Nintendo bediente die bestehende Community mit bekannten Namen. Überraschungen blieben aber aus.

Foto: Nintendo

Microsoft dominierte die Tage der Electronic Entertainment Expo (E3) mit zahlreichen Ankündigungen, darunter Halo und Forza, die beide noch in diesem Jahr erscheinen werden. Sony glänzte mit Abwesenheit und Nintendo sicherte sich mit einer soliden Präsentation immerhin die Zuneigung der treuen Fans. Überraschungen waren eher rar gesät. Die Games-Entwicklung scheint 2021 noch mehr an der Corona-Pandemie zu kauen als im Vorjahr.

Zwei Stunden lang Spiele, Spiele, Spiele.
Xbox

Gaming-Zukunft: Abos kaufen

Über 22 Millionen Kunden hat der Gaming-Abo-Dienst Gamepass von Microsoft bereits. Mit diesem bekommt man Zugriff auf eine starke Bibliothek an Spielen und viele künftige Titel werden am Erscheinungstag diesem Angebot hinzugefügt. Während viele Kunden diesen Gamepass bisher als Investition in die Zukunft betrachteten, scheint nun das Warten ein Ende zu haben. Knapp 20 Spiele wandern noch in diesem Jahr in den Gamepass, darunter das kommende Halo: Infinite (4. Quartal), Forza Horizon 5 (9. November) und die Umsetzung des bereits seit dem Vorjahr für PC erhältlichen Flight Simulator (27. Juli) für die aktuelle Xbox-Generation. Als spannendsten Titel für das Jahr 2022 präsentierte man Starfield, ein neues Rollenspiel von Bethesda. Viele Informationen gab es zwar nicht, aber einen Trailer, der Lust auf mehr macht.

Dabei wird bei Microsoft immer weniger von Plattformen gesprochen, als vielmehr von eben diesem Gamepass. Potenzielle Highlights wie der Twin-Stick-Shooter The Ascent (29. Juli), der Krimi Twelve Minutes (19. August) oder auch das Snowboard-Game Shredders (Dezember) erscheinen genauso für PC. Auch das Streamen auf Tablet, Smartphone oder TV spricht Microsoft offen als Zukunftsmodell an. Bald soll eine Auswahl an Xbox Series X/S-Games auch auf der alten Plattform Xbox One laufen – die Rechenleistung liefert Microsoft via Xcloud. Bei der aktuellen Chip-Knappheit, die größere Mengen neuer Konsolen oder PCs für den Markt verhindert, ein smarter Schachzug.

Ein vorerst PC exklusiver Titel muss hier bei all der Plattformunabhängigkeit allerdings noch erwähnt werden: Age of Empires 4 erscheint am 28. Oktober. Kenner und Liebhaber der Serie – oder auch nur des zweiten Teils – streichen sich diesen Tag rot im Kalender an.

Bethesda Softworks

Nintendo bleibt Nintendo

In guter Tradition der E3 hat Nintendo auch in diesem Jahr keine neue Hardware auf der Messe vorgestellt. Auch wenn es viele Spekulationen zu einem potentiellen Switch-Nachfolger im Vorfeld gab, hebt sich der japanische Konzern eine solche Ankündigung erfahrungsgemäß für später auf. Stattdessen gab es zahlreiche Spieleankündigungen, etwa Metroid Dread (8. Oktober), ein 2D-Metroid mit spannenden, spielerischen Ansätzen. Strategiefans freuen sich auf eine Neuauflage der ersten beiden Teile von Advance Wars (3. Dezember), Gaming-Partys sollen von einem neuen Mario-Party-Teil (29. Oktober) profitieren und der Legend of Zelda Game & Watch folgt im November dem Mario Bros. Game & Watch aus dem Vorjahr. Große Überraschungen blieb Nintendo schuldig. Zum Nachfolger von Legend of Zelda: Breath of the Wild zeigte man nur wenig, erscheinen wird das Spiel auch erst 2022.

Ansonsten bot die Online-Messe nur wenige Highlights. Hersteller wie Square, Capcom oder Koch verpassten es, ein großes Feuerwerk abzuhalten, auch wenn am Ende einige spannende Titel präsentiert wurden. So hörte man einen lauten Freudenschrei der leidensfähigen Gamer-Community, als mehr zu Elden Ring präsentiert wurde, das neue Spiel von From Software, die unter anderem durch ihre Souls-Games in der Szene zu Ruhm gelangten. Guardians of the Galaxy scheint ein witziges Solo-Abenteuer zu werden, Battlefield 2042 wirkt chaotisch und bombastisch zugleich und Ubisoft zeigte ein neues Avatar-Spiel, um uns auf die kommenden Filme von James Cameron vorzubereiten.

Gameplay zu "Metroid Dread".
Nintendo

Playstation blieb zuhause

In vielen Jahren nutzte Sony Playstation die E3, um Microsoft eins auszuwischen. Inhalte von Pressekonferenzen des Kontrahenten wurden in derselben Minute analysiert und in der eigenen Präsentation gekontert. Die Xbox One wurde so 2013 schon vor dem Start torpediert und gab so der Playstation 4 einen nie wieder einzuholenden Vorsprung. Dieses Jahr glänzte Sony mit Abwesenheit. Die Gründe dafür sind unbekannt. Entweder hatte man tatsächlich keine Präsentation fertig oder man will ein eigenes Event nutzen, um kommende Titel wie Gran Turismo 7 oder God of War: Ragnarök zu zeigen. "In ein paar Wochen" soll es einen Livestream von Playstation geben, wie der Playstation Blog verrät. Ob man dort neue Games präsentiert oder eventuell eine neue Strategie, um den Abo-Boom von Microsoft einzubremsen, bleibt abzuwarten.

Nach dem starken Auftritt von Microsoft wäre es in jedem Fall sinnvoll der eigenen Playstation-Fanbase ein angemessenes Alternativprogramm zu bieten. Auch die Playstation 5 ist kaum lieferbar und so können sich noch viele potenzielle Käufer für eine andere Plattform entscheiden, sollte das Gras auf der anderen Seite grüner scheinen. Potenzial ein Feuerwerk abzuliefern gibt es. Final Fantasy 16 blieb der E3 ebenso fern wie das Action-Game Gotham Knights, das bei Ubisoft in Entwicklung befindliche Star-Wars-Game oder auch die bereits angekündigte Fortsetzung der Dragon-Age-Reihe. Enge Beziehungen gibt es auch zu Activision (Call of Duty) und Take 2/Rockstar (Grand Theft Auto). Neben den eigenen, bereits genannten Marken hätte Sony also gute Karten, eine gute Show zu liefern.

Seit neun Monaten hat man von "Gotham Knights" nichts mehr gehört.
DC

Hybrid-Zukunft

Auch wenn die E3 in diesem Jahr etwas zerpflückt wirkte, so mancher Hersteller nicht an Bord war und die Überraschungen sich im Rahmen hielten, war das Event wichtig für die Branche. Selten bekommt man so viele Ankündigungen in so kurzer Zeit präsentiert und auch wenn das Feedback im Netz gespalten ist, so ist das präsentierte Angebot für 2021 durchaus herzeigbar. Klare Trends waren nicht zu erkennen, dafür ist die Branche mittlerweile zu heterogen. Überraschungstitel, der Free-2-Play-Markt und die sich ändernden Geschäftsmodelle machen Prognosen immer schwieriger.

Im kommenden Jahr will die E3 übrigens in Form eines Hybrid-Events sowohl die Messehallen in Los Angeles wieder füllen, als auch online ein Programm bieten. Auch wenn die Branche digital ist und man Spieletrailer sehr gut im Wohnzimmer konsumieren kann, mehr Rummel gibt es, wenn TV-Stationen und (Online-)Redaktionen zusätzlich zu den Sammelartikeln auch volle Hallen, Hintergrundgespräche und Spieleindrücke von den kommenden Games liefern können. (Alexander Amon, 19.6.2021)