Dominic Thiem fällt es gegenwärtig schwer, in die Zukunft zu schauen.

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"Es ist ewig schade, weil es in der kurzen Zeit, die er spielen konnte, ganz gut ausgesehen hat." Wolfgang Thiem kann die Enttäuschung seines Sohnes vermutlich am besten nachvollziehen. Die Enttäuschung über die Handgelenksverletzung, wegen der Dominic Thiem im Achtelfinale des Turniers auf Mallorca bei einer 5:2-Führung gegen den Franzosen Adrian Mannarino aufgeben musste. "Ich bin sofort ins Spital von Palma de Mallorca gefahren, um ein MRI zu machen", ließ sich Thiem von den Organisatoren des Rasenturniers zitieren. Die Resultate der Untersuchung seien nicht so klar gewesen, "daher habe ich beschlossen, nach Barcelona zu fliegen, und es von einem Spezialisten anschauen zu lassen. Ich hoffe, ich kriege in den nächsten Tagen eine klare Diagnose."

Dem Vernehmen nach hat Thiem in jedem Fall eine Verletzung der Sehnenscheide im Handgelenk erlitten und muss mindestens zehn Tage pausieren. Damit sind die am Montag beginnenden All England Lawn Tennis Championships in Wimbledon für die Nummer fünf der Weltrangliste wohl kein Thema mehr.

Thiems Physiotherapeut Alex Stober wollte keine Ferndiagnose wagen, hatte aber wenig zuversichtlich geklungen, nachdem er gehört hatte, dass Thiem ein Knacken im Handgelenk gespürt habe: "Knacken ist grundsätzlich nie ein gutes Zeichen. Hoffen wir, dass es nur eine Verdrehung im Handgelenk war, mit dem Handwurzelknochen vielleicht eine leichte Kapselverletzung."

Kurzer Saisonhöhepunkt

Für Thiem, der im vergangenen September mit seinem Triumph bei den US Open österreichische Sportgeschichte geschrieben hat, ist das Jahr 2021 damit weiter wie verhext. Körperliche Probleme sowie Motivationsschwierigkeiten hatten ihn zu einer siebenwöchigen Auszeit bewogen. Zwar erreichte er in Madrid dann gleich das Halbfinale, allerdings folgten das Aus im Achtelfinale von Rom, eine Auftaktniederlage in Lyon und – besonders schmerzlich – die Fünf-Satz-Niederlage nach 2:0-Führung in der ersten Runde der French Open gegen den Spanier Pablo Andujar. Thiems geplanter Saisonhöhepunkt war nach nicht ganz viereinhalb Stunden vorbei.

Auf der Suche nach einem neuen Ziel lag Wimbledon nahe, obwohl der 27-jährige Niederösterreicher auf Rasen davor sein letztes Match 2019 beim Klassiker in London bestritten hatte. Noch vor Beginn der Mallorca Open hatte Thiem mit neuer Zuversicht und hochmotiviert seiner kurzen Rasensaison entgegengesehen. "Auch im Hinblick auf die Turniere nach Wimbledon, und dann auf Amerika, glaube ich, dass ich auf einem guten Weg bin. So wie ich mich bewege, körperlich und spielerisch, geht es alles in die richtige Richtung", sagte er noch am Sonntag. Auch der neue spanische Manager Galo Blanco hatte Thiems körperlichen Zustand in den höchsten Tönen gelobt.

Zittern in Kitzbühel

Jetzt steht Thiems weiteres Programm völlig infrage. Zusagen für Sandplatzturniere vor der Nordamerika-Tournee könnten obsolet sein. Dass Thiem in diesem Jahr und 2022 am Hamburger Rothenbaum (ab 12. Juli) spielt, wurde ebenso verkündet wie seine Antreten in Gstaad in der Woche darauf. Thiem hat das Turnier in der Schweiz bereits im August 2015 gewonnen. Es war sein dritter Triumph auf der Tour, aktuell hält Thiem bei deren 17. Die Nummer 14 ereignete sich 2019 in Kitzbühel. Bei den Generali Open, die ab 24. Juli in Szene gehen, wurde nach seiner Absage für Olympia in Tokio schon freudig mit dem Antreten des Lokalmatadors spekuliert. (APA, hac, lü, 23.6.2021)