Im November 2020 ging dann gar nichts mehr, der Lockdown hatte uns fest im Griff. In den vielen öden Monaten danach begegneten einander im Wesentlichen nur mehr zwei Typen von Reisenden in Österreich: Schon recht weit vom Wohnort entfernte Wanderer und überraschend nah zum Wohnort anzutreffende Camper. Die Gespräche zwischen diesen beiden Grüppchen war von schlechtem Gewissen geprägt: "Ja, dürf'ma denn des?" Wir durften. Doch den Campern war zudem die Bewunderung durch die Wanderer gewiss. Die Wohnmobilisten waren es, die da meistens völlig legal in einem Land mit De-facto-Urlaubsverbot nur zum eigenen Vergnügen herumgurkten.

Wer im Lockdown die Erfahrung von Unabhängigkeit in einem Wohnmobil gemacht hat, denkt jetzt vielfach über den Kauf nach.
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Aktuell zeigt sich das eindrucksvoll bei den Neuzulassungen von Wohnmobilen: Allein in den ersten vier Monaten des Jahres 2021 wurden in Österreich mehr als 1.400 Wohnmobile neu angemeldet. Das klingt in absoluten Zahlen vielleicht wenig eindrücklich, tatsächlich entspricht das aber einer Steigerung von 236 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Neue Fahrzeuge sind bereits schwer zu bekommen oder mit langen Wartezeiten nach der Bestellung verbunden.

"Der Markt ist momentan ziemlich überhitzt, die Nachfrage übersteigt oftmals das Angebot. Man bekommt kurzfristig kaum neue Campingfahrzeuge", meint etwa Tomas Mehlmauer, Präsident des Österreichischen Camping-Clubs (ÖCC). Dabei ist die Anschaffung und Erhaltung eines eigenen Wohnmobils nicht gerade ein Schnäppchen.

Als Alternative zum Kauf kommen jetzt auch Abos infrage. Die meisten Anbieter haben auch die Neuauflage des VW Bully, den Camper California, im Angebot.
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Wer darüber nachdenkt, sollte nunmehr vor allem die NoVA, die beim Kauf eines neuen Wohnmobils an den Händler zu zahlen ist, im Auge haben. Zudem muss man sich informieren, wie hoch die laufend zu zahlende motorbezogene Versicherungssteuer für das neue Reisemobil ausfallen wird. Denn beide Steuern hängen unter anderem von den CO2-Emissionen in den Papieren ab, die bei Wohnmobilen aufgrund des hohen Gewichts und des hohen Luftwiderstands auch im Unterhalt stark zu Buche schlagen können (Mehr zur Ökobilanz von Wohnmobilen wird es übrigens in der nächsten "Zeltfest"-Kolumne zu lesen geben.)

Mit 1. Juli 2021 kommt es bei der NoVA überdies zu Verteuerungen, die auch Wohnmobile treffen. Händler haben ausgerechnet, dass sich diese bei manchen Modellen verdreifacht. Auch die Kaskoversicherungen sind traditionell hoch, da Wohnmobile häufig gestohlen werden. Insgesamt sind also hohe laufende Kosten zu erwarten.

Ist gebraucht so viel günstiger?

Lohnt es sich demnach, besser bei gebrauchten Modellen zuzuschlagen? Derzeit eher nicht, beurteilt dies Mehlmauer vom ÖCC, denn auch der Gebrauchtwagenmarkt tendiere zur Überteuerung. Überdies ist davon auszugehen, dass etliche Neuwagen, die jetzt aus Überschwang und Euphorie gekauft werden, schon in den nächsten Jahren gebraucht auf den Markt gekommen. Dann wird bei vielen Neo-Campern – ähnlich wie bei den pandemiebedingten Neo-Hausbesitzern auf dem Land – die anfängliche Begeisterung schon wieder verflogen sein, und es wird ein Überangebot bei Gebrauchten geben. Worin sich neue und gebrauchte Modelle nur in geringem Ausmaß unterscheiden: die hohen monatlichen Kosten.

Bei Abo-Anbietern wie Roadsurfer kann man in einem Monat oder mehreren herausfinden, welches Modell zu einem passt oder ob man überhaupt für das Camperleben geeignet ist.
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Gerade Neo-Camper, die vielleicht durch positive Erlebnisse in der Pandemie euphorisiert sind, sollten jetzt lieber zweimal überlegen: Will man in den kommenden Jahren wirklich nur noch so urlauben, oder gibt es auch andere Reiseformen, die man vielleicht schätzt? Wegen der hohen Kosten für Kauf und Erhaltung eines Wohnmobils bleibt Durchschnittsverdienern nämlich nicht allzu viel übrig im Börserl für alternative Reisen.

Wer nicht sofort Eigentümer werden will, aber auch schon einige Kurzzeitmieten hinter sich und grundsätzlich Gefallen am Campen gefunden hat, der kann sich seit kurzem auch für eine dritte Variante entscheiden. Immer mehr Anbieter bieten monatliche Komplett-Mietpakete für Camper und Wohnmobile an, die eine gute temporäre Übergangslösung darstellen: Entweder weiß man danach, dass man vielleicht doch nicht fürs Camperleben geschaffen ist, oder es ist einem klar geworden, welches Modell für einen das richtige ist, nachdem man es monatelang ausprobiert hat.

Ein Camper im Abo

So existiert in Österreich etwa seit 2019 das Kärntner Start-up Myvanture, das bereits an sieben Standorten Campervans wie den VW California vermietet. Bei der Abo-Variante kann man einen Camper zum monatlichen Fixpreis nutzen – je mehr Monate man nimmt, desto günstiger ist es. Abopreise ab rund 900 Euro pro Monat erscheinen auf den ersten Blick nicht gerade nachgeschmissen, doch der monatliche Mietbetrag inkludiert nicht nur Mietkosten, Vollkaskoversicherung und Steuern, sondern auch Wartungs- und Verschleißreparaturen sowie Reifenwechsel und Einlagerung.

Auch der deutsche Anbieter Roadsurfer bietet in Österreich Abos an zwei Standorten an, andere Unternehmen nennen ähnliche System "Langzeitmiete". Nach mindestens einem Monat oder bis zu einem Jahr kann man sich ja dann noch immer entscheiden: Abo kündigen und kaufen oder doch lieber wieder ins Hotel gehen und nicht davor auf dem Parkplatz schlafen. (Sascha Aumüller, 24.6.2021)

Zum Weiterlesen: Zeltfest Part 1: Im Büro eines anderen campieren