Waschen gehört mittlerweile zum Basisangebot vieler PR-Firmen. Besonders im Juni, dem Pride-Month, ziehen sich viele Firmen gerne die Regenbogenflagge über, während sie in den restlichen Monaten alles andere als inklusiv agieren. Rainbowwashing – wie diese Praktik genannt wird – ist ein recht junges Phänomen. Älter und bekannter ist der Begriff "Greenwashing".

Dabei versuchen sich Konzerne in der Öffentlichkeit als nachhaltig, umweltschützend und klimafreundlich darzustellen, während hinter der grünen Fassade teils weit dunklere Farbtöne zu entdecken sind. Solche Blender zu entlarven und den Konsumenten dadurch ein möglichst objektives Bild des Unternehmens zu vermitteln ist das Selbstverständnis von "Inspektorin Grün".

Die Inspektorinnen und der Inspektor.
Foto: Inspektorin Grün

Servicejournalismus mit Mehrwert

Hinter der fiktionalen Aufdeckerin steckt eine Gruppe junger Menschen rund um die Tiroler Chefredakteurin Maria Retter. Retter sieht "Inspektorin Grün", ein Abschlussprojekt des Kuratoriums für Journalistenausbildung, als Servicejournalismus mit Mehrwert. Immer mehr Menschen würden infolge der Klimaerhitzung Wert auf nachhaltigen Konsum legen. Die Aufgabe der Inspektorin sei es, die zahlreichen Nachhaltigkeitsversprechen, die Unternehmen oft leichtfertig in die Welt setzen, kritisch einzuordnen und den Konsumentinnen und Kunden möglichst niederschwellig verfügbar zu machen.
Das achtköpfige Team setzt neben der Website vor allem auf die sozialen Medien. Ein Instagram-Channel soll die Ermittlungen der Inspektorin begleiten und jungen Menschen komplexe Sachverhalte wie den CO2-Zertifikatshandel anschaulich vermitteln.

Externe Expertinnen und Fachmänner liefern Einschätzungen, ehe es am Ende in einer Abstimmung unter den Lesenden der Artikel darum geht, ob die untersuchten Firmen tatsächlich "reine Überflieger", "Nachhaltigkeits-Wannabes" oder schlichtweg "grüne Blender" sind. Unter die Lupe genommen werden österreichische Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen, aus der Lebensmittel-, Mode- oder Tourismusbranche.

Vorgehaltener Spiegel

Erstes Untersuchungsobjekt ist der hippe Eistee-Hersteller Hakuma aus Wien, der bis Jahresende rund eine Million Einheiten seines Getränks produziert haben wird. Das vegane Premiumprodukt kommt mit Zutaten wie Mango, Matcha oder Yuzu daher, rühmt sich aber als klimapositives Unternehmen mit "weniger als null CO2-Emissionen".
Die Recherchen der Inspektorin zeigten dabei auf, dass das schicke "-CO2"-Label auf der Dose kein offizielles Zertifikat ist, sondern den hauseigenen Designfähigkeiten entsprang, und dass bei den aktuellen Absatzsteigerungen wohl bald schon wieder neue "Wiedergutmachungszertifikate" eingekauft werden müssen, um am Ende mit einer Netto-Null dastehen zu können.

Das Beispiel Hakuma zeigt gleichzeitig aber auch den spannendsten Aspekt des Journalismusprojekts auf: nämlich dass die Konfrontation mit den eigenen Nachhaltigkeitsversprechen die Konzerne zu stärkerer Selbstreflexion sowie zu neueren und besseren Zielen bewegt. So auch bei Hakuma. Damit hat die Inspektorin schon gute Arbeit geleistet. (Fabian Sommavilla, 25.6.2021)