Gernot Blümel war Dienstagabend zu Gast bei Armin Wolf, das Interview können Sie hier in der ORF-TVThek nachsehen.

Foto: screenshot orf-tvthek

Eine der unangenehmsten Verteidigungstaktiken ist, die Verantwortung für eigene Fehler und Unterlassungen auf einfache Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter abzuschieben. Noch giftiger wird es, lastet man danach die Schuld für die Bredouille, in die man die Kollegenschaft durch das Abwälzen gebracht hat, den Kritikern an, die einen auf die Fehler und Unterlassungen hingewiesen haben.

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Genau das aber tat Finanzminister Gernot Blümel Dienstagabend im "ZiB 2"-Interview mit Armin Wolf. Sehr gerade, aber bleich saß er da und wiederholte seinen Spin des Tages. Nämlich dass die Akten, die der Ibiza-U-Ausschuss von ihm fordert und die laut der Opposition trotz Einschreitens von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und des Verfassungsgerichtshofs noch immer nicht alle vorliegen, in Abteilungen des Finanzministeriums zusammengesucht worden seien. Dort Arbeitende hätten mit ihrer Unterschrift für die Vollständigkeit garantiert, diese zweifle die Opposition nun an. Die Opposition müsse sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entschuldigen.

Nicht von den Beschäftigten, sondern von Blümel selbst habe der U-Ausschuss die Aktenausfolgung verlangt, fragte Wolf tapfer gegen diese Uminterpretation – man könnte auch Chuzpe sagen – an. Keine Chance, Blümel wiederholte stur seine Version. Wie sagte eine Stunde vor ihm der französische grüne EU-Abgeordnete Yannick Jadot in einem "Report"-Beitrag über die harschen Korruptionsurteile gegen französische Exspitzenpolitiker? Seine Landsleute sollten künftig besser "etwas wählerischer sein, wenn es um ihr politisches Personal geht". Das trifft auch fürs schöne Österreich zu. (Irene Brickner, 23.6.2021)