Marko Arnautović und David Alaba sind Freunde fürs Leben. Und vielleicht bald EM-Viertelfinalisten im Fußball. Allerdings hat Italien ein Mitspracherecht.

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Am Donnerstag hat Kapitan David Alaba in Seefeld seinen 29. Geburtstag gefeiert. Der ÖFB hat ihm vielleicht deshalb einen Auftritt in der Zoom-Pressekonferenz erspart, die schönsten Geschenke sind mitunter gratis. Alaba kann sich eh alles selbst kaufen. Für die Torte musste er nichts bezahlen. Ein EM-Achtelfinalist schöpft aus dem Vollen, Marko Arnautović und Christoph Baumgartner waren hervorragende Alternativen. Zweitgenannter, der Goldtorschütze zum 1:0 gegen die Ukraine, sprach im Hinblick auf das Treffen mit Italien am Samstag im legendären Wembley den schönen Satz: "Das Adrenalin wird uns aus den Ohrwascheln rausspritzen."

Arnautović hatte einen inhaltlich guten Tag. Da Österreich im Turnier mehr als angekommen ist und europaweit Interesse geweckt hat (bester Gruppenzweiter!), parlierte er in mehreren Sprachen. Der 32-Jährige ist viel herumgekommen, hat einiges gesehen, gesagt und gehört. Zu seinem Repertoire zählen Deutsch, Wienerisch, Serbisch, Niederländisch, Italienisch, Spanisch, Englisch und Portugiesisch, manches fließt, manches holpert. "Ich verstehe aber alles." An Chinesisch droht der Schanghai-Legionär zu scheitern.

Seinen Spezi Alaba charakterisierte er so: "Über seine Qualitäten als Fußballer braucht man nicht reden, jeder auf dieser Welt weiß Bescheid, wer David Alaba ist. Als Person bedeutet er sehr viel in meinem Leben."

Den Hut ziehen

Apropos Qualität: Es hat sich selbstverständlich bis nach Seefeld herumgesprochen, dass Cristiano Ronaldo für Portugal bereits 109 Tore geschossen hat. Arnautović zieht den theoretischen Hut. "Wenn du seinen Namen sagst, dann reden wir gar nicht mehr über Menschen. Es gibt zwei Spieler, die nicht von dieser Welt sind. Die sind von irgendwo ganz anders, sind kurz mal hergekommen, mischen alle Ligen und Wettbewerbe auf und nehmen alle Trophys mit. Dann hauen sie wieder ab. Das sind er und Lionel Messi."

Arnautović ist und bleibt irdisch. Er trägt im Team wie Ronaldo die Rückennummer sieben, ist eine Art "CR 7". "MA 7" geht nicht, klingt nach Magistratsabteilung. Gegner Italien bezeichnet er als "Weltklasse", was aber egal ist. "Wir kommen nicht, um Urlaub zu machen oder um das Stadion zu besuchen. Wir wollen ein Spiel gewinnen, dafür sind wir da. Sag niemals nie, mein Freund."

Wie gegen Bayern

Baumgartner glaubt an den Coup. "Was extrem wichtig sein wird, ist, dass wir sehr mutig spielen", sagte der 21-Jährige. Natürlich sei Italien der klare Favorit, aber er kenne die Situation mit Hoffenheim aus der Bundesliga. Vor Partien gegen Bayern München. "Da wird es von außen auch so gesehen, dass man keine Chance hat. Ich habe Bayern aber schon zweimal schlagen dürfen." Maßgeblich sei, sich im Ballbesitz viel zuzutrauen. "Wir können das. Vermeintlich übermächtige Teams mögen es nicht, wenn der Kleine oder der vermeintlich Schwächere den Ball hat."

Die Italiener hätten in der Defensive "einen guten Mix aus extrem hoher Qualität und extremer Erfahrung". Gianluigi Donnarumma sei wahrscheinlich "der beste Tormann in den nächsten Jahren". Egal. "Wenn wir jungen, spritzigen Buben aus Österreich da reinstoßen, können wir ihnen wehtun."

Kein Theaterstück

Das glaubt auch Peter Schöttel. Schließlich sei der Sport unvorhersehbar. "Das ist anders als bei einem Theaterstück, wo du weißt, was passiert", erklärte der ÖFB-Sportdirektor. "Bei so einer Sportveranstaltung kann viel passieren. Da kann es am Anfang einen Ausschluss geben, da kann es eine schlechte Tagesverfassung beim Gegner geben, eine überragende bei uns", meinte Schöttel. "Fakt ist, dass die Burschen sehr selbstbewusst sind."

Am Donnerstagnachmittag wurde und am Freitagvormittag wird in Seefeld taktisch geübt. Der Abflug von Innsbruck nach London erfolgt gegen 15 Uhr. Am Abend lernen Baumgartner und Co das Wembley nämlich nicht kennen. Zwecks Schonung des Rasens darf dieser nicht betreten werden, auch nicht von Italienern. "Wir kommen nicht zum Spaß. Wir haben etwas Großes erreicht, aber wir wollen noch etwas Größeres erreichen", sagt Baumgartner. Am Samstag ab 21 Uhr wird das Adrenalin aus den Ohren spritzen. In Fontänen. Im Wembley. (Christian Hackl, 24.6.2021)