitag ist Sara Velić oberste Interessenvertreterin der 345.000 Studierenden in Österreich. Eine ihrer größten Herausforderungen besteht allerdings darin, dass sich rund 290.000 offenbar nicht sonderlich dafür interessieren. Die Wahlbeteiligung für die Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) war im Mai auf einem historischen Tiefstand – nicht zuletzt, weil Unis und Fachhochschulen zu einem Gutteil immer noch im Distanzmodus sind.

Womit für die 21-jährige Sozialistin schon die zweite große Herausforderung angesprochen ist: Die Regierung habe die Studierenden während der Pandemie im Stich gelassen und nicht einmal ein soziales Auffangnetz zur Kompensation Lockdown-bedingt weggefallener Nebenjobs geknüpft, empört sie sich.

Falco-Preis

Im kommenden Jahr will die gebürtige Hohenemserin daher in einer linken ÖH-Koalition mit den grünen Studierenden (Gras) und den Fachschaftslisten (Flö) "kämpferisch und lautstark" die Anliegen des akademischen Nachwuchses ins Zentrum der politischen Debatte rücken. Die passende Stimme dafür hat sie jedenfalls: Als Sängerin und Songwriterin der Band Soloflair gewann sie 2018 den Falco-Hauptpreis in der Kategorie Pop/Rock. Ihre Liedtexte schreibt sie stets auf Englisch, aufgewachsen ist sie als Tochter bosnischer Einwanderer ohne Studienerfahrung. In einer "migrantischen Arbeiterfamilie", wie sie stolz erzählt.

Dafür, dass Velić "eher nicht" Politikerin werden will, hat sie in jungen Jahren schon einige politische Funktionen im roten Spektrum angehäuft. Für die Aktion kritischer Schüler_innen (AKS) war sie stellvertretende Landesschulsprecherin in Vorarlberg, von 2018 bis 2019 zudem österreichweite AKS-Chefin. Seither sitzt sie auch im Bundesparteivorstand der SPÖ.

VSStÖ erstmals stärkste Fraktion

Nach der Matura in Dornbirn ging es zum Studieren nach Wien, ein philosophisches Intermezzo später ist Velić nun bei den Fächern Politikwissenschaft und Raumplanung gelandet. In der Studierendenpolitik hat sie sich Ende 2020 bei den Protesten gegen die türkis-grüne Uni-Novelle durch eine Petition gegen die Mindeststudienleistung einen Namen gemacht.

Als ÖH-Spitzenkandidatin des Verbandes sozialistischer Student_innen (VSStÖ) setzte Velić im Wahlkampf intensiv auf Videoformate via Tiktok und Instagram. Mit Erfolg: Ein Anteil von knapp 25 Prozent bescherte dem VSStÖ erstmals Rang eins im Studierendenparlament. (Theo Anders, 18.6.2021)