Wo es die Kunstmesse Viennacontemporary hinzieht, ist noch ungewiss. Aber hier, in der Marx-Halle, wird sie nicht sein.

Foto: Spark Art Fair

Die mangelnde Kommunikationsfreude der Organisatoren der Viennacontemporary (VC) warf zuletzt, besonders aus der Sicht potenzieller Teilnehmer, einige Fragen auf. Vor allem jene, ob die für 2. bis 5. September anberaumte Messe für zeitgenössische Kunst überhaupt stattfindet.

Nun gibt es Antworten: Der Termin hält, der Standort Marx-Halle fällt, so weit die Koordinaten für die heurige Auflage. Das war auf aktuelle Anfrage bei Managing Director Markus Huber, der seit vielen Jahren in unterschiedlichen Funktionen im Umfeld des russischen Eigners Dmitry Aksenov tätig ist, in Erfahrung zu bringen.

Die neue Location und das adaptierte Konzept sollen in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden. Am Montag steht noch ein Besichtigungstermin an. Und nein, ein Hotel, wie zuletzt etwa das Intercontinental oder das Park Hyatt, werde nicht als temporärer Quartiergeber fungieren, stellt er klar.

Reservierung aufrecht

STANDARD-Informationen zufolge befindet sich die VC jedoch in einem aufrechten Vertragsverhältnis mit Hey-U, dem Betreiber der denkmalgeschützten ehemaligen Rinderhalle. Der Vertrag läuft bis 2027, bestätigt Geschäftsführer Herwig Ursin, und die Reservierung in der ersten Septemberwoche sei aufrecht.

Dem Vernehmen nach wäre jetzt die Anzahlung in Höhe von 30 Prozent der Mietkosten fällig. Theoretisch könnte das Storno seitens von VC eine Pönale zur Folge haben, da eine kurzfristige Alternativvermietung unwahrscheinlich ist. Ob man sich hinter den Kulissen zusammenrauft, wird sich weisen.

Anlass für Irritationen in Aksenovs Umfeld gibt die vom ehemaligen VC-Geschäftsführer Renger van den Heuvel initiierte Spark Art Fair, die diese Woche in der Marx-Halle stattfindet. Konkret das geschäftliche Konstrukt dahinter: Denn der 100-Prozent-Gesellschafter der Spark Art GmbH ist Ursins Hey-U Mediagroup.

Für die VC ist der Vermieter damit zeitgleich ein Konkurrent, auch wenn sich die Konzepte und die Terminlegung unterscheiden. Ursin sieht das anders und schließt eine zukünftige Kooperation mit dem Herbstformat in St. Marx explizit nicht aus. Ganz im Gegenteil. Und in einem sind sich sowieso alle Parteien einig: Wien als Messestandort in der internationalen Kunstszene stärken zu wollen.

VC, ein säumiger Zahler

Mit dem Fokus auf Kunst aus Zentral- und Osteuropa (CEE) hat die VC ein Alleinstellungsmerkmal, das einst auch Sponsorengelder bescherte. Bis 2015 unterstützte die Erste Group die Teilnahme der Galerien aus dieser Region mit mehr als 100.000 Euro jährlich. Zuletzt gab es eine Marketingkooperation, die vergangenes Jahr auslief. Als Partner ist die Erste Group nicht mehr an Bord, wie Konzernsprecher Peter Thier auf Anfrage mitteilt. Das auf junge Kunst zugeschnittene Ausstellungsformat "ZONE 1" soll es auch heuer geben. Ob dahinter Kalkül steht, muss eine Mutmaßung bleiben. Das Bundesministerium (BMKÖS) ließ dafür zuletzt 50.000 Euro springen. Weitere 10.000 Euro gab es von der Stadt Wien für das Vermittlungs- und Vernetzungsprogramm.

Ein Blick in die Bücher der VC Artevents GmbH zeigt ein wirtschaftlich tristes Bild. Das in der Branche als säumiger Zahler bekannte Unternehmen ist überschuldet. Die aktuellste Bilanz (31. 12. 2019) weist ein negatives Eigenkapital von 2,5 Millionen Euro aus. Einem Vermerk zufolge liegt eine Patronatserklärung vor, in der Investor Aksenov bestätigt, "gegenwärtige und künftige Verpflichtungen fristgerecht und vollumfänglich zu befriedigen". (Olga Kronsteiner, 21.6.2021)