Gesunde Schwangere können auch hochschwanger laufen – sofern ihnen ihr Bauch nicht in die Quere kommt.

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Auch Schwangere sind sportlich: Das merkt man in Fitnessstudios, auf Laufstrecken und im Schwimmbad, wo sich viele Frauen mit mehr oder weniger großen Babybäuchen sportlich betätigen.

Dafür braucht es mitunter aber ein wenig Überzeugungsarbeit, berichtet der Wiener Gynäkologe und Sportmediziner Christian Matthai: "Die Verunsicherung bei Schwangeren ist groß." Häufig hätten Frauen beispielsweise Sorge, dass durch Erschütterungen beim Laufen das Risiko einer Fehlgeburt erhöht wird.

"Viele tendieren daher dazu, sich sportlich zurückhalten zu wollen", sagt der Gynäkologe. Er fügt hinzu: "Das ist aber eigentlich genau das Falsche." Zahlreiche Studien würden belegen, dass körperliche Aktivität die Risiken von Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt sogar reduzieren: "Man kann sagen: Je fitter die Mutter, umso reibungsloser gehen die Schwangerschaft und die Geburt vonstatten", sagt der Frauenarzt.

Er empfiehlt seinen – gesunden – Patientinnen daher, ganz normal weiter Sport zu treiben. Die Intensität sollte moderat ausfallen – so, dass man sich nebenbei noch unterhalten kann. "Sobald man schnauft wie eine Dampflok, ist das ein klares Zeichen dafür, dass es zu viel ist", betont der Mediziner. Intervalltrainings oder Marathons sind in der Schwangerschaft also eher nicht ratsam. Besonders kritisch sind dabei laut Matthai die ersten 20 Schwangerschaftswochen, in denen das Kind viele wichtige Entwicklungsschritte durchläuft.

Schwimmen oder Power-Walken

Eine Faustregel, die er seinen Patientinnen mitgibt: Man kann und soll beim Sport auch als Schwangere ins Schwitzen kommen – allerdings sollte man sich danach besser fühlen als zuvor.

Am häufigsten erkundigen sich Patientinnen, ob sie denn weiterhin joggen können. Dagegen spricht laut Matthai bei einer gesunden Schwangeren nichts. "Jede moderate Bewegung fördert die Durchblutung und verbessert damit die Entwicklung des Kindes." Bei einer beschwerdefreien und gesunden Schwangeren ohne Zusatzrisiken spreche nichts dagegen, wenn diese auch hochschwanger noch Sport macht: "Aber irgendwann wird der Bauch der limitierende Faktor."

Zeit für falschen Ehrgeiz ist die Schwangerschaft aber nicht: Wer bisher Couchpotato war, sollte jetzt nicht unbedingt mit dem Laufen anfangen, sondern stattdessen auf gemütliches Schwimmen oder Power-Walken setzen.

Leichtere Gewichte

Von einigen Sportarten wird Schwangeren außerdem generell abgeraten: Judo, Kickboxen und generell alle Sportarten, bei denen die Frau einen Tritt in den Bauch bekommen kann, sind beispielsweise tabu. Ebenso wie Klettern, wo die Absturzgefahr zu hoch ist.

In sozialen Netzwerken sorgen immer wieder sehr fitte Frauen für Aufmerksamkeit, die auch hochschwanger noch schwere Gewichte stemmen. Auch Matthai kennt solche Athletinnen. "Dazu würde ich aber nicht raten", sagt er. Denn beim Heben der Gewichte schießt der Blutdruck in die Höhe. Das könne Blutungen verursachen. Das heiße aber nicht, dass trainierte Frauen nicht auch in der Schwangerschaft – leichtere – Gewichte heben dürfen.

Nach der Geburt

Auch wenn diverse Hollywoodstars sich schon kurz nach der Geburt wieder topfit präsentieren, rät Matthai nach der Geburt acht bis zehn Wochen lang zur Zurückhaltung und Erholung. Wer in dieser Phase zu intensiv trainiert, behindere die Rückbildungsprozesse, die im Körper ablaufen. Mit einem Beckenbodentraining kann aber jederzeit begonnen werden.

Wann und wie man wieder ins Training einsteigen kann, hängt letztendlich auch davon ab, wie die Geburt verlaufen ist. "Bei einer tadellosen Geburt kann man theoretisch sehr rasch wieder laufen. Aber bei einer Erstgebärenden, die 40 Stunden in den Wehen gelegen ist, wird das länger dauern." (Franziska Zoidl, 26.6.2021)