Ab ins kühle Nass.

Foto: Christian Fischer

Das Frühjahr konditionierte gnadenlos zu Wintergewand inmitten des anbrechenden Monats Mai. Kaum hat man sich daran gewöhnt, dass man die Kastanienblüte mit Mantel, Mütze und hochgeschlossenen Schuhen begehen muss, überlegt sich das Wetter es doch anders und deckt die Bevölkerung ohne jeglichen Übergang mit Saunahitze ein. Mit dem klitzekleinen Unterschied, dass man eine Sauna auch wieder verlassen kann – oder wenigstens den roten Knopf drücken und von helfenden Händen herausgezogen werden kann.

Ventilator simuliert kühle Brise

Abseits der besseren Entweichmöglichkeit einer durch Sauna verursachten Hitze bleibt das Programm dasselbe: am Boden liegen mit nassem Tuch über dem Kopf. Der Ventilator simuliert eine kühle Brise. Sogar Upgrades sind möglich: mit beiden Füßen im Eiskübel am Computer sitzen, zum Beispiel. Das Eis zu verschlingen suchen, bevor es allzu philosophisch wird mit panta rhei. Wer jetzt kein gutes Klimagerät hat, findet keines mehr. Und wird auch nicht in den Alleen unruhig wandern, jedenfalls nicht weit nach Sonnenuntergang, es sei denn, man sehnt sich nach einem gepflegten kleinen Hitzschlag.

In Schwimmbädern spielen sich apokalyptische Szenen ab, irgendwo zwischen der Vertreibung aus dem Paradies und dem Sturz der fallenden Engel. Die Hunde sind schon jetzt tagsüber lebende Flokatis, aber die echten Hundstage kommen erst. Die Erde macht uns heiße Wickel. (Julya Rabinowich, 20.6.2021)