Emotionen.

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Rahm mit seiner Frau Kelley und mit seinem Sohn Kepa.

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La Jolla – Erst hielt Jon Rahm den Pokal in die Höhe, dann gab der Spanier seinem Söhnchen Kepa einen Kuss auf den Kopf. "Es fühlt sich fast so an, als ob ein Film zu Ende geht und ich bald aufwache", sagte der Golfprofi nach dem Triumph bei der US Open: "Es ist schwer zu glauben, dass diese Geschichte so gut enden kann."

Gut zwei Wochen ist es her, dass Rahm auf der US-Tour einen Albtraum erlebte. In Dublin/Ohio führte der 26-Jährige nach drei Runden klar, wurde dann aber wegen eines positiven Coronatests aus dem Turnier genommen und musste in Quarantäne – kurz vor dem Highlight in La Jolla/Kalifornien.

"Wie wir mit solchen Rückschlägen umgehen, definiert uns als Menschen", schrieb Rahm bei Twitter. Er steckte ihn weg, als sei nichts passiert. Mit spektakulären Putts an den letzten beiden Löchern machte der junge Familienvater seinen ersten Majorsieg klar, Rahm gewann nach vier Runden und 278 Schlägen knapp vor dem Südafrikaner Louis Oosthuizen (279).

Entspannende Quarantäne

Nie zuvor hatte ein Spanier den Titel geholt. Rahm ist erst der vierte Profi seines Heimatlandes nach Sergio Garcia, Jose Maria Olazabal und Severiano Ballesteros, der bei einem Major triumphierte. "Der Sieg war definitiv für Seve", sagte Rahm. Die Legende Ballesteros war 2011 an Krebs gestorben.

Ausgerechnet am Vatertag feierte Rahm den bislang größten Erfolg seiner Karriere, zehn Wochen nach der Geburt seines ersten Kindes. Und das auch noch auf dem Kurs, auf dem er 2017 seinen ersten Titel auf der US-Tour geholt hatte. "Ich liebe Torrey Pines, und Torrey Pines liebt mich", so Rahm.

Nach eigenen Angaben half ihm, dass er zeitweise zu Hause festsaß. "Mich hat es entspannt, dass ich ohne großes Training hergekommen bin", sagte Rahm: "Wäre ich schlecht gewesen, hätte ich eine Ausrede gehabt. Hey, ich hatte Covid."

United States Golf Association (USGA)

Keine Ahnung

Dem bisherigen Weltranglistendritten Rahm, der Dustin Johnson (USA) wieder auf Platz eins ablöste, gelangen am 17. und 18. Loch Birdie-Putts. Durch den ersten aus gut acht Metern nahm er Oosthuizen die Führung ab. Mit dem zweiten aus etwa fünf Metern machte er den Sieg perfekt.

"Es fällt mir schwer zu erklären, was gerade passiert ist, weil ich nicht einmal glauben kann, dass ich die letzten beiden Putts gemacht habe", so Rahm. Zum kleinen Kepa sagte er: "Du hast keine Ahnung, was das bedeutet."

Das Spitzenfeld wurde auf der vierten Runde noch gehörig durchgewirbelt. Dritter wurde der US-Amerikaner Harris English (281 Schläge), den geteilten vierten Platz (282 Schläge) belegten Guido Migliozzi (ITA), Brooks Koepka und Collin Morikawa (beide USA). Hughes und Henley fielen vom geteilten ersten Platz auf den 13. bzw. 15. Platz zurück. McIlroy wurde 7., DeChambeau nur 26. Der Burgenländer Bernd Wiesberger hatte am Freitag den Cut mit 147 Schlägen um einen Schlag verpasst und war auf Platz 72 gelandet. (sid, APA, 21.6.2021)

Golf-Ergebnisse US Open in San Diego (12,5 Mio. US-Dollar, Par 71):

1. Jon Rahm (ESP) 278 Schläge (69+70+72+67)
2. Louis Oosthuizen (RSA) 279 (67+71+70+71)
3. Harris English (USA) 281 (72+70+71+68)
4. Guido Migliozzi (ITA) 282 (71+70+73+68), Collin Morikawa (USA) 282 (75+67+70+70), Brooks Koepka (USA) 282 (69+73+71+69)
7. u.a. Xander Schauffele (USA) 283 (69+71+72+71), Paul Casey (ENG) 283 (71+75+67+70, Rory McIlroy (NIR) 283 (70+73+67+73).

Weiter: Cut (146 Schläge) verpasst: 72. Bernd Wiesberger (AUT) 147 (75+72)

Golf-Weltrangliste vom 21. Juni 2021

1. (3.) Jon Rahm (Spanien) 9,9874 Durchschnittspunkte
2. (1.) Dustin Johnson (USA) 9,9514
3. (2.) Justin Thomas (USA) 8,0883
4. (4.) Collin Morikawa (USA) 7,5338
5. (6.) Xander Schauffele (USA) 6,9485
6. (5.) Bryson DeChambeau (USA) 6,8422
7. (7.) Patrick Cantlay (USA) 6,4176
8. (10.) Brooks Koepka (USA) 6,3420
9. (8.) Patrick Reed (USA) 6,0179
10. (11.) Rory McIlroy (Nordirland) 6,0028

54. (52.) Bernd Wiesberger 2,1759