Mandelbaum

Wie können Medien kritisch über rechtsextreme Gruppen berichten, ohne ihnen zum Hype zu verhelfen, und wie geht man mit Bedrohungen um? Fragen wie diese erörtern 14 Autoren und Autorinnen im vierten Band der Reihe "Rechtsextremismus" im Mandelbaum-Verlag, der "Herausforderungen für den Journalismus" heißt.

Mit einem Blick in die Ära des verstorbenen Politikers Jörg Haider zeigt etwa die Historikerin Brigitte Bailer, wie er Medien ganz bewusst für seine Zwecke einsetzte und seine Strategie Vorbild für Rechtsextremisten bleibt. STANDARD-Journalist Markus Sulzbacher und Rechtsextremismusforscherin Judith Goetz (beide Mitherausgeber) gehen darauf in ihren Beiträgen etwa anhand von Heinz-Christian Strache und der Identitären Bewegung ein. Politologe Bernhard Weidinger beantwortet in seinem Buchbeitrag "Ungewollte Komplizenschaft" die Frage, worüber man berichten soll: über Inhalte, Ziele und die antidemokratische Ideologie Rechtsextremer, nicht über ihre Rechtschreibfehler, Kleidung, Frisuren oder den Bildungsmangel ihrer Fans.

Nicht verharmlosen

Thematisieren solle man Gruppen erst dann, wenn sie Relevanz im öffentlichen Diskurs haben, anstatt sie erst relevant zu machen. Auch warnt Weidinger vor falschen Benennungen. Weder solle man etwa rechtsextreme Politiker als Populisten verharmlosen noch jeden Rechten einen Nazi nennen. Zu Wort kommen mit Dirk Müllner und Mahriah Zimmermann auch freie Journalisten und Journalistinnen und Prozessbeobachterinnen wie Prozessbeobachter der Plattformen Doku-Service Steiermark, Recherche Graz oder Prozess.report, die durch ihre Beobachtung rechtsextremer Netzwerke – oft unbedankt – wertvolle Recherchegrundlagen für Medien leisten. Klar bleibt: Es braucht mehr Aufklärung, auch über Finanziers, Netzwerke und Verbindungen zu Schaltstellen der Macht von Rechtsextremen. (Colette M. Schmidt, 20.6.2021)