Daniel Bachmann: Kam ob des selten leichtmatrosenhaften Verhaltens seiner Vorderleute kaum in Bedrängnis. War gleich nach Anpfiff hellwach nach einem Alaba-Sekundenschlaf und einer Jarmolenko-Hereingabe. Faustete einen sehr guten Schuss von Shaparenko weg und verhinderte ein Eigentor von Lainer. Jetzt ist einmal Schluss mit der Diskussion um den Einsertorwart, sapperlot.

David Alaba: Diesmal von Foda dazu gebracht worden, als linker Verteidiger aufzulaufen. In den ersten 20 Minuten aber nur auf dem Papier. Bearbeitete den linken Flügel, über den viel lief, seine Flanken und Ecken sind schon ziemlich gut. Bereitete das 1:0 von Baumgartner vor. Zog sich dann wieder zurück und lieferte eine starke Leistung, insbesondere weil er mit Jarmolenko den gefährlichsten Ukrainer bis auf einen Aussetzer zu Beginn gnadenlos abmontierte. Real Madrid hat sich diesen Kauf schon sehr gut überlegt.

In der ÖFB-Elf hatte kein Spieler einen schwachen Tag.
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Martin Hinteregger: Ein Erfolgserlebnis für ihn: Keine Torvorlage für den Gegner in 90 Minuten. Gewann das wichtigste Laufduell der ersten Halbzeit als letzter Mann gegen Jaremtschuk. Die zwei hatten sich überhaupt lieb: Hinteregger steckte einen Bodycheck zu Beginn der zweiten Halbzeit weg, ließ Jaremtschuk in der 87. Minute einmal gefährlich viel Platz. Alles in allem Fels in der Brandung.

Aleksandar Dragovic: Lieferte eine sehr unaufgeregte Partie. Im Fußball bedeutet das eine Auszeichnung. Stand immer richtig, harmonierte mit Hinteregger in der Innenverteidigung.

Stefan Lainer: Quirlig wie immer, ließ sich aber von Schaparenko bei der besten Chance der Ukrainer in der ersten Hälfte in einer Telefonzelle schwindlig spielen. Seine Diagonalpässe zwischen die Linien kamen gut an, er war immer anspielbar. Was willst du mehr? Sein gefährlicher Kopfball aufs eigene Tor hätte aber ein österreichisches Drama einläuten können.

Xaver Schlager: War wieder der wichtige Faktor, den man in der Statistik oft nicht sieht. Kaufte dem Gegner die Schneid ab, gewann fast alle zweiten Bälle. Passt hundertmal- und grätscht zweihundertmal besser als er schießt.

Florian Grillitsch: War womöglich der beste Spieler im ÖFB-Team. Sehr gutes Stellungsspiel, klaubt die Bälle vor der Abwehr ausnahmslos zusammen. Gab mit Schlager das Rasenmäher-Kommando, das nie eine ukrainische Dominanz im Mittelfeld zuließ.

Die STANDARD-Analyse mit Austria-Kapitänin Martina Mädl und Ex-Admira-Trainer Klaus Schmidt.
DER STANDARD

Konrad Laimer: Ging den Ukrainern gehörig auf die Nerven. Dem 24-Jährigen rutschte die erste ÖFB-Chance nach zwei Minuten über den Schlappen. War aufstellungsbedingt auch offensiv involviert, ist aber weniger torgefährlich als Manuel Neuer. Musste seinem Kilometerfressen Tribut zollen und ging in der 72. Minute angeschlagen ab.

Stefan Ilsanker: Führte den Abräumerjob von Laimer nahtlos weiter, ließ im Ensemble bis zum Schluss keine Unsicherheiten mehr erkennen.

Ärgerte sich über seine bisherige Reservistenrolle und übertrug diese negative Energie in eine Leistungsexplosion: Florian Grillitsch.
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Marcel Sabitzer: Sein offensiver Arbeitsnachweis war zwar in Zahlen nicht so augenscheinlich – da war ein abgeblockter Schuss und ein Volley in den Bukarester Abendhimmel –, seine unermüdliche Anspielbarkeit und sein Öffnen von Räumen waren aber stets Motor im ÖFB-Spiel. Wo der Ball unbedingt hin sollte, da gehorchte er auch meistens Sabitzers Befehl.

Christoph Baumgartner: Der 21-jährige ist kein Stürmer, brachte aber Österreich in der 21. Minute nach einem Corner mit seiner rechten Sohle in Führung. Dieses Kunststück gelang ihm bereits mit Kopfschmerzen durch einen vorausgegangenen Zusammenstoß mit einem Ukrainer. Behauptete viele Bälle, seine zweitwichtigste Aktion war womöglich ein Aushilfsjob für Alaba, für den er auf links hinten einen ukrainischen Angriff abwehrte. Konnte nach einer halben Stunde leider nicht mehr weitermachen.

Alessandro Schöpf: Gefiel durchaus als Baumgartner-Ersatz, bediente nach seiner Einwechslung Arnautovic mit einem Super-Pass im Konter. Sein größter Fehler: Schoss kurz vor der Pause nicht selbst aufs Tor, sondern legte fatalerweise auf Lainer ab.

Marko Arnautovic: Erster Schuss der Solospitze in der 16. Minute. Das sagt einiges in einer Drangphase des ÖFB-Teams. Ein bisserl glücklos. Presste immerhin fleißig an und hatte eine sehr gute Gelegenheit zum 2:0. Zwei Jahre Fußball in China machen sich bei ihm langsam bemerkbar.

Sasa Kalajdzic: Kam in der 90. Minute für Arnautovic, zu kurz eingesetzt.

Franco Foda: Im dritten Match mit der dritten unterschiedlichen Aufstellungsvariante. Statt einer Fünferabwehr dachte er sich gegen die Ukraine eine Viererkette aus, mit Alaba als Linksverteidiger. Gute Entscheidung. Hatte das ÖFB-Team auf das Achtelfinale richtig hungrig gemacht. Das merkten die Ukrainer, das merkten die Zuschauer. Auf diese Leistung darf nicht nur der Teamchef stolz sein. Viel besser wird es nicht. (Florian Vetter, 21.6.2021)