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Spanien enttäuscht bisher bei der Euro.

Foto: AP/Ramos

Sevilla – Die große Fußball-Nation Spanien kommt bei der EM trotz Heimvorteils nicht wirklich in Tritt. Nach zwei Remis gegen Schweden und gegen Polen könnte der dreifache Europameister nach der Gruppenphase die Segel streichen müssen. Am Mittwoch sind die Slowaken der Gegner, mit drei Punkten reisen sie als Gruppenzweiter nach Sevilla. Polen spielt in St. Petersburg gegen Tabellenführer Schweden – und hat nach Robert Lewandowskis erstem Turniertreffer neue Hoffnung.

Lewandowskis 67. Tor für sein Land hat der Gruppe E einen Showdown bereitet, der für Luis Enriques sportliche Zukunft im Land der nicht titelreif wirkenden "Furia Roja" entscheidend sein könnte. "Wenn wir gewinnen, sind wir weiter, wenn nicht, sind wir raus. So ist Fußball", sagte der 51-jährige Trainer etwas lapidar nach dem enttäuschenden 1:1 am Samstag.

Sein Plan einer Doppel-Mittelstürmerspitze ging letztlich trotz einiger Großchancen nicht auf, weil Polen ein Mittelstürmer namens Lewandowski reichte. "Wenn du einen Spieler hast wie ihn, der von überall Tritte abkriegt und so eine Leistung bringt, macht das den Unterschied", sagte Polens Coach Paulo Sousa. Luis Enrique betonte: "Man muss anerkennen, wie gut Polen war und wie großartig sie defensiv gearbeitet haben." Ohne extrem zu mauern, hätte der Gegner viele "von uns bevorzugte Passwege" abgeschnitten, merkte der Trainer an.

Viel Unruhe

Auch wenn Jordi Alba nach dem zweiten Remis binnen sechs Tagen meinte: "Ich glaube wirklich, dass wir im Moment einen guten Job machen." Den bis dato letzten Sieg bei einer EM schaffte Spanien am 17. Juni 2016 gegen die Türkei mit 3:0. Seit vier EM-Spielen warten die Iberer auf einen Sieg. "Wir dürfen jetzt nicht den Glauben an uns verlieren", sagte Alba, der Kapitän der "Seleccion" in Abwesenheit von Sergio Busquets. "Natürlich stehen wir unter Druck, aber wir sind Profis. Ich denke schon, dass wir weiterkommen." Luis Enrique ergänzte mit Blick auf das letzte Gruppenduell: "Ich verspüre viel Hoffnung vor diesem Spiel."

Die Auswahl war von viel Unruhe begleitet – durch positive Corona-Tests und eine folgende, angebliche Last-Minute-Impfung – ins Turnier gestartet. Die gebotene Leistungen, vor allem vor dem gegnerischen Tor, entsprachen dann dem Zustand des Rasens von Sevilla – ausbaufähig. "Die Mannschaft lädt nicht zum Optimismus ein", argwöhnte "El Mundo deportivo" bereits. "Marca" und "As" schrieben vom "roten Alarm" in Anspielung auf den Team-Spitznamen "Roja" (Rote). "Nah am Abgrund", lautete die Überschrift bei "Sport".

Dass der von Luis Enrique geschätzte Alvaro Morata auf Vorlage des nach viel Druck von außen in die Startformation genommenen Gerard Moreno die Spanier in Führung brachte, hatte das Zeug für ein perfektes Drehbuch. Dass nach Lewandowskis Kopfball-Ausgleich jener Moreno per Elfmeter nur die Stange traf und Morata den Abpraller versemmelte, hatte dann etwas Tragisches. "So ist das Leben manchmal", sagte Morata, der beim 0:0 gegen Schweden von den eigenen Fans teilweise ausgepfiffen worden war.

Lewandowski entledigte sich hingegen der heftigsten Kritik. "Wir haben zwar vorne und hinten ein paar Fehler gemacht. Aber es sah schon viel besser aus als gegen die Slowakei", sagte der Weltfußballer. "Im ersten Spiel wollten wir den reinen Fußball spielen und sehr kreativ sein. Dabei haben aber andere Dinge nicht funktioniert. Gegen Spanien mussten wir den Fokus mehr auf die Defensive legen." Das habe funktioniert. (APA, red, 20.6.2021)