Umweltaktivisten der Gruppe "No Grandi Navi" (Keine großen Schiffe) demonstrierten in Venedig Anfang Juni. Sie und die Unesco sehen die Zukunft Venedigs durch die Schiffe gefährdet.

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Venedig – Venedigs Zukunft ist gefährdet, wenn kein dauerhaftes Verbot für Kreuzfahrtschiffe erlassen wird. Dies geht aus einem am Montag veröffentlichten Bericht der Unesco hervor. Die UN-Organisation erklärte, sie werde bei ihrer Plenarsitzung vom 16. bis 31. Juli einen Vorschlag prüfen, Venedig auf die Liste der gefährdeten Orte zu setzen. Sollte der Vorschlag angenommen werden, würde die Unesco von der italienischen Regierung dringend Maßnahmen zum Schutz Venedigs erfordern.

Ein Verbot für Kreuzfahrtschiffe schien Anfang des Jahres beschlossen worden zu sein, aber die Kreuzfahrtschiffe sind inzwischen nach Venedig zurückgekehrt, bemängelte die UN-Organisation. Es gebe bereits seit langem die Forderung, Kreuzfahrtschiffe aus Venedig zu verbannen, weil sie die empfindlichen historischen Gebäude der Stadt und das einzigartige Ökosystem der Lagune beeinträchtigen.

Plan muss her

Der Druck verstärkte sich, nachdem ein Kreuzfahrtschiff im Juni 2019 gegen einen Kai gekracht war. Am 12. Mai 2020 stimmte die Abgeordnetenkammer einem Dekret zu, das Kreuzfahrtschiffen das Anlegen in Venedig verbietet. Dank des Dekrets, das die Regierung genehmigt hat, können Kreuzfahrtschiffe nun endgültig nicht mehr im Zentrum von Venedig anlegen, sagte Kulturminister Dario Franceschini im April.

Das Dekret besagt, dass ein Plan für das Anlegen der Kreuzfahrtschiffe außerhalb der Lagune von Venedig ausgearbeitet und umgesetzt werden muss. In der Zwischenzeit dürfen die großen Schiffe weiterhin im Industriehafen der Stadt halten, der seit vergangenem Dezember der Anlegeplatz ist.

Promis für Verbot

Kulturminister Dario Franceschini erklärte nach dem Schreiben der Unesco, dass mehr getan werden müsse, um Kreuzfahrtschiffe zu verbieten. Das verkehren der Monsterschiffe im Giudecca-Kanal müsse komplett verboten werden, forderte der Minister.

Das Thema Kreuzfahrt in Venedig hatte sogar internationale Promis auf den Plan gerufen. Unter anderem Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger, Schauspielerin Tilda Swinton und Regisseur James Ivory hatten Anfang Juni in einem offenen Brief einen "Stop für den Verkehr großer Schiffe in der Lagune" gefordert. Das Schreiben war an Italiens Regierung adressiert. Vor der Coronapandemie hatte Venedig jährlich Millionen von Touristen beherbergt. Die Stadt war Ziel vieler Kreuzfahrtschiffe, über die seit Jahren gestritten wird. (APA, 21.6.2021)