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Und jetzt baut sich ein Riese auf. Italien lädt Österreich am Samstagabend zum EM-Achtelfinale nach London (21 Uhr). Über die Rollenverteilung zu philosophieren, ist müßig, aber nicht verboten. Italien ist seit 30 Partien ungeschlagen und seit elf ohne Gegentreffer.

1:0! David Alaba fängt Christoph Baumgartner auf. Kurz darauf musste der Torschütze ausgewechselt werden.
Foto: APA/EPA/Mihailescu

Da Österreichs Fußballteam am Montagabend in Bukarest gegen die Ukraine getroffen und 1:0 gewonnen hat, somit mit sechs Punkten Zweiter der Gruppe C wurde, kommt es im Wembley zum Beisammensein mit dem famosen Sieger der Gruppe A.

Franco Foda nahm im Vergleich zur Niederlande-Partie (0:2) zwei Änderungen vor, Andreas Ulmer und Michael Gregoritsch raus, Florian Grillitsch und Marko Arnautović rein. Hoffenheim-Legionär Grillitsch hatte in einem ORF-Interview seine Reservistenrolle beklagt, drängte verbal auf einen Startelfeinsatz.

Dass sich Foda beeinflussen ließ, ist zwar möglich, aber nicht anzunehmen. Trainer urteilen nach Trainingsleistungen. Die Personalwechsel bedingten Umstellungen im System, aus der verteidigenden Dreierkette wurde eine Viererkette.

Kapitän David Alaba war nicht mehr der zentrale Abwehrchef, er ersetze Ulmer an der linken Seite. Arnautović war nach seiner Sperre wegen Beleidigung eines Nordmazedoniers brennheiß, im Sinne von extrem motiviert. Er wollte Taten setzen. Wobei Schweigen nicht seine Stärke ist, er zählt zu den lauten Spielern, ist ein Motivator, eine Führungskraft. Aber die eigenen Kollegen beleidigt er nie. Oder niemals vorsätzlich.

Die STANDARD-Analyse mit Austria-Kapitänin Martina Mädl und Ex-Admira-Trainer Klaus Schmidt.
DER STANDARD

Es war ein variables 4-2-3-1-System als Antwort auf das 4-3-3 der Ukrainer. Alaba sollte links marschieren, seinen Offensivdrang befrieden, Grillitsch im Mittelfeld den Takt vorgeben. Und Solospitze Arnautović war für den Tiefgang zuständig. Mit Unterstützung der Herren Marcel Sabitzer und Christoph Baumgartner.

Eigene Ausgangslage

Die Ausgangslage war klar und etwas eigen. Beide Teams hatten nach zwei Partien je drei Punkte, aufgrund der höheren Anzahl der erzielten Tore (vier zu drei) lagen die Ukrainer auf Platz zwei, der fix die Teilnahme im Achtefinal beschert.

Die Erlösung nach dem Spiel. Österreich steht erstmals seit 1954 in einem K.-o-Spiel bei einer Endrunde.
Foto: APA/EPA/Barbu

Mit einem Remis freilich konnten beide gut leben, denn mit vier Zählern gehört man dem Kreis der Erlauchten vier besten Gruppendritten ziemlich sicher an. Ein Nicht-Angriffspakt wäre zwar sportlich und optisch skandalös, aber auf ein gewisse Weise nachvollziehbar gewesen. Foda und sein ukrainischer Kollege Andrij Schewtschenko legten sich fest: "Wir wollen gewinnen."

In der Arena Nationala in Bukarest hatte es bei Anpfiff um 18 Uhr 25 Grad, die Luftfeuchtigkeit betrug 65 Prozent. Und die Österreicher legten los. 2. Minute: Xaver Schlager geht rechts durch, passt ideal zu Konrad Laimer, dessen Ballannahme ist aber suboptimal.

Die ÖFB-Auswahl blieb fortan dominant, Tempo und Tiefgang passten, der Ball zirkulierte in den eigenen Reihen, das Umschalten klappte, das Abwehrverhalten detto. Leidenschaft konnte nicht verheimlicht werden.

Sohle von Bukarest

21. Minute: Eckball Alaba, Baumgartner macht mit der Sohle des rechten Fußes das 1:0. Jubel. Für den 21-Jährigen war es Goal Nummer vier im Team (13 Einsätze). Der Verdacht, man wolle vorsichtig sein, war ausgeräumt.

Von den Ukrainern kam wenig bis nichts. 29. Minute, die Ausnahme: Daniel Bachmann pariert einen satten Schuss von Schaparenko. 32. Minute: Baumgartner ist schwindelig (nach einem Zusammenprall), wird durch Alessandro Schöpf ersetzt.

Das Achtelfinale darf gefeiert werden. Am Samstag geht es in London gegen Italien.
Foto: APA/AP/Mihailescu

Den Spielfluss hat das nicht gestört. 37 Minute: Laimer erzielt fast das 2:0. 42 Minute: Perfekter Konter, Schöpf bedient Arnautović, der vergibt leichtfertig, beleidigt sich selbst. Halbzeitfazit: Sehr stark verbessert, die Chancenverwertung ist ausbaufähig.

Nach der Pause waren die Ukrainer zum Handeln gezwungen, es fehlten aber die Mittel. Grandiose Szene blieben aus, die Österreicher gerieten selten in Stress. Und somit wurde es ein hochverdienter Erfolg. Just Grillitsch wurde zum "Man of the Match" gekürt.

Noch am Abend flog das Team zurück ins Base Camp nach Seefeld. Die kleine Geschichte war das 3:1 gegen Nordmazedonien (erster Sieg bei einer EM), die größere der Aufstieg in die K.o.-Phase eines Turniers (zuletzt 1954.). Die ganz große Geschichte wäre das Ausschalten von Italien. Träume sind nie verboten. (Christian Hackl, 21.6.2021)

Fußball-EM – Gruppe C, 3. Runde:
Ukraine – Österreich 0:1 (0:1)
Bukarest, Arena Nationala, 10.472 Zuschauer, SR Cakir (TUR)

Tor: 0:1 (21.) Baumgartner

Ukraine: Buschtschan – Karawajew, Sabarnyj, Matwijenko, Mykolenko (85. Bjessjedin) – Schaparenko (68. Marlos), Sydortschuk, Sintschenko – Jarmolenko, Jaremtschuk, Malinowskyj (46. Zyhankow)

Österreich: Bachmann – Lainer, Dragovic, Hinteregger, Alaba – Grillitsch – Laimer (72. Ilsanker), X. Schlager, Sabitzer, Baumgartner (32. Schöpf) – Arnautovic (90. Kalajdzic)

Gelbe Karten: keine