Gerade geht ein großes Aufatmen durch das Land. Die Pandemie scheint endlich und spürbar auf dem Rückzug zu sein. Viele können es noch gar nicht richtig glauben, dass jetzt tatsächlich der vielbeschworene "Sommer wie damals" bevorsteht. Erhalten bleibt uns, neben einer sehr ausgedünnten Maskenpflicht, nur die Drei-G-Regel: Getestet, genesen oder geimpft ist nach wie vor die Eintrittskarte für viele Unternehmungen. Und das ist gut so. Denn auch wenn die Inzidenz so niedrig ist wie seit August 2020 nicht mehr, können wir nicht alle Vorsicht über Bord werfen.

Damit wir den nötigen Vorsprung haben, ist es dringend angesagt, von Antigen-Tests auf PCR-Testung zu wechseln.
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Natürlich, dieser mahnend erhobene Zeigefinger ist ziemlich nervig. Doch die Pandemie ist eben leider nicht abgesagt. Im Herbst kommt mit ziemlicher Sicherheit die nächste Welle auf uns zu – und mit der Delta-Variante auch eine durchaus besorgniserregende Unbekannte. Dass die das Potenzial hat, uns zu überrollen, ist offensichtlich. In Großbritannien, wo sie bereits über 90 Prozent aller Neuinfektionen ausmacht, sind die Infektionszahlen wieder so massiv gestiegen, dass sogar die langersehnte Öffnung verschoben wurde.

Und auch andere europäische Länder sind schon davon betroffen. Der Großraum rund um die portugiesische Hauptstadt Lissabon wurde übers Wochenende abgeriegelt. Dort gab es am Donnerstag die seit 19. Februar höchste Zahl an Neuinfektionen. Der Grund: Delta.

Höhere Treffsicherheit

Das soll uns im Herbst nicht auch passieren. Und damit wir den nötigen Vorsprung haben, ist es dringend angesagt, von den derzeit überwiegenden Antigen-Tests auf PCR-Testung zu wechseln. Das Fatale: Während in Wien diese Form des Nachweises bereits deutlich überwiegt, geht sie in den Bundesländern massiv zurück. 86 Prozent der PCR-Tests österreichweit werden in Wien durchgeführt.

Und das, obwohl die Vorteile klar auf der Hand liegen. Man findet damit Infizierte ohne Symptome mit einer viel höheren Treffsicherheit. Aktuelle Wiener Zahlen zeigen, dass das immerhin auf rund 45 Prozent der positiv Getesteten zutrifft. Ist ein PCR-Test positiv, wird zudem das Genom automatisch sequenziert. Dadurch könnte man wesentlich schneller feststellen, ob die Delta-Variante auf dem Vormarsch ist – und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Mit der Initiative "Alles gurgelt" gibt es in Wien eine einfache, niederschwellige, sichere und günstige Methode dafür. Tatsächlich günstig. Ein Gurgeltest kostet das System alles in allem rund fünf Euro. Für einen Antigen-Test in der Apotheke werden dagegen 25 Euro fällig.

Diese Aktion sollte es längst in ganz Österreich geben, organisatorisch wäre das kein Problem. In der Bundeshauptstadt werden die Tests einfach in einer Filiale der Rewe-Gruppe in eine Box geworfen. Das Argument, dass das im ländlichen Raum zu viel Logistik erfordere, zählt nicht. Diese Kooperation mit dem Handel könnte man sicher unkompliziert auf ganz Österreich ausweiten.

Der PCR-Appell gilt übrigens auch für erst einmal Geimpfte. Denn auch sie sind durch Delta gefährdet. Die Daten zeigen klar, dass erst eine vollständige Immunisierung sicheren Schutz bietet. Neben der Impfkampagne sind großflächige PCR-Testungen mit begleitender Sequenzierung definitiv die entscheidenden Faktoren gegen eine erneute Ausbreitung. Die Politik muss jetzt dafür sorgen, dass es dieses Angebot in allen Bundesländern gibt. Dann wird es hoffentlich kein Herbst wie im vergangenen Jahr. (Pia Kruckenhauser, 19.6.2021)