FPÖ-Parteichef Herbert Kickl in der "ZiB 2" bei Martin Thür.

Screenshot: tvthek.orf.at

Die Checkliste, die der neu gewählte FPÖ-Obmann Herbert Kickl am Sonntagabend zur ZiB 2 mitbrachte, war nicht lange: 1. Stelle dein Gegenüber als parteinehmend und unseriös dar; 2. Wechsle von seiner Funktion auf die persönliche Ebene; 3. Verliere keine Zeit, bevor du mit 1. und 2. loslegst.

Moderator Martin Thür stellte klare Fragen. Aber das spielte keine Rolle. Als er feststellte, dass die 88,2 Prozent, mit denen die Partei Kickl gewählt hatte, viel niedriger waren als einst Ergebnisse von Norbert Hofer oder Heinz-Christian Strache und fragte, ob die FPÖ Kickl "skeptisch gegenüber" stehe, kam statt einer Antwort die erste Unterstellung: Kickl habe "schon bei der Anmoderation" erkannt, dass "Sie und der ORF keine Freude damit haben, dass es der FPÖ sehr, sehr gutgeht". Dabei hatte Thür in der Anmoderation nur – fast so arglos wie einst der Erklärmann der Sendung mit der Maus – vom Parteitag erzählt.

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"Wenn Sie fair sind", begann Kickl einen Satz, "das Vergleichen is a bisserl unfair", den anderen, um dann selbst zu vergleichen, und zwar den vor 20 Jahren verstorbenen ORF-Anchor Robert Hochner mit Thür: "Ich weiß jetzt nicht, welche Beliebtheitswerte er damals gehabt hat und welche Sie haben." Off-topic? Egal! "Es wundert mich jetzt nicht, dass Sie falsch zitieren", meinte Kickl dann, als ihm Thür vorlas, was er zu den Identitären gesagt hatte. Und als Thür einfach nur wortwörtlich einen FPÖ-Vorstandsbeschluss vorlas, sagte Kickl: "Herr Thür, Sie können sich noch so sehr bemühen, es wird Ihnen nicht gelingen, mir das Wort im Mund umzudrehen." Wie aus dem Lehrbuch. "Diskurszerstörung in drei Schritten" könnte dieses heißen. (Colette M. Schmidt, 21.6.2021)