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Das einzige Atomkraftwerk des Landes wurde vom Stromnetz genommen.

Foto: AP/Majid Asgaripour

Teheran – Das iranische Atomkraftwerk Bushehr ist nach Behördenangaben wegen eines "technischen Fehlers" heruntergefahren worden. Die Anlage im Süden des Landes sei "vorübergehend abgeschaltet und vom Stromnetz genommen worden", teilte die iranische Atomenergiebehörde in der Nacht auf Montag mit.

Eine genauere Beschreibung des Problems gab es zunächst nicht. Iranische Atomanlagen waren in der Vergangenheit mehrfach Ziel von Israel zugeschriebenen Cyberangriffe gewesen. Auch in Bushehr, das 2011 nach jahrzehntelangen Arbeiten ans Netz ging, gab es bereits vor der eigentlichen Inbetriebnahme einen solchen Angriff – durch den Computerwurm Stuxnet, dessen Ursprung vermutlich in den USA, anderen Berichten zufolge aber in Israel lag.

Schon mehrere Vorfälle

In den vergangenen Jahren ist es im Iran des Öfteren zu Explosionen in Anlagen gekommen, die als wichtig für das umstrittene Atomprogramm des Landes gelten. Erst im April wurde dabei ein Teil der Urananreicherungsanlage Natans zerstört, zuvor waren zwei hochrangige Atomwissenschafter Mordanschlägen zum Opfer gefallen.

Das AKW Bushehr in der gleichnamigen Hafenstadt am Persischen Golf, das noch während der Schah-Diktatur in den 1970er-Jahren konzipiert worden war und ursprünglich auf deutscher und französischer Technik beruhte, ist ein gemeinsames Projekt des Irans und Russlands. Es dient zivilen Zwecken und ist hauptsächlich zur Energiegewinnung und -versorgung der beiden südlichen Provinzen Bushehr und Fars gedacht.

Probleme bei Ersatzteilkauf

Das Uran, das in Busher zum Einsatz kommt, stammt aus Russland, die genutzten Brennstäbe muss der Iran laut internationalen Verträgen zurück nach Russland schicken. Im März stand das AKW schon einmal kurz vor dem Aus, weil der Iran Beamten zufolge wegen der 2018 von den USA verhängten Finanzsanktionen keine Ersatzteile aus Russland habe bestellen können.

Die iranische Stromgesellschaft hatte die Bürger am Sonntag aufgefordert, ihren Verbrauch während Spitzenzeiten zu minimieren. Als Gründe nannte sie einen "vorhergesagten Temperaturanstieg" und "Einschränkungen der Stromerzeugung wegen laufender Reparaturen im Werk Bushehr".

Sieg des Hardliners

Der Zwischenfall ereignete sich zwei Tage nach dem Sieg des erzkonservativen Hardliners Ebrahim Raisi bei der iranischen Präsidentenwahl. Raisi, bisher Justizchef, hatte die Wahl am Freitag mit mehr als 62 Prozent der Stimmen gewonnen. Die Wahlbeteiligung war mit 47 Prozent aber vergleichsweise gering gewesen.

Die Gespräche über eine Wiederbelebung des Atomdeals mit dem Iran in Wien sind am Sonntag vertagt worden. Irans Unterhändler Abbas Araqchi sprach von einer Annäherung. Die drei europäischen Unterzeichnerstaaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien erklärten, es gebe Fortschritte, man könne aber nicht endlos verhandeln. Ein neuer Termin für Beratungen wurde nicht genannt. (red, APA, 21.6.2021)