Die Klimaprobleme bereiten jungen Menschen Sorgen. Die Lebenszufriedenheit sinkt.

Foto: imago images/Future Image

Wien – Das Lebensgefühl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen leidet. Die 14- bis 24-Jährigen, die vermeintlich "jungen Wilden", wie Stefan Anzinger vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Market sie nennt, sind zunehmend unsicher, gestresst und immer weniger optimistisch. Das zeigt eine Online-Befragung, die Market im Auftrag der Allianz-Versicherung im Mai in Österreich durchgeführt hat. Andere Erhebungen passen in dieses Bild. Deshalb warnt Anzinger: "Wenn die Jungen im Kern gehemmt sind, kann man sich ausrechnen, wo wir hinkommen, wenn dieser Motor, diese Antriebskraft fehlt."

Bei einer vorangegangenen Studie im Jahr 2017 hatten noch gut zwei Drittel der Befragten angegeben, mit dem Leben zufrieden zu sein. Bei den 800 im Alter von 14 bis 24 Jahren Befragten zeigte sich, dass der Wert auf 57 Prozent gesunken ist. Besonders drastisch sackte er bei Frauen ab: von 69 auf 49 Prozent.

Jede zweite junge Frau fürchtet sich vor der Zukunft, bei den Männern jeder Vierte. Im Schnitt bereitet jeder und jedem Dritten die Zukunft Sorgen, vor wenigen Jahren war es noch ein Viertel gewesen.

Pandemie verstärkte Trend

"Wir müssen alles daransetzen, jungen Menschen ihr positives Lebensgefühl zurückzugeben", schlussfolgert Rémi Vrignaud, CEO von Allianz Österreich. Die Corona-Krise habe die Entwicklungen verstärkt, aber der Blick auf Erhebungen von 2011 und 2017 zeige, dass sie schon vorher da waren.

Was kann den jungen Menschen Sicherheit geben? Die wichtigsten Faktoren sind ein sicherer Arbeitsplatz, die Familie sowie Freunde – alle drei sind für acht von zehn Befragten von großer Bedeutung für ihr Sicherheitsgefühl, gefolgt von einer guten Ausbildung.

Psyche leidet

Rund vier von zehn Personen gaben an, keine Gesundheitsprobleme zu haben, ein Viertel leide allerdings unter psychischen Beschwerden. Müdigkeit und Stress (46 bzw. 45 Prozent) sind dabei häufig genannte Symptome – sowie Angespanntheit (41 Prozent).

Als Bedrohung wird allem voran der Klimawandel wahrgenommen (von 45 Prozent). Dahinter liegen Themen wie die politische Weltlage oder Stress/Burnout, was 23 bzw. 22 Prozent als Problem der nächsten 20 Jahre ausmachen. In Sachen Klimawandel wird die Industrie von 80 Prozent sehr stark als verantwortlich wahrgenommen, gefolgt von "Wir alle" – drei Viertel geben dies an. Die Politik sehen dagegen nicht einmal zwei Drittel als verantwortlich.

Angst vor Klimawandel

Das Klimathema lässt von den Befragten jede Zweite bzw. jeden Zweiten Angst verspüren, aber auch Hilflosigkeit (43 Prozent), Unsicherheit (42 Prozent) und Traurigkeit (40 Prozent). Jeder Dritte bezeichnet sich gar als wütend. Je älter die Befragten, desto größer ist ihr Interesse am Thema Klimawandel.

Einen besonders starken Rückgang im Vergleich zu 2017 gab es bei dem Gefühl, dass Terror eine Bedrohung darstellt – dies gaben nur 15 Prozent an, in der Befragung 2017 waren es noch 43 Prozent.

Frauen mehr Angst vor Corona

Corona wurde von fast sechs von zehn Befragten als Gefahr empfunden – auch hier mehr von Frauen (fast zwei Drittel) als Männern (54 Prozent). Junge Frauen fühlten sich von den sozialen Problemen, die durch die Corona-Krise entstanden, stärker betroffen. Mehr als ein Drittel aller Befragten (38 Prozent) geht im Übrigen davon aus, dass die Pandemie erst in einem oder zwei Jahren überwunden sein wird.

Während der Pandemie wurde auch die Nutzung sozialer Medien wichtiger, mehr als jede Zweite und jeder Zweite nutzt sie aus Langeweile, aber 48 Prozent insbesondere, um Kontakte zu anderen Menschen zu pflegen.

Aktivwerden gegen den Klimawandel spielt für junge Leute eine wachsende Rolle. Jeder Dritte fühlt hier Tatendrang, 2017 war es noch rund ein Viertel gewesen. "Für die jungen Menschen ist das eigene Aktivwerden wichtig, um aus der Desorientierung herauszukommen", sagt Anzinger. Nun müssten von der Gesellschaft alle Anstrengungen unternommen werden, um diesen Tatendrang zu unterstützen. (Gudrun Springer, 24.6.2021)