Die Impfpriorisierung wurde bisher noch nicht in ganz Österreich aufgehoben.

Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Der Elefant stand schon länger im Raum, nun ließ der Gemeindebund mit einer konkreten Forderung aufhorchen: Corona-Tests, so meint Alfred Riedl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes, sollen für Impfverweigerer kostenpflichtig sein. Zwar nicht sofort, so Riedl, aber nach dem Sommer. Im "Kurier" argumentiert das Riedl so: "Warum soll der Steuerzahler für jene, die sich partout nicht impfen lassen wollen, Geld in die Hand nehmen."

Schon am Dienstag kamen aber aus dem Gesundheitsministerium anderslautende Signale. Momentan zumindest denke man nicht daran, Gratis-Testangebote einzustellen, gab man an, betonte aber auch: Klar werde es Umschichtungen geben, wenn sich die Nachfrage ändert.

Aus Wien kommt dazu ein klares Nein: Man werde – auch in Zukunft – das Testangebot nicht kostenpflichtig machen. Denn, so argumentiert man im Büro des Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ), man glaube, dass dann die Menschen zwar nicht mehr testen, aber auch nicht impfen gehen würden – und das wäre "eine Verschlechterung der Situation".

Warnung von Experten

Eine deutliche Warnung vor einem Aus der Teststraßen kam am Mittwoch auch vom Epidemiologen Gerald Gartlehner: "Ein grundsätzliches Verschwinden der Teststraßen, wie es jetzt genannt wurde, wäre sehr gefährlich und sehr heikel, weil wir eigentlich nicht wirklich wissen, was im Herbst mit der Delta-Variante auf uns zukommen wird", sagte er im Ö1-Radio. Wenn man davon ausgehe, dass im Herbst 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, "dann ist doch noch immer noch ein großer Teil der nicht geimpft ist und der auf diese Impfstraßen zurückgreifen wird", so der Experte.

"Und auch zur Beruhigung der schon geimpften Bevölkerung: Manche werden das Bedürfnis haben, wenn sie Erkältungssymptome entwickeln, sich trotzdem testen zu lassen", betonte Gartlehner. Geimpfte müssten sich zwar grundsätzlich nicht testen lassen, denn das Restrisiko sei minimal – es gebe aber Ausnahmen: "Wenn man Symptome entwickelt, die auf Covid hindeuten" – oder wenn man mit sehr vulnerablen Gruppen in Kontakt ist.

Wien priorisiert weiter

Da in Wien bald die Zwölf- bis 17-Jährigen samt Eltern geimpft werden, andererseits auch 35.000 Slots für die 18- bis 30-Jährigen aufgemacht werden – also genug, um ein Zehntel von ihnen zu impfen –, bleiben dort nur noch die 31- bis 40-Jährigen übrig, für die es noch keine regulär freigegebenen Dosen gibt. Und damit ausgerechnet auch jene Altersgruppe, die häufig Kinder unter zwölf Jahren zu Hause hat, die gar keine Impfung bekommen können.

Die Priorisierung generell aufheben will man in Wien dennoch nicht, man argumentiert das mit einer verhaltensökonomischen Taktik. Nach und nach Slots aufzumachen würde den jeweiligen Gruppen zeigen: "Du bist jetzt dran", heißt es aus dem Büro Hackers.

Vergleicht man die Durchimpfungsraten der Wienerinnen und Wiener in dieser Altersgruppe mit denen in Bundesländern, in denen die Priorisierung bereits über Bord geworfen wurde – etwa in Ober- und Niederösterreich und in Vorarlberg –, wird aber klar: Für diese Altersgruppe muss das nicht unbedingt ein genereller Vorteil sein.

Burgenland auf Platz eins

So zeigt eine Statistik der Durchimpfungsraten des ORF, dass in der Gruppe der 25- bis 35-Jährigen in Wien schon 20 Prozent vollimmunisiert sind, in Niederösterreich um die 17 Prozent, in Vorarlberg nur zwölf Prozent und in Oberösterreich gar nur knapp zwölf Prozent. Ähnlich ist das Bild in der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen, da sind in Wien gut 24 Prozent durchgeimpft, in Niederösterreich gut 21 Prozent, in Vorarlberg gut 19 und in Oberösterreich knapp 16 Prozent.

In der Gruppe der 25- bis 35-Jährigen steht das Burgenland am besten da, dort ist ein Fünftel bereits durchgeimpft. Zumindest einen Stich haben in dieser Altersgruppe die meisten in Niederösterreich, nämlich 50 Prozent. Bei den 35- bis 44-Jährigen steht Tirol mit 26 Prozent Vollimmunisierten am besten da, die meisten Erststiche wurden in Niederösterreich bei fast 60 Prozent gesetzt.

Ohne Rücksicht auf die Altersklassen hat übrigens das Burgenland die meisten vollimmunisierten Einwohnerinnen und Einwohner. Dort haben bereits 36 Prozent beide Stiche erhalten, Schlusslicht ist Niederösterreich mit knapp 27 Prozent. (elas, APA, 23.6.2021)