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Bei asiatischen Elefanten wurden nicht nur Tröt- und Grolllaute nachgewiesen, sondern auch hohes Quietschen.
Foto: David W. Cerny / Reuters

Elefanten sind kommunikative Säugetiere und in ihrer Lauterzeugung vor allem für das "Tröten" oder "Trompeten" mit ihrem Rüssel bekannt. Dieses Geräusch – durch einen kräftigen Luftausstoß erzeugt und in der Produktionsweise noch nicht hinreichend wissenschaftlich untersucht – wird vor allem dann geäußert, wenn die Tiere aufgeregt sind.

Daneben verfügen sie aber auch über andere Mittel, sich mitzuteilen. Besonders wichtig ist das Röhren und Grollen, das sie über ihre Stimmbänder erzeugen: Über diese "Rumble"-Laute, die oft unter der menschlichen Hörschwelle liegen, können Elefanten über große Distanzen hinweg kommunizieren. Das hilft ihnen, während ihrer Wanderungen mit der Herde oder Familie Kontakt zu halten oder mit anderen Gruppen Kontakt aufzunehmen. Dabei können sie auch zwischen Dialekten und Gruppenzugehörigkeiten unterscheiden, was bei der Partnerwahl eine Rolle spielen dürfte: Elefantenbullen scheinen die tieffrequenten Grolllaute von Weibchen außerhalb der eigenen Gruppe interessanter zu finden, wodurch vermutlich Inzest verhindert wird.

Eine neue Studie ging nun ganz anderen Elefantengeräuschen nach, nämlich hohen Quietschlauten, die asiatische Elefanten durch das Summen ihrer Lippen erzeugen können. Diese Lautproduktion sei bisher einzigartig im Tierreich, berichten Wiener Verhaltensbiologinnen im Fachblatt "BMC Biology".

Mit 48 Mikrofonen untersuchte die Forschungsgruppe, wie das Quietschen zustandekommt.
Foto: Gunnar Heilmann

Schall in bunten Farben sichtbar

Je größer ein Säugetier ist, desto länger sind seine Stimmbänder und desto tiefer sind die von ihm produzierten Laute. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass es ein oberes Limit der Tonhöhe gibt, die mit Hilfe der Stimmbänder erreicht werden kann. Und in dieses Spektrum passen die extrem hohen Quietschlaute, die nur asiatische Elefanten produzieren, wenn sie aufgeregt sind, nicht hinein.

So klingt es, wenn Elefanten quietschen.
Global Sanctuary for Elephants

Aus diesem Grund haben Veronika Beeck vom Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien und Angela Stöger vom Mammal Communication Lab gemeinsam mit zwei Kollegen aus Deutschland versucht, diesen Lauten bei asiatischen Elefanten in Nepal auf den Grund zu gehen. Dazu nutzten sie unter anderem eine akustische Kamera mit 48 Mikrofonen, die den Schall – ähnlich dem Bild einer Thermokamera – in bunten Farben sichtbar macht. So konnte die Quelle der Schallproduktion sehr genau berechnet werden.

Wie ein Trompetenspieler

"Unsere Bilder zeigten eindeutig, dass der Quietschlaut aus dem Mund und nicht aus dem Rüssel kommt", erklärt Beeck in einer Aussendung. Offenbar pressen die Tiere Luft durch die angespannten Lippen und versetzen sie damit in Schwingung. Dabei zeigt sich doch eine gewisse Ähnlichkeit zum Trompeten, allerdings dem menschlichen: Dem Forschungsteam zufolge ähnelt diese Technik nämlich dem Lippensummen, mit dem Trompetenspieler zunächst einen Ton erzeugen, dessen Obertöne dann durch das Instrument verstärkt werden. Das Team vergleicht die Laute auch mit jenen, die bei einem Luftballon entstehen, wenn man die Luft entweichen lässt und dabei den Hals mit den Fingern spannt.

Die Forschungsgruppe zeigte, dass die Elefanten die Quietschlaute mit ihrem Mund erzeugen (linkes und mittleres Bild) und nicht wie manch andere Laute durch ihren Rüssel entweichen lassen (rechts).
Bild: Beeck et al., BMC Biology, 2021

"Diese Technik der Lautproduktion mit summenden Lippen ist im Tierreich bisher einzigartig", so Beeck. Nachdem nur wenige Elefanten solche Quietschlaute mit den Lippen produzieren, vermuten die Verhaltensforscherinnen, dass die Tiere diesen Laut vielleicht erst lernen müssen. Wie flexibel Elefanten in der Lautproduktion sind, hat Stöger bereits vor Jahren nachgewiesen. Da zeigte sie, dass ein asiatischer Elefant in einem koreanischen Zoo durch das Nachahmen der Kommandos seines Trainers mehrere Worte auf Koreanisch erlernte. (APA, red, 23.6.2021)