Vergangenen Freitag hat die populäre Streamingplattform Twitch zwei seiner reichweitenstärksten Streamer verbannt, und zwar Kaitlyn Siragusa, auf Twitch "Amouranth" genannt, sowie Jenelle "Indiefoxx" Dagres. Mit der Sperre geht Twitch verstärkt gegen Inhalte vor, die die Plattform für "sexuell anzüglich" befindet. Streamerin Amouranth unterhielt rund 3,15 Millionen Zuschauer, Indiefoxx 935.000. Nach drei Tagen wurde der Bann für beide Streamerinnen wieder aufgehoben.

Ohrlecken simuliert

Wie "Polygon" berichtet, sagte Siragusa, dass Twitch angab, sie wegen "sexueller Inhalte" gesperrt zu haben. Der Grund dafür scheint jedoch nicht eines der sogenannten Hot-Tub-Videos, die bereits Anfang des Jahres für Aufregung gesorgt hatten, sondern ein ASMR-Yoga-Stream zu sein. Sowohl Amouranth als auch Indiefoxx hatten in den vergangenen Tagen solche Videos streamte, die zurzeit die bereits zuvor beliebte ASMR-Kategorie dominieren.

ASMR steht für "Autonomous Sensory Meridian Response", ein kribbelndes Gefühl auf der Kopfhaut, das für Entspannung sorgen kann. Erzeugt wird diese Reaktion meist mit Knister- oder Flüsterlaute. In dem fraglichen Stream erzeugte Amouranth solche ASMR-Geräusche, während sie vor der Kamera Yoga-Posen einnahm. Dabei leckte sie ein Mikrofon ab, um zu simulieren, dass sie das Ohr der Zuschauerin und des Zuschauers abschlecke. Wie Amouranth zu Polygon sagte, sei sie nicht die erste Person, die solche ASMR-Yoga-Streams veröffentlichte.

Für diesen Stream soll Amouranth vorübergehend gesperrt worden sein.

Hot-Tub-Kategorie

"Ich denke, ich werde vorsichtiger sein müssen – die Stimmung rund um die Moderation scheint so zu sein, dass man die Dinge 'durchgehen' lässt, bis sie nicht mehr zu ignorieren sind", sagte die Streamerin. Erst im letzten Monat sorgte Amouranth mit ihren populären Hot-Tub-Videos für Veränderungen bei Twitch.

Bei diesen Livestreams zeigen sich Streamerinnen und Streamer in einem Whirlpool und tragen dabei meist Badekleidung. Als Reaktion auf die populären Videos und Kritik von Nutzerinnen und Nutzer, die solche Streams nicht sehen wollten, führte Twitch eine eigene Kategorie für Hot-Tub-Streams ein.

Sexy sein ist kein Verbrechen

"Von anderen Nutzern als sexy empfunden zu werden kollidiert in jedem Fall nicht mit unseren Richtlinien, und Twitch wird nicht gegen Content-Schaffende vorgehen, weil sie attraktiv sind", schrieb Twitch in einer Stellungnahme im Mai. Mit der neuen Kategorie sollen Zuschauerinnen und Zuschauer Whirlpool-Streams besser vermeiden können, wenn sie diese nicht sehen wollen. Offiziell zur Sperre äußern wollte sich Twitch bisher nicht. (hsu, 22.6.2021)