Samra zählt zu den aktuell erfolgreichsten Rappern Deutschlands.

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Berlin – Sexismus und Gewaltverherrlichung sind im Rap keine Neuigkeit. Dem deutschsprachigen Hip-Hop, in dem das frauen- und schwulenfeindliche Machotum seit den Nullerjahren mit dem kommerziellen Aufstieg des Gangster-Rap seinen festen Platz hat, könnte nun aber eine größere #MeToo-Debatte ins Haus stehen. Der Anlass: Die Social-Media-Influencerin Nika Irani hat in mehreren Instagram-Postings dem Rapper Hussein Akkouche, Künstlername Samra, vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben.

Der Vorfall soll sich zwischen dem 20. und 26. Juni vergangenen Jahres ereignet haben. Samra habe Irani in seinem Tonstudio gewürgt und zum Sex gezwungen. "Ich habe über 20-mal ‚Nein‘ gesagt, dann hat er meine Unterhose aufgerissen und zerfetzt, und ich habe es einfach über mich ergehen lassen", schrieb Irani.

Samra weist die Vorwürfe zurück, ließ Irani ausrichten, dass sie psychologische Hilfe brauche, und bekannte gleichzeitig zynisch, dass er womöglich "kein Gentleman" gegenüber der Frau gewesen sei. Dennoch gilt die Unschuldsvermutung.

Kunst oder Nährboden?

Samras Plattenlabel Universal hat jedenfalls erklärt, die Zusammenarbeit mit dem Künstler "bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen zu lassen". Irani erhielt über Social Media eine Flut an wüsten Beschimpfungen und Äußerungen, in denen ihr selbst Schuld an dem Vorfall gegeben wird.

Andererseits schildern unter dem Hashtag #DeutschrapMeToo nun zahlreiche Leute ihre Erfahrungen, die sie mit Sexismus und missbräuchlichem Verhalten in der Deutschrap-Szene gemacht haben.

Die Rapperin Sokee schrieb einen Text zum Thema, in dem sie festhielt: "Wir haben es hier nicht mit einzelnen Harvey-Weinstein-artigen Monstern zu tun, sondern mit einer Atmosphäre, in der Täter-Sein zumindest qua Imagepolitik zum guten Ton gehört."

Diesen im Gangster-Rap von jeher kultivierten Gossenjargon verteidigten seine Protagonisten stets als bloße künstlerische Widerspiegelung dessen, was in der Gesellschaft passiert.

Nika Iranis Meinung dazu: "Wenn ihr schon in eurer Poesie, euren Texten, frauenfeindlich seid, dann zeigt wenigstens im echten Leben, dass ihr das nicht unterstützt und man Kunst von der realen Welt trennen sollte." (stew, 22.6.2021)